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Schwarz und rot und gold sind unsere Feierfarben: Einheitsfest, dann doch noch in Berlin.

© dapd

20 Jahre deutsche Einheit: 3. Oktober: Blog, Fotos, Videos - und ein Cocktailrezept

Berlin hat 20 Jahre deutsche Einheit gefeiert: Wir haben gebloggt, gefilmt und fotografiert. Sie, liebe Leser, haben kommentiert. Diskutieren Sie weiterhin mit!

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20.00 Uhr: Knall, bumm, Ode an die Freude: Mit Beethoven/Schiller und einem Feuerwerk gingen dann am Abend die offiziellen Feierlichkeiten in Berlin zu Ende. Die deutsche Führungsriege war entgegen allen Befürchtungen (siehe unten) sicher aus Bremen einfliegend gelandet.

Nach Angaben der Veranstalter waren insgesamt 250.000 Berliner und Gäste zum Volksfest am Brandenburger Tor gekommen. Am Reichstag waren am Abend noch einmal bis zu 100.000 Menschen gekommen. Laut Berliner Polizei blieb alles friedlich. Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach von "stiller Freude" über die Einheit, die West- wie Ostdeutsche empfinden dürften.

In der Redaktion am Askanischen Platz wurde mit Münchner Bier auf die Einheit angestoßen. Das Feuerwerk war im Lammertschen Sinne derart still, dass es der Aufmerksamkeit der Redaktion entging. Hier sind die Bilder dazu:

18:59 Uhr. Der Geburtstag ist rund, und der Ball auch: Das Zentrum deutsche Sportgeschichte (ZdS) ist für die Wanderausstellung „Doppelpässe – wie die Deutschen die Mauer umspielten“ mit dem „einheitspreis 2010“ der  Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ausgezeichnet worden. Anhand der Fußballbeziehungen zwischen BRD und DDR von 1945 bis 1990 wird die Geschichte der deutschen Teilung erzählt. Die Wanderausstellung, die bereits in Rostock, Helmstedt, Potsdam und Hof gastierte, wurde anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 gestartet. Ab dem 4. Oktober 2010 kann sie im WUSEUM, dem Vereinsmuseum von Werder Bremen, besucht werden. In unserer Bildergalerie präsentieren wir eine Auswahl an Ausstellungstücken, darunter herzzerreißende Hertha-Union-Freunschaftsaufnäher und avantgardistische BFC-Dynamo-Plakate.

18.39 Uhr. Nele und die anderen Schüler haben es geschafft: Das Einheitsoratorium in der Philharmonie ist zu Ende gegangen. Gemeinsam mit der Chorleiterin Kerstin Behnke und dem Komponisten Knut Remond haben die Schüler ein Jahr lang an der Komposition gearbeitet. Entstanden ist ein rauschhaftes Stück neue Musik, eine Collage aus historischen Audioschnipseln, gemischt mit live erzeugten Geräuschen und Chorgesang. Gesungen haben die Berliner Cappella und der Deutsche Jugendkammerchor. Dirigiert haben Teile des Stückes die beteiligten Schüler. Applaus!

"East meets West" - der Einheitscocktail! Ein leckeres Gebräu aus Brandenburger Frischobst, Schwarzwälder Himbeergeist und Sekt aus Thüringen. Deko: Südfrüchte. Prost, Deutschland! Die Fotostrecke zum Nachmixen finden Sie weiter unten.
"East meets West" - der Einheitscocktail! Ein leckeres Gebräu aus Brandenburger Frischobst, Schwarzwälder Himbeergeist und Sekt aus Thüringen. Deko: Südfrüchte. Prost, Deutschland! Die Fotostrecke zum Nachmixen finden Sie weiter unten.

© Jan Oberländer

18:30 Uhr. Da guckt EINMAL alle Welt auf Bremen, und zwei Bremer kehren der Heimatstadt den Rücken, um sich am Tag der Deutschen Einheit auf der Straße des 17. Juni zu vergnügen. Feiern zweiter Klasse? Und wenn ja, warum? Maris Hubschmid hat Besucher der Festmeile gefragt, wie die Einheit ihr Leben verändert hat. Sehen Sie die Antworten in ihren Videos: Von Hansestädtern, Wahl-Ossis und Wende-Fans.

