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Das frisch sanierte Schwimmbecken lädt zum Hineinspringen ein.

© Anett Kirchner

Sanierte Schwimmhalle für Steglitz-Zehlendorf: Die Finckensteinallee geht wieder baden

Die Schwimmhalle Finckensteinallee öffnet Ende August nach acht Jahren Schließung wieder. Die Sanierung hat vier Jahre gedauert und zwölf Millionen Euro gekostet. Damit ist die denkmalgeschützte Halle eine der teuersten Anlagen der Berliner Bäder-Betriebe.

Vorsicht, frisch gestrichen! Die Farbe an den Wänden im Treppenhaus der Schwimmhalle Finckensteinallee glänzt noch. Ein paar Schritte weiter versperrt ein rotweißes Band den Weg. Fliesen werden hier verfugt. Wenige Handgriffe nur noch, dann ist alles fertig. Das glasklare Wasser im Schwimmbecken lädt bereits zum Hineinspringen ein. Ende August - der genaue Termin steht noch nicht fest - wird die Schwimmhalle in Lichterfelde-West nach jahrelanger Sanierung offiziell wieder eröffnet. In die Vorfreude mischen sich jedoch auch Sorgen: Trotz der Modernisierung wird die Schwimmhalle künftig eine der teuersten Anlagen der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) sein.

Ohne EU-Fördergelder wäre Sanierung nicht möglich gewesen

„Weil es zum Beispiel ein rein sportorientiertes Bad ist“, erklärt BBB-Sprecher Matthias Oloew die hohen Kosten. Es gebe keine zusätzlichen Angebote wie Whirlpool, Wellness, Sauna. Auch ein Nichtschwimmerbecken sei nicht vorhanden. Warum? Die Sanierung musste denkmalgerecht erfolgen. Der historische Bau sollte so originalgetreu wie möglich wieder hergerichtet werden - mit einem ursprünglich 25 Mal 50 Meter großen Schwimmbecken.

Gleichzeitig stand auch eine energetische Sanierung zur Diskussion. Denn ein Teil der Finanzierung musste aus einem entsprechenden Umweltentlastungsprogramm mit EU-Fördergeldern getragen werden. Oloew versichert, dass ohne diese Gelder, die Sanierung nicht möglich gewesen wäre. Denkmalgerecht und energetisch? Das brachte Architekten und Bauleute in manche Zwickmühle, heißt es. Aufgrund der Auflagen habe etwa die Gebäudehülle nicht zusätzlich gedämmt werden können.

Zehn-Meter-Sprungturm wurde aus Kostengründen abgerissen

Stellt sich die Frage, ob ein Neubau kostengünstiger gewesen wäre? „Da sind wir ambivalent“, sagt Oloew, ohne das weiter zu begründen. In Berlin finde aber derzeit ein „leichtes Umdenken“ statt. Das Thema werde aktuell im Parlament, in den Parteien, Bezirken, Verbänden und Gremien diskutiert.

„Dass die Schwimmhalle viel höhere Betriebskosten als vergleichbare moderne Häuser haben wird, liegt auch an der enormen Höhe des Bauwerkes“, erklärt er weiter. Das sei deshalb so konzipiert, weil in der Halle früher ein Zehn-Meter-Sprungturm stand. „Der wurde abgerissen, was wir aus heutiger Sicht bedauern“, so der BBB-Sprecher. Keiner habe jedoch das Geld für die aufwändige Sicherung des Turmes zusammenkratzen können.

Durch den Wegfall des Turmes sei an dieser Stelle aber die Wassertiefe verringert worden. Das Schwimmbecken ist heute einheitlich zwei Meter tief. "Wenigstens das spart Energie", erklärt Oloew. Vorher fasste das Becken etwa 4000 Kubikmeter Wasser, heute sind es rund 2500.

Schwimmgemeinschaft Steglitz konnte die Halle acht Jahre lang nicht nutzen

Insgesamt dauerten die Sanierungsarbeiten vier Jahre. Eigentlich sollte die Halle bereits 2013 eröffnet werden, aber es kam zu Verzögerungen, weil der Innenputz von den Wänden fiel. Die Kosten für die Modernisierung liegen laut den BBB aktuell bei etwa zwölf Millionen Euro. Die Schlussrechnung ist jedoch noch nicht gemacht, heißt es. Der Löwenanteil wird aus dem Bädersanierungsprogramm des Berliner Senats bezahlt.

