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Robbie Williams erhielt den Bambi in der Kategorie 'Entertainment'.

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Update

Bambi-Verleihung in Berlin: Promirummel am Potsdamer Platz

Erstmals seit 1999 lockte die Bambi-Verleihung Prominenz in die Hauptstadt. Neben Tom Schilling, Robbie Williams und zahlreichen anderen erhielt am Donnerstagabend auch Bill Gates einen Preis – „für einen guten Menschen“.

Erst hat Microsoft-Gründer Bill Gates einen beachtlichen Teil der globalen Gemeinde vor die Computer gebannt. Und am Donnerstagabend wurde er im Musical-Theater am Potsdamer Platz auch noch mit einem Millenium-Bambi ausgezeichnet. Wenn das nicht die Krönung ist für einen Weltrevolutionär.

Den Preis bekam aber nicht der geniale Unternehmer, der findet Computer inzwischen nämlich überbewertet, wie Laudator Günther Jauch sagte. Den Preis und die unausweichliche Standing Ovation bekam der „ungeduldige Optimist“, der an einer gerechteren Welt arbeitet. Deshalb darf er das goldene Rehlein auch nicht allein behalten, sondern muss es mit Frau Melinda teilen, die gerade in Äthiopien unterwegs ist. Die „Bill & Melinda Gates Stiftung“ kümmert sich schließlich nicht um den Teil der Menschheit, der Probleme mit der Benutzerkontensteuerung hat, sondern um den anderen, der gegen Polio, Aids und Malaria kämpfen muss.

Es ist die größte Stiftung der Welt, die Eheleute Gates haben 28 Milliarden Euro in 100 Ländern investiert und 100 internationale Milliardäre bewegt, die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu geben. Gates nutzte die Verleihung, um für seine Vision zu werben, innerhalb von einer Generation eine Welt zu schaffen, in der jedes Kind die gleichen Chancen hat. Günther Jauch erinnerte daran, dass der Milliardär mal ein „stinkfauler Schüler“ war und den eigenen Kindern 50 Cent Taschengeld in der Woche gab.

Bereits am Mittwochabend war Bill Gates in Berlin eingetroffen und unterzeichnete gemeinsam mit dem isländischen Künstler Olafur Eliasson einen Aufruf der Lobbyorganisation ONE. Darin wird von der neuen Regierung mehr Geld für Entwicklungshilfe gefordert. Am Donnerstag traf er sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die pickte sich mit diesem Treffen gewissermaßen ihre persönliche Rosine raus aus dem Starflimmern.

So viel A-Klasse wie zur Verleihung des 2,5 kg schweren, mit 18 Karat vergoldeten Bronze-Rehleins mit den langen Beinen versammelt sich tatsächlich nicht oft auf einem Platz. Allein 75 Limousinen waren bei der Vorfahrt im Einsatz. Große Designer überschlugen sich schon am Mittag mit Meldungen, wer in ihren Roben steckt. Bunte-Chefin Patricia Riekel, die für die Gästeliste zuständig war, berichtete, dass die Schauspielerin Maria Furtwängler, Ehefrau des Gastgebers Hubert Burda, sich für eine Robe von Victoria Beckham entschieden hat, was freilich nahe lag. Denn das als „eine der anerkanntesten Stilikonen der Welt“ gefeierte frühere Spice Girl bekam gleich zu Beginn den Bambi in der Kategorie Mode. Als Bewunderer outete sich Laudator Karl Lagerfeld, der auch erwähnte, wie sehr er Frauen mit eisernem Willen mag, diese habe noch dazu den hübschesten Ehemann.

Für Maria Furtwängler gab es mehrere Funktionen bei dieser Verleihung. Sie gehörte auch zu den 35 Tatort-Kommissaren, die auf die Bühne geladen wurden, um Gunther Wittke zu unterstützen, der als Tatort-Erfinder für die langlebigste Krimi-Reihe im deutschen Fernsehen den Ehrenpreis der Jury bekam. Auch Robbie Williams und Helene Fischer füllten Doppelfunktionen aus als Show-Gastgeber und als Preisträger. Auch Geiger David Garrett freute sich über einen Preis. Jupp Heynckes bekam das sportliche Reh und wurde von Pep Guardiola als Legende und großes Vorbild gelobt.

Natürlich ist so eine im Fernsehen übertragene Preisverleihung auch große Werbung und daher bei allen Superlativen nicht unumstritten. Manche Längen wären sicher vermeidbar. So possierlich das Reh auch aussieht, es hat schon 65 Jahre auf dem Rücken. Im kühlen Preußen hatten sich die Organisatoren heftig ins Zeug gelegt, um es nach bayerisch barocker Art so richtig krachen zu lassen. 11500 Blumen mussten gepflückt werden, um den Saal auszustaffieren. Udo Jürgens wollte am späten Abend live singen, obwohl ihm das Bambi in der gefährlichen Kategorie „Lebenswerk“ zugedacht war. Aber mit dieser Auszeichnung ist ja hoffentlich „noch lang noch nicht Schluss“, wie er mit 66 Jahren schon so lässig sang.

Von der glamourösen 20-Jährigen Miley Cyrus sind solche Herausforderungen noch weit entfernt. Sie durfte den Altersschnitt senken, hatte auch viele junge Fans auf den Potsdamer Platz gelockt, sang auch noch und konnte gleich mal das neue Tattoo ausführen, das ihre Oma Loretta zeigt.

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