zum Hauptinhalt
Und Käthe Kollwitz guckt zu. Die Gegend um den nach der Künstlerin benannten Platz gehört zu den beliebtesten Berlins.

© Thilo Rückeis

Bummel durch das angesagte Berlin: Neues Buch zeigt die schönsten Kieze

Einmal rund um den Kollwitzplatz, quer durch den Reuterkiez oder die Bergmannstraße rauf und runter: Ein neues Buch zeigt die 20 schönsten Kieze Berlins. Wir haben schon mal darin geblättert.

Hoffentlich kriegt kein Immobilienhai dieses Buch in die Hände. Angefangen von der Gegend um den Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg über die Kreuzberger Bergmannstraße bis hin zur Neuköllner Reuterstraße stellt Autor Sebastian Petrich „Die schönsten Berliner Kieze“ vor, nach denen sich Wohnungssuchende wie Makler gerade die Finger lecken. Wobei Letztere auch noch schuld sind, dass der Begriff „Kiez“ doch sehr inflationär gebraucht wird, der, wie man im Vorwort des Buches (oder auch bei Wikipedia) erfährt, vermutlich auf das slawische Wort „chyza“ für Hütte oder Haus zurückgeht. Erfreulicherweise spießt Petrich das auf: „Diese vier Buchstaben zu platzieren, ist eine zuverlässige Methode, irgendeinem Ort Flair zu geben und ihm Tradition und lokale Verwurzelung einzuhauchen.“

Zugegeben – nach dieser Definition sind die meisten Gegenden im Buch echte „Kieze“. Von deren Tradition erzählen die ausführlichen Stadtporträts, vom Flair der Viertel die zahlreichen Fotos von Jürgen Henkelmann. Doch es fällt auf, dass es aus den ehemals West-Berliner Kiezen mehr Anekdoten und Geschichtchen aus Mauerzeiten gibt. So erfährt der Leser beispielsweise viel über die Kämpfe gegen Kahlschlagsanierungen an Klausenerplatz und Bergmannstraße, während die DDR-Zeit bei den Ost-Kiezen so gut wie ausgeklammert ist

Heimatkunde über Schöneberg und Neukölln

Trotzdem liest man gern noch einmal nach (im Kapitel über die Gegend rund um den Winterfeldtplatz), wie sich David Bowie und Iggy Pop in den 70er Jahren eine Sieben-Zimmer-Wohnung in der Hauptstraße teilten, bis der Punkrocker ins Hinterhaus expediert wurde – weil er alle Lebensmittel verspeiste, die Bowie im KaDeWe gekauft hatte. Am liebsten würde man gleich mal klingeln, um zu ergründen, wie Bowies Wohnung heute aussieht. Heimatkunde pur ist auch die Geschichte über die Kneipe „Zum lustigen Alfons“ im Reuterkiez. Seit den 80ern heißt die Institution so, nachdem das „Bierstübchen“ aus Freude über den verhinderten Abriss umbenannt worden war.

In jedem Kapitel wird dem Leser zudem ein „Kiezzeuge“ vorgestellt, der in ein paar Sätzen etwas zu seinem Viertel sagen darf. Es ist ein bunter Mix von Menschen wie Norbert Rheinländer, der sich in einer Bürgerinitiative auf der Roten Insel engagiert, oder wie Detlef Savary, der die 116 Jahre alte Eisenwarenhandlung „C. Adolph“ am Savignyplatz betreibt. Alles liest sich kurzweilig, und es macht Spaß, in dem Band zu blättern. Allerdings fehlen detaillierte Grafiken. Denn bei den vielen erwähnten Straßen verliert der kiezferne Leser leicht den Faden. Oder sollte es den Maklern doch nicht so leicht gemacht werden?

Sebastian Petrich: Die schönsten Berliner Kieze. 20 Streifzüge durch die Stadt. Mit Fotos von Jürgen Henkelmann. ElsengoldVerlag, Berlin. 128 Seiten, 19,95 Euro. Das Buch ist auch im Tagesspiegel-Shop im Verlagshaus am Askanischen Platz 2 in Kreuzberg erhältlich (direkt an der S-Bahnstation Anhalter Bahnhof) oder hier online.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false