18.20 Uhr. Wie mixt man sie denn nun, die Einheit? In der Maxx’ Bar am Potsdamer Platz gibt es darüber auch am Nachmittag Verwirrung. Doch auf Nachfrage von Tagesspiegel-Autorin Anke Myrrhe kann Barchef Björn Birke schließlich doch nachhelfen - mit den Zutaten für einen Cocktail, der das Land zusammenführt. Für eine Woche wird nun die Kreation „East meets West“ auf der Speisekarte stehen. Äpfel und Birnen aus Brandenburg und Winzersekt aus Thüringen, Himbeergeist aus dem Schwarzwald und Spätburgunder aus der Pfalz fügen sich zu einem leckeren Einheitscocktail zusammen. „Wir bringen die Länder wieder zusammen“, sagt Barkeeperin Nadine. Ost und West in einem Glas, mit unserer Fotostrecke können sie diesen Versuch der innerdeutschen alkoholischen Verständigung gleich nachvollziehen. Süß schmeckt die Einheit! Mixen Sie sich ihre Deutschland-Fahne!

18.02 Uhr. Haben die Bremer zu lange die Einheit gefeiert? Der SV Werder jedenfalls traf am Sonntagnachmittag zum Bundesliga-Spiel bei Bayer Leverkusen zu spät ein, so dass mit einer Viertelstunde Verzögerung angepfiffen werden musste. Angeblich lag es an Staus auf der Autobahn. Nach einer weiteren Viertelstunde gab es dann übrigens das 1:0 für Leverkusen.

Schwarz-Rot-Gold, gut bewacht. Massive Sicherheitsvorkehrungen beim Einheitsfest in Bremen.
Schwarz-Rot-Gold, gut bewacht. Massive Sicherheitsvorkehrungen beim Einheitsfest in Bremen.

© dpa

17.46 Uhr. Wir schalten noch einmal nach Bremen, für ein Resümee: Ein Volksfest als Staatsakt: Uniformen, Kampfanzüge, Wasserwerfer, Blaulicht und Hubschrauberlärm überall. Die Polizei hatte zur Feier der Einheit am Wochenende die halbe Bremer Innenstadt abgeriegelt und "das Konzept der massiven Präsenz ist voll aufgegangen", teilte ein Sprecher am Sonntag zufrieden mit. Dazu gehörte, dass ganze Straßenzüge tagelang mit Halteverboten bedacht und von Polizisten bewacht blieben. Dazu verdeutlichten Wasserwerfer, Blaulicht und Hubschrauberflüge die allgegenwärtige Präsenz. 3000 Polizeibeamte aus Bremen und anderen Bundesländern waren seit Tagen im Einsatz und überall in der Stadt präsent. Der Effekt: Nur drei Autos, drei Müllcontainer und ein Bagger hätten gebrannt, teilte die Polizei mit. 2000 "Einheitsgegner" hatten am Sonnabend, begleitet von einem Spalier aus Polizeikräften, keine Gelegenheit gefunden, wirklich gewalttätig zu werden. Auch das Publikum gab sich beeindruckt: Einerseits waren die Schaulustigen deutlich in der Mehrheit gegenüber den eigentlichen Demonstrationsteilnehmern. Andererseits drückte die massive, tagelange Polizeipräsenz offenbar auch auf die Stimmung bei den Bürgerfesten: Da war durchaus noch Luft zwischen den Werbeständen der Bundesländer und großen Unternehmen. Das zentrale Konzert von Nena am Samstagabend besuchten nur 4000 Fans.

17.22 Uhr. Auf der Straße des 17. Juni mussten sich die Besucher entscheiden: hier Märkischer Blasmusik lauschen oder dort dem ältesten Lotsenchor Schleswig-Holsteins. Bei uns bekommen Sie beides - wir haben für Sie gefilmt! Alle Highlights der Festmeile bei Tagesspiegel Online. Blasmusik UND Lotsenchor.

17:15 Uhr „Ein gemischter Chor ist gewissermaßen Volkes Stimme“, sagt Chorleiterin Kerstin Behnke und rechtfertigt sich ein wenig dafür, dass die die Berliner Capella und der Deutsche Jugendkammerchor Vertonungen von Robert Schumann singen. Wie revolutionär Schumann war, ist umstritten, doch mit einer Mischung aus jungen und alten Sängern und Texten wie „Es zog das Ungewitter mit Sturmesgewalt herauf“ kommt doch revolutionäre Atmosphäre auf. In der zweiten Hälfte erwartet die Zuhörer das extra für die Veranstaltung geschriebene Oratorium zur deutschen Einheit.

16.42 Uhr. Die Sonne scheint in Potsdam. Schlecht für die Wahlbeteiligung, soviel steht nun fest. In der brandenburgischen Landeshauptstadt ist Oberbürgermeisterwahl: SPD-Mann und Amtsinhaber Jann Jakobs gegen Hans-Jürgen Scharfenberg, Linke-Politker mit Stasi-Vergangenheit. Bis 16 Uhr war nicht einmal jeder dritte der gut 127500 Wahlberechtigten in der Kabine. 27,4 Prozent meldet das Wahlbüro. Zwei Stunden noch. Unseren ausführlichen Bericht von Jana Haase finden Sie hier.

