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32. Berliner Halbmarathon: Stadttour im Laufschritt

27 500 Athleten trafen sich am Sonntag zum Halbmarathon. Und nicht nur die Sportler waren in Bewegung.

Anton Scheffler trabt zwar unter ferner liefen am Publikum vorbei – aber er ist spitzenmäßig in Stimmung wie auch die meisten anderen Nachzügler. Die Stadtbesichtigung im Laufschritt über exakt 21,0976 Kilometer macht dem Steglitzer Informatiker, der in seiner Freizeit dreimal wöchentlich an den Grunewaldseen trainiert, „einen Riesenspaß.“ Zumal sich auch beim 32. Berliner Halbmarathon am Sonntag wieder zeigt: Je später die Ankömmlinge, desto ausgelassener das Bild. Für die Langsamsten spielen die Trommler an der Wilhelmstraße besonders laut, für sie bläst Saxophonist Reiner Hess vom Jazzquartett, das sich in der Kochstraße postiert hat, ein rasantes Solo. Und die Fans an der Strecke schwenken ihre gemalten Schilder extra heftig. „Conny go!“, „Durchhalten Thomas!“

Rennen, rollen, skaten. Laufen, lachen, leiden. Die Stadt ist in Bewegung. Rund 27 500 Teilnehmer sind am Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr an der Karl- Marx-Allee in Mitte zum größten deutschen Halbmarathon gestartet. Erst legen die Inlineskater los, dann die Handbiker – und schließlich die Läufer. Sie bewältigen auf ihrer Tour durch die Ost- und Westcity zwar nur die halbe Strecke des Berlin-Marathons im Herbst, aber gemessen an ihrer Zahl ist dieser Frühjahrslauf schon längst keine halbe Portion mehr. Blick zurück: 2007 meldeten sich 22 000 Athleten an, und seither ging es stetig weiter aufwärts. Diese gewaltige Läuferschar war auch der Grund, weshalb der Veranstalter SCC Events 2011 erstmals den Start- und Ziel-Punkt vom Roten Rathaus vor das Kino International an der Karl-Marx-Allee verlegte. Die breite Straße bietet wesentlich mehr Platz.

Am Leipziger Platz steigern die Läufer schon sichtlich ihr Tempo zum Endspurt. Punkt 11.32 Uhr naht die Spitzentruppe. Fünf Favoriten aus afrikanischen Ländern, unter ihnen der 24-jährige Kenianer Wilson Kiprop, amtierender Halbmarathonweltmeister. Cheerleadermädchen wedeln ihre Federbüsche, ein Ansager ruft ins Mikrofon: „Das sind die Größten. Sie kämpfen um eine Zeit unter einer Stunde.“ Aber die Schwarzen zeigen kein Mienenspiel, blicken konzentriert geradeaus, gehen in die Kurve zur Wilhelmstraße... Und dann ist der Asphalt wieder nahezu leer.

Erst 15 Minuten später naht der Haupttrupp. Ein Trappeln von Sportschuhen, dann kommen Tausende auf der Potsdamer Straße in Sicht, dicht gedrängt. Viele haben die Laufhosen hochgekrempelt und schwitzen im T-Shirt oder gar im Kostüm, während ihr Publikum eher fröstelt. Und hinter den Absperrbändern schauen Jonathan (3), Anton (6) und Marlene (8) nach ihrem Vater aus. Endlich. „Da kommt er“, ruft die Mutter. Felix Lauckner hält auf das Quartett zu, begrüßt seine Familie aus Kreuzberg mit Handschlag – und „Tschüss“.

Rund 130 Ordner und 32 Ärzte, unterstützt von 140 Sanitätshelfern der Johanniter sind im Einsatz. Doch alles bleibt „bis zum Ende entspannt“, zieht der Veranstalter Bilanz. Nur neun Läufer müssen wegen Schwächeanfällen aufhören und vorsorglich in Kliniken gebracht werden.

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