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Museum: Die Box vom Checkpoint Charlie

Berlin bleibt die Stadt der Infoboxen. Auf der Freifläche am Checkpoint Charlie entsteht derzeit ein Ausstellungspavillon als Vorbote für das geplante Museum des Kalten Krieges. 2014 soll es öffnen.

Die Ausmaße der neuen Infobox sind mit rund 200 Quadratmetern eher bescheiden. „Wir konkurrieren nicht mit der Humboldt-Box“, sagt Monica Geyler-von Bernus vom „Forum für Geschichte und Gegenwart“, das die neue Infobox im Auftrag des Senats betreuen soll. Geyler-von Bernus rechnet mit einer Eröffnung im Frühjahr. Die Bauabnahme ist für den 12. Dezember vorgesehen.

Kulturstaatssekretär André Schmitz hatte vor kurzem den Willen des neuen Senats bekräftigt, das Museum des Kalten Krieges voranzutreiben und es als „letzten Baustein in unserem Erinnerungskonzept“ bezeichnet. Bisher existieren allerdings nur ein Förderverein und ein Aufruf prominenter Persönlichkeiten, das Museum zu unterstützen. Der SPD-Politiker und ehemalige Außenminister der DDR, Markus Meckel, gehört zu den Initiatoren.

Das Gelände am Checkpoint Charlie sollte eigentlich schon lange bebaut sein, doch die „Checkpoint Charlie KG“ meldete 2003 Insolvenz an. Nach Auskunft der Senatskulturverwaltung verhandelt derzeit ein irischer Investor mit dem Konkursverwalter über einen Kauf des Grundstücks. Dieser Investor sei bereit, in einem neuen Büro- oder Hotelgebäude 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zu reservieren. Das Land würde diese Fläche anmieten und dem Museum sechs Millionen Euro für die Erstausstattung überlassen. Danach soll sich das Museum selber tragen. In einer Konzeptstudie wird mit mindestens 300 000 Besuchern im Jahr gerechnet. Das Museum könnte frühestens im Jahr 2014 öffnen.

Der Checkpoint Charlie mit seinen Schauspiel-Soldaten, Werbetrabis und Deko-Militaria ist ein touristischer Hotspot von zweifelhaftem Niveau. Auch das private Mauermuseum „Haus am Checkpoint Charlie“ von Alexandra Hildebrandt ist nach Ansicht von Museumsexperten nicht geeignet, den Kalten Krieg pädagogisch aufzuarbeiten. Der Senat versucht seit langem gegenzusteuern. 2005 wurde der Verein „Forum für Geschichte und Gegenwart“ mit einer Open-Air-Ausstellung beauftragt. Auf zahlreichen Schautafeln werden die Ereignisse an der Berliner Mauer, persönliche Schicksale, aber auch die internationalen Folgen thematisiert. Das geplante Museum soll die Tragweite der europäischen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg weiter vertiefen.

Monica Geyler-von Bernus sieht die Infobox zunächst vor allem als „Erweiterung der Bildergalerie“. Mit Filmen, Audiomitschnitten und Exponaten könnten die Verwerfungen des Kalten Krieges anschaulicher vermittelt werden. Was genau zu sehen sein wird, ist noch unklar. Auch die Finanzierung steht noch nicht. Der Bau selbst schlägt mit 90 000 Euro zu Buche. Geyler-von Bernus hofft, dass der Checkpoint Charlie durch die Öffnung des Geländes und die Infobox an Qualität gewinnt. Bisher steigen die Besucher aus ihrem Reisebus, schieben sich an der Ausstellungswand entlang und erleben den Ort selbst als eng und abgeschottet.

Ein wichtiges Relikt des Ortes, die originale Kontrollbaracke, wurde schon 1990 abtransportiert. Sie steht heute im Alliiertenmuseum. Für die Fotos der Touristen muss ein Nachbau samt Sandsackbarriere und Soldatendarsteller herhalten.

An der Bernauer Straße wird mit viel Geld und teilweise gegen den Willen der Anwohner eine aufwendige Mauergedenkstätte realisiert. Am Checkpoint Charlie wirkten alle Versuche bisher eher halbherzig. Die Mauer-Kreuze, die vor Jahren an die Toten der Teilung erinnern sollten, machten aus dem Checkpoint der Alliierten einen Opfer-Friedhof. Ob das neue Museum des Kalten Krieges im Erdgeschoss eines Hotels die Aura des alten Checkpoints ändern wird, ist ungewiss.

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