16.00 Uhr. Keine Entscheidung über das geplante Einheitsdenkmal auf dem Berliner Schlossplatz: Beim neu aufgelegten Wettbewerb habe die Jury drei gleichrangige Preise vergeben und eine Überarbeitung der Entwürfe angeregt, teilt Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) soeben mit. Erst danach soll darüber entschieden werden, welcher der drei Vorschläge realisiert wird. Die Preise gehen an den Bildhauer Stephan Balkenhol, den Architekten Andreas Meck sowie die Stuttgarter Agentur Milla und Partner in Zusammenarbeit mit der Choreographin Sasha Waltz. Mehr dazu später aus unserer Kulturredaktion. In der Zwischenzeit fragen wir uns: Braucht Berlin eigentlich ein weiteres Einheitsdenkmal? Es gibt doch schon so viele, siehe hier in dieser Bildergalerie:

15.50 Uhr. „Blüh im Glanze“ tönt durch den Proberaum des Kammermusiksaals in der Philharmonie. Hier aber wird nicht einfach schnöde die deutsche Hymne heruntergesungen, die Sängerinnen und Sänger Berliner Cappella üben noch einmal ihr Arrangement aus vielen Schnipseln verschiedener Nationalhymnen für das Einheitsoratorium „Erhebe Deine Stimme“, bei dem sie gemeinsam mit dem Jugendkammerchor auftreten werden. „Wichtig ist, dass ihr strahlend anfangt“, sagt Chorleiterin Kerstin Behnke. Hektisch werden noch einige Schüler der Wilmersdorfer Friedrich-Ebert-Oberschule und des Tüdesb-Gymnasiums Spandau gesucht, die einige selbst komponierte Stücke dirigieren sollen. Die 16-jährige Nele Buß überprüft noch einmal ihr Make-up im Spiegel. "Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen über die Einheit denken und was sie noch für Vorurteile haben", sagt sie. Um 16 Uhr geht's los.

Vereinigung in der heimlichen Hauptstadt: Union Berlin verliert 0:1 bei 1860 München. Im Bild links der Berliner Peitz gegen den Münchner Bell.
Vereinigung in der heimlichen Hauptstadt: Union Berlin verliert 0:1 bei 1860 München. Im Bild links der Berliner Peitz gegen den Münchner Bell.

© dpa

15.32 Uhr. Berlin verliert am Tag der Einheit gegen Bremen - und gegen München. Der 1. FC Union unterliegt in der heimlichen Hauptstadt 0:1. Auch Cottbus hat den Sieg am Tag der Ostvereine dann doch nicht möglich machen können: 2:3 in Frankfurt, noch so eine BRD-Metropole. Gut, dass es den FC Erzgebirge Aue gibt! Aufstiegskandidat Augsburg hat beim früheren Wismut-Klub nichts zu bestellen und verliert 2:3. Jetzt ist Aue punktgleich mit Hertha auf Platz drei der Tabelle. Und wie hat eigentlich Bremen gespielt? Die kommen erst um 17.30 Uhr, bei Bayer Leverkusen. Wir bleiben dran.

15.05 Uhr. Der Fotograf Harf Zimmermann hat Wandel und Umbruch in der Hufelandstraße in Prenzlauer Berg dokumentiert. Auf unsere Leitfrage "Wie hat die Einheit Ihr Leben verändert", sagt er: "Für mich hat die Wiedervereinigung ein Leben beendet und ein anderes ermöglicht - was für ein Trip. Und wer bekommt schon solch eine Chance!" Hier seine Bilder von 1987 und 2010 aus der Hufelandstraße:

14.47 Uhr. Seit 1997 wird am Tag der Deutschen Einheit immer auch der Tag der offenen Moschee veranstaltet. Bundesweit öffnen heute rund 1000 Moscheen ihre Türen - darunter die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm in Neukölln. Gerade im Jubiläumsjahr der Einheit sei es wichtig zu betonen: "Wir sind Teil der Gesellschaft", sagt Pinar Cetin vom Trägerverein der Moschee. Angeboten werden Führungen durch das prächtige Gebäude, ein sensationelles Buffet - und Kinderschminken. Tagesspiegel-Autor Jan Oberländer war vor Ort - und hat Fotos gemacht:

