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Regional in die Ferne. Vom Bahnhof Zoo sollen ab April wieder täglich Züge nach Hamburg fahren.

© Imago

Sonderzug nach Hamburg: Fernverkehr hält wieder am Bahnhof Zoo

Vom Bahnhof Zoo gibt es im kommenden Jahr wieder Fernverkehr – die günstigere Verbindung soll gegen die Konkurrenz der Fernbusse bestehen.

Umsteigefrei vom Bahnhof Zoo nach Hamburg: Was seit Ende Mai 2006 nicht mehr geht, soll im nächsten Jahr wieder möglich werden. Zumindest ein Mal täglich, freitags sogar zwei Mal. Dann soll von April an ein verkappter Fernzug morgens nach Hamburg und nachmittags zurück nach Berlin fahren – offiziell als Regional-Express. Diesen Plan hat die Bahn, wie berichtet, bereits seit dem Sommer verfolgt. Nun soll er umgesetzt werden.

Durch den Halt im Bahnhof Zoologischer Garten und in weiteren Städten unterwegs bestehe die Chance, neue Kunden für die Bahn zu gewinnen und Fahrgäste, die auf die Fernbusse abgewandert seien, zurückzuholen, freute sich am Sonntag Christfried Tschepe vom Fahrgastverband Igeb. Der Zug hält in Berlin am Ostbahnhof, am Hauptbahnhof, am Bahnhof Zoo sowie in Spandau und fährt, anders als beim Schnellverkehr, über Stendal und Salzwedel sowie Uelzen nach Hamburg. Der Stopp am Bahnhof Zoo solle dazu beitragen, dass dieser eigenwirtschaftliche Verkehr ausreichend zahlende Fahrgäste habe, sagte Tschepe.

Während im Regionalverkehr die Länder die Fahrten bestellen und zum großen Teil finanzieren, lässt die Bahn diesen Zug auf eigene Rechnung fahren – als Interregio-Express. Damit kann er auch am Zoo halten, ohne dass die Bahn ihre Haltung aufgibt, dort keine Fernzüge stoppen zu lassen. Dabei will sie bleiben.

Auf der Strecke Berlin-Hamburg fahren mittlerweile viele Bus

Zum Fahrpreis gibt es noch keine Angaben. Er wird aber auf jeden Fall geringer ausfallen als beim ICE, der über Wittenberge nach Hamburg braust und gut 90 Minuten unterwegs ist. Der Interregio wird dagegen rund zweieinhalb Stunden für seine Fahrt brauchen.

Ob es der Bahn gelingen wird, Kunden vom Fernbus zurückzuholen, muss sich aber noch zeigen. Linienverkehr auf der Straße gibt es zwischen Berlin und Hamburg schon seit Jahren. Eine Fahrt ist bereits ab neun Euro zu haben – ausgerechnet beim Unternehmen „Berlin Linien Bus“, an dem die Bahn maßgeblich beteiligt ist. Die Fahrt dauert gut drei Stunden – falls der Bus nicht im Stau steht. Beim ICE bietet die Bahn – bei früher Buchung – Sparpreise ab 29 Euro an. Der Normalfahrpreis beträgt 78 Euro.

Verwirrung bei den tariflichen Regelungen

Ein Interregio-Express-Experiment der Bahn ist bereits gescheitert. 2010 hatte die Bahn eine Direktverbindung ohne Zwischenhalt zwischen Berlin und Magdeburg eingeführt, „Kaiser Otto der Große“ genannt. Schon zwei Jahre später gab die Bahn wieder auf; die Fahrten waren nicht wirtschaftlich, weil die Zahl der Fahrgäste weit geringer war als erhofft. Zwischen beiden Städten fährt täglich stündlich ein Regionalexpress, dessen Fahrzeit allerdings länger ist. Der schnellere Interregio-Express fuhr dagegen nur montags bis freitags zwei Mal am Tag.

Für viele Fahrgäste verwirrend waren zudem die tariflichen Regelungen. Lange war nicht geklärt, ob im IRE, der intern wie ein Fernzug behandelt wird, auch die Fahrscheine des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) galten. Um dies beim IRE nach Hamburg zu vermeiden, sollte gleich klargestellt werden, dass die VBB-Fahrscheine zwischen Ostbahnhof und Spandau gelten, fordert Tschepe. Der IRE sei tatsächlich ja ein Regionalzug, auch wenn er dem Bahnhof Zoo wieder einen Hauch von Fernverkehr verleiht.

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