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Im Schnitt steuern Lange-Nacht-Teilnehmer fünf Museen per Shuttle an - hier während der 32. Lange Nacht am 16. März.2013, die dem Berliner Themenjahr 2013 unter dem Motto "Zerstörte Vielfalt" gewidmet war.

© Britta Pedersen/dpa

Mehr Schlaf, weniger Kultur: Pro Jahr nur noch eine Lange Nacht der Museen

Wegen stagnierender Besucherzahlen und überlasteter Kultureinrichtungen wird das Konzept der Langen Nacht der Museen geändert: Sie findet künftig nur noch einmal im Jahr statt.

Diese Erfindung ist eigentlich eine Berliner Erfolgsstory: das organisierte Zusammenspiel aus City-Crusing, Kultur-Surfen und Bildungs-Hopping. Am 15. Februar 1997 war die erste Lange Nacht der Museen als Hauptstadt-Ereignis gestartet. 29 kleine und große Häuser beteiligten sich damals an der Netzwerk-Premiere. 6000 Tickets wurden als Eintrittskarten und Fahrscheine neugierigen Entdeckern verkauft, die sich erstmals zur außergewöhnlichen Zeit bei speziellen Programmangeboten in berühmten und weniger bekannten Ausstellungen bis nach Mitternacht herumtreiben durften.

Seitdem haben rund 100 Städte das Format übernommen. An der Spree gab es bald zwei solcher Nächte pro Jahr: In der grässlichen Zeit, wenn die Saison noch fröstelt, und im Saure-Gurken-August. Bei der Langen Nacht Nr. 9, Anno 2001, wurde mit 55 000 die Spitze der Teilnehmerzahlen erreicht, zwei Jahre später mit 127 die Rekordmarke beteiligter Museen. Seitdem war von Wachstum weniger die Rede. Nun soll der Rhythmus dieser beliebten Veranstaltung ab Mai 2014 neu getaktet werden.

Besonders der Zuspruch zur Winter-Nacht ließ nach

Lässt sich die Qualität langer Museumsnächte an Zahlen messen? Kritische Überlegungen, wie das Mega-Event weiter zu entwickeln wäre, beschäftigen die Organisatoren der senatseigenen Firma Kulturprojekte schon längere Zeit. Große Häuser beklagten sich, der geforderte Zusatz-Aufwand für Aufsicht und Extra-Programm sei angesichts anderer Veranstaltungsaufgaben, die das Jahr bringt, sowohl im Sommer als auch im Winter nicht mehr zu stemmen. Besonders der Zuspruch zur Winter-Nacht ließ nach; hier kam erschwerend das Streusalzproblem an Besucherstiefeln hinzu. Auf die hoffnungsvolle Terminverlegung in den März reagierte der Berliner Winter kaltlächelnd mit Frühlingsschnee. Noch 20 000 Besucher wurden beim vorigen Mal gezählt, 95 Häuser machten da mit.

Während Museums-Nächte in der Provinz attraktiv bleiben, muss das Berliner Original außerdem seine Anziehungskraft gegen Kopien behaupten: Es gibt mittlerweile Nächte der Wissenschaften, eine Schlösser- , eine Botanische, eine Clubnacht und im Kommerzbereich ähnlich anmutende Offerten mit oder ohne Shuttle-Service wie die Shopping-Nacht der exotischen Öffnungszeiten.

„Wir glauben nach wie vor an das Format!“

Der Befreiungsschlag des Kulturprojekte-Teams, das angesichts schwächelnder Einnahmen, steigender BVG-Kosten und zunehmender Überlastungs-Seufzer aus großen Partner-Instituten eine Lösung suchte, kam dann etwas holperig daher. Ende Oktober hatte man noch alle potentiell beteiligten Museen angeschrieben, die Wirtschaftlichkeit der Langen Nacht sei wegen sinkender Besucherzahlen gefährdet: Künftig werde man sich auf zwei Quartiere, eine Route und eine Auswahl an Partnern beschränken, die sich durch Programm-Ideen zu einem verbindlich vorgegebenen Thema, das gut zu vermarkten sei, qualifizieren müssten.

Das Echo aufs neue Konzept samt angesagtem Thema („Guten Appetit! Eine kulinarische Reise durch die Berliner Museen!“) dürfte nicht berauschend gewesen sein. Fünf Wochen später wird nun ein variiertes Konzept aus dem Hut gezaubert: Von Bewerbung und Themenverbindlichkeit keine Rede mehr, dafür hat sich der bisherige Doppeltermin auf einmal pro Jahr verschlankt. 2014 soll die Museumsnacht am 17. Mai, zum Vorabend des Internationalen Museumstages, über die Bühne gehen, während in Berlin der Weltkongress der Freundes- und Fördervereine von Museen stattfindet.

Ticketpreis 18 Euro, 12 Euro ermäßigt, auch für Rentner – so kündigt Pressesprecherin Gabriele Miketta es an. Alle Altersgruppen seien übrigens ziemlich gleich im Besucherspektrum vertreten. Mit Verjüngungstendenz! „Wir glauben nach wie vor an das Format!“

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