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Aum Zeit zum Ausspannen. Auf dem Flughafen Tempelhof spielen 2013 die Ärzte und die Toten Hosen.

© DAVIDS

Das Event-Jahr 2013: Achtung, Kreischgefahr

Justin Bieber, Rihanna, Depeche Mode: 2013 wird ein gutes Jahr für Konzertfans. Auch bei anderen Events gibt es in der Stadt einiges zu entdecken.

Zu Beginn ein imaginärer Tusch. Für Till Lindemann, den Rammstein-Frontmann, der am heutigen Freitag seinen 50. Geburtstag feiert. An Müßiggang denkt der Sänger im Jahr seines runden Jubiläums jedoch nicht. Im Mai spielt er mit seiner pyrotechnikaffinen Truppe an zwei Abenden in der Wuhlheide. Ein Spektakel, das sich viele Berliner nicht entgehen lassen wollen. Wer noch keine Karten hat, kann allerdings nur noch auf den Schwarzmarkt hoffen. Die Konzerte sind seit Wochen ausverkauft. Gleiches gilt, bedauerlicherweise, auch für Seeed, die Ende August drei Mal hintereinander an selber Stelle spielen werden.

Kein Grund zum Verzweifeln, denn das ist natürlich bei Weitem nicht alles, was das Konzertjahr 2013 an Events anzubieten hat. Das wohl interessanteste Experiment wird Anfang August gestartet, wenn zwei der erfolgreichsten deutschen Bands der vergangenen Jahre zu einem gemeinsamen Konzertwochenende laden – auf dem Flugfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Aber schnell, das Konzert der Ärzte am 10. August, die im vergangenen Jahr an vier Abenden in der Wuhlheide spielten, ist bereits ausverkauft. Für den zweiten Termin einen Tag später gibt es aber noch Tickets, ebenso für den Auftakt des Wochenendes, den die Toten Hosen am 9. August bespielen. Die Veranstalter planen diese Deutsch- Rock-Ballung als Auftakt zu weiteren Konzerten auf dem Feld – man darf gespannt sein.

Keinen Stress zu machen braucht sich hingegen, wer am 2. Juli zu Rihanna in die O2-World gehen will. Dass es für das Konzert noch genügend Tickets gibt, hat vielleicht mit dem Eindruck zu tun, den die Sängerin im vergangenen November bei ihrem exklusiven Auftritt im E-Werk hinterlassen hat. Stundenlang mussten die Gäste warten, bevor das Konzert gegen Mitternacht endlich anfing.

Solche Extravaganzen sind bei Justin Bieber nicht zu befürchten. Der Teenie- Schwarm kommt am 31. März in die O2-World, das Konzert beginnt zielgruppengerecht bereits um 18 Uhr 30. Auf der Internetseite eines großen Kartenvorverkaufsportals wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren nur in Begleitung einer „erziehungsbeauftragten Person“ eingelassen werden. Achtung, Kreischgefahr! Eher am anderen Ende der Altersskala darf man die Besucher der Rockoper „The Wall“ vermuten, die Roger Walters am 4. September im Olympiastadion aufführen wird. An selber Stelle spielen am 9. Juni übrigens Depeche Mode, und nur gut eine Woche später, am 18. Juni, Bon Jovi.

Außerdem bietet das Jahr 2013, in der Reihenfolge ihres Erscheinens: Pur, Lena Meyer-Landrut, Roland Kaiser, Element of Crime, David Garrett, Joe Cocker, Eros Ramazzotti, Eric Clapton, Zuccero, Neil Young, Kiss, Iron Maiden, ZZ Top, Tim Bendzko, Elton John, Peter Gabriel, Max Raabe. Ach, und am 25. Februar weht ein Sturm der siebziger Jahre durch die Max-Schmeling-Halle, wenn die Legenden Kool & The Gang und Earth, Wind & Fire ein gemeinsames Konzert geben.

Auch bei Bars und Ausstellungen tut sich einiges in 2013

Wer trotz dieses breiten Angebots jedoch lieber im kleinen Rahmen feiert, hat seit Neuestem einen neuen Treffpunkt. Er liegt am Hackeschen Markt. Neue Promenade Ecke Kleine Präsidentenstraße, um genau zu sein. Das „Trust“ feierte seinen Einstand kurz vor Silvester, und wer jetzt ins Grübeln gerät, weil ihm der Name bekannt vorkommt: Stimmt, den Laden gab es bereits in der Torstraße, nur ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt. Doch weil dort die Zwischennutzungsgenehmigung ausgelaufen war, mussten sich die Betreiber nach einem neuen Standort umgucken. Von der Premierenparty, bei der DJ Fetisch auflegte, hörte man jedenfalls nur Gutes. Mit Spannung erwartet die Fangemeinde natürlich, was die ehemaligen Bar-25-Betreiber ab diesem Jahr auf ihrem alten, neuen Gelände an der Holzmarktstraße entstehen lassen. Ebenso wie die Umzüge der Burgerbude „White Trash“ nach Treptow und der Galerie C/O Berlin ins Amerika-Haus.

Apropos Ausstellung. Auch in dieser Hinsicht hat das Neue Jahr einiges zu bieten. Wer sich für Mode interessiert, kommt nicht nur während der Modewoche ab dem 15. Januar wieder auf seine Kosten. Noch bis zum 19. Mai läuft die Ausstellung „Helmut Newton: World without Men/Archives de Nuit“ im Museum für Fotografie in Charlottenburg. „World without Men“ ist der Titel von Newtons 1984 veröffentlichtem Bildband, dessen Motive nun im Großformat gezeigt werden. Der nicht weniger geniale Martin Kippenberger hätte in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag gefeiert.

Der Hamburger Bahnhof zeigt aus diesem Anlass ab dem 23. Februar 200 ausgewählte Werke des Künstlers. Unter anderem die berühmte Skulptur mit dem Titel „Martin, ab in die Ecke und schäm dich“, eine Reaktion Kippenbergers auf die von Kritikern geäußerten Vorwürfe, er sei ein Rassist und Schwulenhasser. Nicht zu sehen sein wird hingegen die Installation „Wenn’s anfängt durch die Decke zu tropfen“. Wir erinnern uns: Das Exponat wurde 2011 in Dortmund von einer übereifrigen Putzfrau ruiniert, die die Kalkflecken für Schmutz hielt. Moderne Kunst vom Feinsten gibt es ab dem 22. März auch im Martin-Gropius-Bau in der Ausstellung „Von Max Beckmann bis Andy Warhol“.

Und sonst? Im Kalender rot markieren kann man sich den 6. und 7. September. An diesen Tagen steigt im Flughafen Tempelhof das „Berlin Festival“, das inzwischen schon traditionell den Abschluss der Berlin Music Week bildet. Angekündigt sind die Pet Shop Boys, die gerade erst auf der Silvesterparty am Brandenburger Tor auftraten, und Blur.

Wem das zu groß, zu mainstreamig ist, kann sich schon mal den 18. Mai vormerken. Da findet im Spreepark das von der britischen Indie-Band „The xx“ organisierte Festival „Night + Day“ statt – Berlin ist nach London und Lissabon die dritte Station. Das Trio tritt selbst auf, überlässt die Bühne aber auch befreundeten Künstlern. Vielleicht ist das ja auch der Plan der Ärzte beziehungsweise der Toten Hosen: Es wäre doch das perfekte Setting für einen gemeinsamen Auftritt der schon längst nicht mehr verfeindeten Bands.

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