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Eiskristalle auf dem Rasen. In Thüringen waren die Temperaturen in der Nacht zu Montag schon auf fünf Grad unter Null gefallen.

© Martin Schutt/dpa

Frieren im Oktober: Kalter Herbst - na und?

Die Temperaturen liegen derzeit deutlich unter dem vieljährigen Durchschnitt – doch die Meteorologen bleiben gelassen, denn außergewöhnlich ist das nicht.

Von Matthias Schlegel

Nur 6 Grad Tageshöchsttemperatur in Berlin und Brandenburg – und es ist Mitte Oktober. Was ist mit dem Wetter los? Gefühlt mutet es den Großstädter schon wie Winter an, was doch goldener Herbst sein sollte. Wir frösteln unter dem viel zu dünnen Jäckchen, weil wir auf Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt eigentlich noch gar nicht eingestellt sind.

Der Mann vom Fach freilich hat für derartige Empfindlichkeiten nur ein müdes Lächeln parat: Es ist eben Wetter, sagt Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach mit deutlicher Betonung auf dem letzten Wort. Ohnehin ist für die Meteorologen der Wechsel die einzig akzeptable Konstante, und kurzfristige Ausschläge ihres Arbeitsgegenstandes nach oben oder unten ergänzen sich doch meist zum stinknormalen Mittelwert.

So ist es auch mit den aktuellen Werten: Zwar hinken die derzeitigen Tagestemperaturen ziemlich deutlich dem vieljährigen Mittelwert für den Oktober hinterher, der für den Raum Berlin bei 9 bis 10 Grad liegt (alle Tages- und Nachttemperaturen zusammengenommen). Doch wegen der überaus freundlichen Tage in der ersten Oktoberhälfte, als bei stabilen Hochdrucklagen tagsüber höhere zweistellige Temperaturen erreicht wurden, liegt der bisherige Monatswert deutschlandweit noch immer um 1,3 Grad über dem vieljährigen Durchschnitt für den Monat Oktober.

Weil die Nächte so kalt sind und die ersten Boden- und Luftfröste zu verzeichnen sind, ist nun auch tagsüber kaum noch mit richtig warmen Temperaturen zu rechnen. Denn die nachts verloren gegangene Energie kann tagsüber nicht aufgeholt werden, zumal bei dem derzeit bedeckten Himmel die direkte Sonneneinstrahlung fehlt.

Der Meteorologe spricht von „Mischungsnebeln“, die uns das Wetter vermiesen: Speziell über der Osthälfte Deutschlands sind Luftmassen verschiedenster Art unterwegs, die mit ihren hochnebelartigen Wolken dafür verantwortlich sind, dass die Temperaturen „hocken bleiben“ – und uns die Laune verderben und Erkältungen bescheren.

Beklagen wir uns nicht: Im September war Berlin mit einer Durchschnittstemperatur von 14,4 das wärmste, mit 35 Litern pro Quadratmetern das trockenste und mit fast 170 Stunden Sonnenscheindauer das sonnenscheinreichste Bundesland. Dicht gefolgt von Brandenburg mit 14,0 Grad Durchschnittstemperatur. Aber im September gab es in Brandenburg auch schon Frost: In der Nacht zum 28. September waren in Baruth, südlich von Berlin, minus 1,2 Grad gemessen worden.

Die geringen Niederschlagsmengen vom September sind inzwischen wieder aufgeholt worden: In Berlin fiel im ersten Drittel des Oktobers mit 30 bis 40 Litern relativ viel Regen. So wurden zum Beispiel in Berlin-Buch schon im ersten Monatsdrittel 78 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge für den Oktober erreicht.

Dass es in den nächsten Tagen nur unwesentlich weniger kalt ist und auch noch Regen dazukommt, sollte uns nicht grämen: Wir dürfen weiter auf den Wechsel hoffen. „Im Oktober der Nebel viel, bringt der Winter Flockenspiel“, sagt eine Bauernregel. Weiße Weihnacht wäre doch eine schöne Aussicht.

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