14.44 Uhr. Sind die Hessen etwa Separatisten? Am Eingang zu ihrer Landesvertretung in Berlin liegen blaue Hessen-Pässe mit dem Löwen im Wappen. Nein, sagt die freundliche Hostess. Das Heftchen enthalte Wissenswertes über das Bundesland in der Mitte Deutschland. Darauf gibt’s einen Äppelwoi. Beim Tag der offenen Tür in den Ministergärten präsentieren sich zum Tag der Einheit die dortigen Landesvertretungen. Beliebt ist vor allem Kulinarisches. Im Haus von Rheinland-Pfalz hat sich ein Hochschullehrer aus Mitte den obligatorischen Saumagen – das Leibgericht von Alt-Kanzler Helmut Kohl – schmecken lassen. Jetzt spülen er und seine Frau mit einem Gläschen Riesling nach. Zum Dessert geht’s ins Saarland.

14.23 Uhr. Halbzeitstände in der heute ost-dominierten Zweiten Liga: Union - 1860 immer noch torlos, Cottbus führt weiter in Frankfurt 1:0. Aber Aue hat das Spiel gegen Augsburg gedreht. 2:1 steht es jetzt, Aue ist in der Live-Tabelle punktgleich mit Hertha und Cottbus. "Wismut! Wismut!", wie sie im Erzgebirgstadion zu Aue immer noch rufen, als Reminiszenz an vergangene Zeiten. Der Tagesspiegel war davon noch Jahre nach der Wende einmal so beeindruckt, dass er in einem Spielbericht in der Überschrift wirklich Wismut Aue statt Erzgebirge Aue schrieb. Beschwert hat sich keiner.

14:16 Uhr. Live vor Ort am Ostbahnhof. In Bremen geben sich beim zentralen Festakt die Staatsmänner und -frauen die Klinke in die Hand, in Berlin wird die Einheit mit einem Flohmarkt gefeiert! Das Gerangel ist groß, denn echte Lieblingsstücke sind zu haben: Exhibitionistisch veranlagte Sandmännchen zum Beispiel und original DDR-Konsum-Einkaufskörbe. Unsere Tagesspiegel-Autorin Maris Hubschmid hat sich für Sie umgesehen.

13.56 Uhr. Wir schalten um zum Sport. Der Spielplan der Zweiten Liga will es so: Alle drei Ostklubs spielen heute, am 20. Jahrestag der Einheit. Da tut es erst einmal weh, dass kein Verein aus der einstigen DDR-Oberliga heute mehr in der Bundesliga spielt. Aber Energie Cottbus ist ja schon wieder nah dran. Auch jetzt führen die Cottbuser 1:0 beim FSV Frankfurt. In der Live-Tabelle ist der FC Energie damit derzeit Zweiter hinter Hertha (auch irgendwie ein Ostklub, nicht wahr?). Der 1. FC Union dagegen wartet derzeit noch auf ein Tor bei den Münchner Löwen. Erzgebirge Aue liegt daheim gegen Aufstiegskandidat Augsburg zurück.

13.49 Uhr. Auf der Suche nach dem Einheitscocktail. Groß angekündigt hatte die Maxx’ Bar am Potsdamer Platz ihre Wiedervereinigungskreation „East meets West“. Wir waren da wohl ein wenig zu gierig: Momentan ist die „lukullische Vereinigung“ – mit Äpfeln und Birnen aus Brandenburg und Winzersekt aus Sachsen-Anhalt, Himbeergeist aus dem Schwarzwald und Spätburgunder aus der Pfalz – leider noch nicht zu haben. Aber um 15 Uhr soll einer kommen, der weiß, wie’s geht. Na dann Prost!

13.31 Uhr. Erinnerung an gestern Abend: Im Berliner Dom spielte das RSBrass Blechbläserensemble ein Konzert zum Tag der deutschen Einheit. Wir waren vor Ort und haben Berliner und Berlin-Besucher gefragt, was ihnen persönlich die deutsche Einheit bedeutet. Viele haben uns verraten, dass sie vor allem wegen der Musik gekommen waren, weniger, um die Einheit zu feiern. Aber trotzdem verbindet fast jeder etwas mit der Wiedervereinigung. Dass Deutschland einmal geteilt war, ist für viele der Konzertbesucher heute fast nicht mehr vorstellbar. Lesen Sie einzelne Antworten in unserer Fotostrecke.

