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Danke und Tschüs. Katja Weitzenböck gab fleißig Autogramme.

© DAVIDS/Sven Darmer

Letzte Party der Ku'damm-Bühnen: Abschied und Ausverkauf

Beim Abschiedfest der Ku'damm-Bühnen herrschen Dankbarkeit und Wehmut. Die Theatermacher bekommen stehenden Applaus.

Alles muss raus. Der Moderator hat gesagt, dass die Menschen im Publikum sich überlegen sollen, ob ihnen die rot gepolsterten Stühle gefallen. Wenn ja, dann können sie sie kaufen und mit nach Hause nehmen. Am hellichten Tag nehmen am Samstag die Betreiber und das Ensemble der Ku’damm-Bühnen mit Sketchen und Bühnengesprächen Abschied, feiern noch einmal sich selbst und ihr Publikum.

Dabei versteigern sie auch Requisiten aus über 94 Jahren Bühnenbetrieb im Ku’damm-Karree. „Georg Thomalla hat in über 500 Aufführungen dieses Telefon in der Hand gehalten“, sagt der Schauspieler Markus Majowski, heute in der Rolle des Auktionators, und hält einen schweren Metallapparat mit Wählscheibe hoch. „10, 20? Wer bietet mehr?“

Rappelvoll ist der Saal zum Abschiedsfest, die Stimmung im gedimmten Licht ehrfurchtsvoll. Bis in die Gänge und Logen drängen sich die Besucher, teils Passanten mit Sonnenhüten und Kamera vor dem Bauch. Zu einem großen Teil aber langjährige Gäste, extra gekommen, um das Ende dieser Institution mitzuerleben. Als Jürgen Woelffer, die zweite Generation des Familienunternehmens, die Bühne betritt, bekommt er langanhaltenden stehenden Applaus.

„Danke für die gute Zeit und die Unterstützung in diesem Kampf gegen große Mächte“, sagt sein Sohn, der Intendant Martin Woelffer. Der Kampf war lang und jetzt ist er endgültig zu Ende, am Sonntag ist die letzte Vorstellung. „Veränderungen sind nie leicht“, bedauert Horst Evers in seinem diesmal, den Umständen geschuldet, etwas ernsteren Jahresrückblick.

Als die Schauspielerin Katja Weitzenböck ein Gedicht über das Abschiednehmen vorliest, muss sie schlucken. Im nächsten Moment lacht das Publikum aber wieder herzhaft, wie man es an dieser Bühne gewohnt ist. Mittlerweile können sie wieder über die Misere lachen. Mit dem Umzug ins Schillertheater geht es ja auch schon bald weiter, und für den Umzug ins Kellerschoss des Neubaus am Kurfürstendamm in einigen Jahren wurden die Subventionen erhöht.

Der Vorverkauf für die ersten Vorstellungen im Schillertheater hat bereits begonnen, und er laufe gut, betont Martin Woelffer. Er sagt aber auch: „So eine Atmosphäre wie hier müssen wir erst einmal wieder herstellen.“ Dankbarkeit und Wehmut schwingen an diesem Tag mit, und immerhin ist ja auch eine Ära zu Ende gegangen und unter den Hammer gekommen.

Das Telefon, das Georg Thomalla in den Händen gehalten hat, ist am Ende für 120 Euro verkauft worden. Für 65 Euro ersteigerte ein Besucher ein Lebkuchenherz, das in einer anderen Aufführung als Requisite diente. Und bekam dazu eine herzliche Umarmung von Markus Majowski.

Lena Völkening

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