Die Schwimmgemeinschaft Steglitz hat theoretisch ihre Heimstätte an der Finckensteinallee. Der Verein konnte die Halle jedoch insgesamt acht Jahre nicht nutzen, weil sie bereits 2006 geschlossen wurde. Der Grund: Schäden in der Statik. Entsprechend groß ist jetzt die Vorfreude. „Wir hoffen, dass unsere Mitgliederzahlen wieder steigen“, sagt der Vereinsvorsitzende Günter Scharioth. Diese seien von 1400  auf 600  gesunken. „Bei noch längerer Schließzeit wäre die Existenz des Vereins bedroht gewesen“, ergänzt er.

Kleiner Trost: Die Schwimmer der SG Steglitz werden hier die ersten sein, die ihre Bahnen ziehen. Weil im August in Berlin die Schwimm-Europameisterschaften stattfinden, wird die Halle an der Finckensteinallee noch vor der offiziellen Wiedereröffnung als Trainingsstätte gebraucht.

Zu welchen Zeiten die Öffentlichkeit die Schwimmhalle später nutzen kann, geben die BBB bislang nicht bekannt. „Mindestens 50 Prozent soll sie für Schulen und Vereine zur Verfügung stehen“, erklärt der Unternehmenssprecher.

Die Halle wird erstmalig auch für die Öffentlichkeit und nicht nur für Vereine zugänglich sein

Anwohnerin Andrea Anders (Name geändert), die künftig auch gern in der Finckensteinallee schwimmen möchte, ist skeptisch. „Ich hoffe, dass es genug und attraktive Öffnungszeiten für uns gibt“, sagt sie. Dazu bemerkt Matthias Oloew: "Die Halle wird überhaupt erstmalig in ihrer Geschichte für alle geöffnet." Ursprünglich sei sie nur für Männer und nicht für die Öffentlichkeit gebaut worden.

Die Schwimmhalle entstand 1937 und war damals die größte ihrer Art in Europa. Das Gebäude steht auf dem ehemaligen Gelände der preußischen Hauptkadettenanstalt. 1933 zog hier die SS ein. Aus der Kadettenanstalt wurde die Zentrale der Leibstandarte Adolf Hitlers.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer richteten sich in den Kasernen die US-Streitkräfte ein. Heute wird das Gelände hauptsächlich vom Bundesarchiv genutzt. Die Schwimmhalle wurde aus dem Grundstück ausgegliedert und gehört inzwischen der BBB Infrastruktur, der Liegenschaftsgesellschaft der Berliner Bäder. „Allerdings wurden jeweils nur vier Meter um das Gebäude übertragen“, so Oloew. Deshalb gebe es keine Möglichkeit zum Beispiel Parkplätze zu schaffen.

Günter Scharioth von der SG Steglitz findet, dass die Schwimmhalle eine besondere Wirkung hat und begrüßt, dass sie in ihrem Charakter erhalten wurde. Er kennt das Gebäude noch aus der Zeit der US-Alliierten. Sein Vater arbeitete hier. Deshalb durfte er als Kind einmal in der Halle schwimmen früh morgens, als noch alle schliefen. Er erinnert sich: „Als ich so schwamm, ging langsam die Sonne auf und schien durch die bodentiefen Fenster auf das Wasser.“ Diese Atmosphäre werde er nie vergessen.

Anett Kirchner ist freie Journalistin und bloggt seit Januar 2014 auch für den Zehlendorf Blog des Tagesspiegels
Anett Kirchner ist freie Journalistin und bloggt seit Januar 2014 auch für den Zehlendorf Blog des Tagesspiegels, außerdem schreibt sie für die evangelische Wochenzeitung "dieKirche".

© privat

Die Autorin ist freie Journalistin und schreibt unter anderem für die Evangelische Wochenzeitung "dieKirche". Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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