13.14 Uhr. Noch mehr Notizen aus der Provinz: Die "Passauer Neue Presse" macht uns Angst: "Dass sich die gesamte politische Führung des Landes gemeinsam in ein Flugzeug setzt, das auch abstürzen könnte, ist schon sehr problematisch", zitiert die Zeitung den FDP-Bundesabgeordneten Patrick Döring mit Blick auf die Pendeldiplomatie der Kanzlerin und ihrer Entourage zwischen den heutigen Festakten in Bremen und Berlin. Auch die "FAS", sonst eher gediegene Sonntagslektüre, lässt gegen Berlin sticheln: Die Festveranstaltung heute Abend am Reichstag, die 750.000 Euro koste, sei "mit keiner Botschaft verbunden, die man nicht auch schon in Bremen hätte transportieren können", lässt die "FAS" den SPD-Abgeordneten Garrelt Duin sagen. Vielleicht die, Herr Duin, dass die Mauer nicht in Bremen stand? Zudem sei die Feier in Berlin eine "One-Man-Show" von Bundestagspräsident Lammert." Ja was denn nun? Ganze Entourage unterwegs oder Einmannveranstaltung? Deutschlands Hinterbänkler auch am Tag der Einheit uneins.

Hallo Bremen: Kanzlerin und Präsident, staatstragend.
Hallo Bremen: Kanzlerin und Präsident, staatstragend.

© dapd

12.30 Uhr. Wir schalten um zu Radio Bremen: "Deutschland muss Verschiedenheit aushalten": Anlässlich von 20 Jahren Einheit spricht Bundespräsident Christian Wulff in Bremen - der deutsche Länderproporz will es so - über Risse in unserer Gesellschaft, Integration und Zusammenhalt, Schulschwänzer und die verstorbene Neuköllner Jugendrichterin Kirsten Heisig. Für alle, die gerade nicht in Bremen sind, dokumentieren wir schon mal die gesamte Rede im Wortlaut hier. Natürlich können Sie die Rede auch kommentieren. Eine Information wollen wir noch nachreichen: In Bremen regnet's, in Berlin scheint die Sonne. "Gott schütze Deutschland" (Wulff).

12.20 Uhr. Während sich die politische Elite heute früh im St. Petri Dom zu Bremen schon mal beweihräuchert hat, sind gerade in Berlin die Meinungen zur Einheit durchaus unterschiedlich. "Die sollen sich mal ein wenig zurückhalten", sagt Angelika Starke, 64, Ostberlinerin. "Meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Alle sprechen immer von der Reisefreiheit, aber ich habe nach der Wende keine Arbeit gefunden. Und wer kein Geld hat, kann auch nicht reisen."

11.57 Uhr. Die ersten Kommentare unserer Leser laufen ein: "tobiasberlin" zum Beispiel wandelt ein großes Kohl-Wort ab und meint: "Wenn sich ein Ossi und ein Wessi vereinigen, entstehen glühende Leidenschaften." Da spricht jemand aus Erfahrung.

11.33 Uhr. Auf dem Alexanderplatz wird heute die Ausstellung „Friedliche Revolution 1989/90“ nach anderthalb Jahren verabschiedet. Die Schau, die für viele Berliner viel mehr ausgesagt hat als lange Reden und nicht enden wollende Festakte, wird am Montag wegen Geldmangels abgebaut. "Schweren Herzens stehe ich hier und kann mir nicht vorstellen, dass die Ausstellung nun bald nicht mehr da sein soll", sagte Projektleiter Tom Sello nach einem Abschiedsgottesdienst am Samstagabend. Den Bericht von Anke Myrrhe lesen Sie hier.

11.15 Uhr. Voriges Jahr standen Gordon Brown, Nicolas Sarkozy und Dmitri Medwedew schlotternd neben Angela Merkel unterm Regenschirm, während der polnische Friedensnobelpreisträger Lech Walesa die Mauer symbolisch noch einmal umstieß. Heute aber hat sich die Sonne entschlossen, den Einheitslustigen nicht die Feierlaune zu verderben, selbst die Kälte von gestern hat sich vorerst wieder in ihr Herbstquartier verzogen. Wie ist eigentlich das Wetter in Bremen?

11 Uhr. Auch Berlin ist zwar offiziell seit 20 Jahren vereint. Doch das sieht im Alltag manchmal noch ganz anders aus. Der Szenekiez Prenzlauer Berg zum Beispiel hat mit dem Arbeiter- und Migrantenbezirk Wedding wenig gemein. „Da ist die Bernauer Straße immer noch eine Demarkationslinie“, sagt Christian Hanke, Bezirksbürgermeister von Mitte. Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten gab es am Vorabend des 3. Oktober eine Party im Gleimtunnel, der beide Ortsteile verbindet, aber zu Mauerzeiten verbarrikadiert war. Den Bericht von Jan Oberländer lesen Sie hier.

Und wie hat die Einheit Ihr Leben verändert? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und diskutieren Sie mit.

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