zum Hauptinhalt

Streit um Grundsteinlegung: Jetzt darf das Volk doch noch zum Schloss

Die Landesregierung reagiert mit einer Einladung zum "Tag der offenen Baustelle" auf die Empörung angesichts der missglückten Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung am Potsdamer Stadtschloss.

Empörung, Unverständnis, Wut: In Potsdam schlagen die Wogen hoch, dass die Grundsteinlegung für den Aufbau des Stadtschlosses als Landtagssitz einer geschlossenen Gesellschaft geladener VIP-Gäste vorbehalten blieb. Einhundert Interessierte hatten die Zeremonie fernab, teilweise über hölzerne Bauzäune verfolgen müssen. Nach internen, ultimativen Interventionen von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) zog das Finanzministerium am Donnerstag eine erste Konsequenz aus dem Desaster: Es lud gemeinsam mit der Baufirma BAM für den 10. März 2011 ab 14 Uhr „zum Tag der offenen Baustelle“. Gemeinsam mit der BAM will Finanzminister Helmuth Markov (Linke) allen Interessierten den Stand der Bauarbeiten erläutern. Platzeck bedauerte in einer Erklärung, „dass es bei diesem – vom Grunde her – Freudentag für das ganze Land und für die Hauptstadt Potsdam zu solchen Dissonanzen gekommen ist.“ Das Finanzministerium hatte, wie Landtagspräsident Gunther Fritsch (SPD) bestätigte, die Regie der misslungenen Veranstaltung. Inzwischen hat sich auch noch herausgestellt, dass es weitere Pannen gab. Nur Zaungäste waren etwa der langjährige Landtagspräsident Herbert Knoblich (SPD) und Hans-Joachim Giersberg, der frühere Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Giersberg, der auch Träger des höchsten Landesordens und Ehrenbürger Potsdams ist, hatte keine Einladung. „Man hat kaum etwas gesehen. Ich bin dann eben wieder gegangen“, sagte er. Er kritisierte den Ausschluss der Allgemeinheit ausgerechnet bei der Grundsteinlegung für dieses Vorhaben. „Das kann man doch als Volksfest feiern.“

Knoblich beschwerte sich persönlich beim Finanzminister, „dass auch ich mir die Nase am Zaun platt drücken durfte“. Markov habe ihm gesagt, bei einer solchen Veranstaltung müsse man auch Verständnis haben, dass nicht für jeden Platz sei. In dem Fall weist das Ministerium die Kritik zurück: Es sei eine Einladung an Knoblich gesandt worden. Verwicklungen gab es im Vorfeld auch um die Einladung für Hasso Plattner, den 20-Millionen-Spender für das Schloss, die an verschiedene Adressen gegangen war, Plattner aber zunächst nicht erreicht hatte.

Weniger Prominente, die sich jahrelang für das Landtagsschloss engagierten, wurden wohl vergessen. Einer ist Klaus Eichler, früher Abteilungsleiter im Bauministerium, der von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nicht zuletzt für seine Verdienste um Potsdam und das Schloss mit dem Landesorden ausgezeichnet wurde. „Das hat mich schon getroffen“, sagte Eichler, der kein Verständnis hat, dass das Volk draußen bleiben musste. Das Finanzministerium hatte die Auslese mit Sicherheitserfordernissen begründet. Dabei fand die Zeremonie gar nicht auf, sondern neben der extra gesperrten Baugrube statt.

Im Landtag droht ein Nachspiel. CDU- Fraktionschefin Saskia Ludwig, die die VIP-Party boykottiert hatte, will das Ganze im Landtagspräsidium ansprechen: „Es zeigt, wie abgedriftet die Entscheidungsträger mittlerweile sind.“ Auch Landtagspräsident Fritsch bedauerte die Dissonanzen. „Man kann alles besser machen.“ Etwa beim „Richtfest“.

Zur Startseite