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Platz da!: Folge 11: Der Louise-Schroeder-Platz

Der Louise-Schroeder-Platz sollte ein Schmuckstück an der Grenze von Reinickendorf zu Wedding sein. Früher leuchteten hier einmal die Zierkirschen. Was blieb? Ein Ort ohne Sinn, ungepflegtes Nichts.

Hat Louise Schroeder, die verdiente Berliner Bürgermeisterin, diesen Platz verdient? Er ist ein vom Verkehr umtostes Mauerblümchen, ein stiller Treff der Trinkerszene an der Grenze von Reinickendorf und Wedding. Vor allem ist er eine unfreiwillige Ausstellung der Schäden, die der Geldmangel Berlins an den öffentlichen Anlagen anrichtet.

Es sind zwar noch Spuren minimaler Pflege zu erkennen, der Rasen ist leidlich gemäht, die Rosen heruntergeschnitten. Aber sonst? Die Zierbeete der westlichen Platzhälfte werden von Löwenzahn und Disteln überwuchert, der Zierteich auf der Ost-Hälfte sieht vor lauter Algen aus wie ein Sumpf. Und in die Wege hinein wuchert Unkraut, alles wächst wild, und in eine Ecke hat irgendjemand seine überzähligen Ikea-Schränke entsorgt.

Außer vereinzelter Hundehalter ist an diesem Vormittag kein Mensch zu sehen am Louise-Schroeder-Platz – sie sind neben jenen, die die Schnapsflaschen hinterlassen, anscheinend die einzigen Nutzer. Ab und zu benutzt jemand den westlichen Platz als Abkürzung, um vom Kombi-Bad oder der angrenzenden, nach Louise Schroeder benannten Sporthalle in die Markstraße zu kommen.

Dabei gibt es reichlich Menschen in dieser Gegend. Die Kreuzung der Markstraße mit der Osloer und Seestraße ist eine der lebhaftesten Ecken der Stadt, hier fahren Busse und Straßenbahnen, und nahezu der gesamte Verkehr zwischen den Zentren von Reinickendorf und Wedding sucht sich seine Route zwischen den beiden nach Louise Schroeder benannten Platzhälften.

Westlich grenzt das Kombibad Seestraße an, östlich ein Fußballplatz. Am Nordrand gibt es noch einen Teil der alten Blockrandbebauung, aber zur Ungarnstraße hin löst sich das Gelände in quer stehende Wohnbauten auf, die erst nach dem Krieg entstanden sind und wohl in Bombenlücken hineingestellt wurden. Und südlich: Osloer und Seestraße, die hier ineinander übergehen.

Mehr ist da nicht, keine Wurstbude, kein Spielplatz. Nur an der Ecke Reginhard-/Markstraße gibt es ein griechisches Lokal, aber das urbane Leben findet weiter oben auf der Residenzstraße statt. Die einzige Funktion des Platzes scheint darin zu bestehen, den Lärm drumherum in die dichten, kaum gepflegten Büsche zu saugen. Sehr gut klappt das nicht, denn der Verkehr bleibt das akustisch dominierende Element, wohin man sich auch bewegt.

Das war einmal anders gedacht. Auf einem Stadtplan von 1893 liegt dort ein sechseckiger, von drei Straßen durchschnittener Platz ohne Namen, der offenbar auf die expandierende Großstadt wartet. Einziger Fixpunkt in der Nähe ist das Heiliggeist- und St.-Georg-Hospital. Gut 30 Jahre später, 1926, ist er bereits in ein festes, von der Wohnbebauung gesponnenes Netz eingeflochten und trägt den Namen „Oskarplatz“. Dieser Name besteht seit 1905 – damals hatte sich der schwedische und norwegische König Oskar II. zu Besuch in Berlin aufgehalten und wurde auf diese Weise geehrt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die stark zerstörte Gegend neu sortiert. Östlich des Oskarplatzes entstand 1950 der Sportplatz, zunächst unter der Bezeichnung „Sportring Wedding“. Der heutige Name „Hanne-Sobek-Sportanlage“ wurde 1999 verliehen. Hier spielte Hertha BSC in der Amateur-Oberliga-Zeit von 1986 bis 1988.

Der Louise-Schroeder-Platz in seiner heutigen Gestalt geht auf das Jahr 1958 zurück; die Namenspatin war ein Jahr zuvor gestorben. An sie erinnert heute noch eine Schrifttafel, die an der Sporthalle angebracht ist. Die Idee der Gestaltung war es von vornherein, einen Schmuckplatz klassischer Anmutung zu schaffen, der ausschließlich der Erholung und Kontemplation dienen sollte – angesichts des heutigen Zustands allenfalls noch ein frommer Wunsch.

Die Elemente der alten Gartenplanung sind weitgehend erhalten. In der östlichen Hälfte dominiert die rechteckige, von Rosenbeeten umgebene Rasenfläche, an deren Ecken je eine von Glyzinien überwachsene Pergola in die Höhe ragt. Am Rand finden sich Nischen mit Sitzbänken, die Abschirmung gegen die Straße bilden dichte, überwiegend von Fliederbüschen gebildete Anpflanzungen. Früher soll es hier noch japanische Zierkirschen gegeben haben, die aber irgendwann entfernt wurden. Die wichtigste Funktion der Rasenfläche liegt gegenwärtig darin, dass dort der Rettungshubschrauber landet, wenn im Kombibad etwas passiert ist.

Zentrum der etwas ruhigeren, überwiegend von Obdachlosen genutzten Ostseite des Platzes ist das an den Rändern schon stark bröckelnde rechteckige Wasserbecken. Auch hier gibt es zahlreiche Sitznischen, die den Platz unübersichtlich machen. Zur See- und Osloer Straße ist er nur durch kleinere Bäume notdürftig abgeschirmt. Ziel der Planung muss es deshalb zweifellos sein, dem Platz ein Minimum an Aufenthaltsqualität zurückzugeben und ihn vom Verkehrslärm so weit wie möglich zu isolieren. Aber der erste Schritt sollte wohl darin bestehen, die Anlagen besser zu pflegen.

Nächste Folge: Dienstag, 29. Mai, Kurt-Schumacher-Platz Reinickendorf

Wollen Sie Ihre Meinung zu einer möglichen Neugestaltung des Louise-Schroeder-Platzes sagen? Dann kommen Sie zu unserer Gesprächsrunde, die es wie zu jeder "Platz da!"-Folge direkt am Platz gibt. So könnte es also aussehen, das neue Gesicht des Louise-Schroeder-Platzes, wenn es nach den Vorstellungen der Planer des Büros Seebauer, Wefers und Partner geht. Wir laden Sie ein, am Freitag, 25. Mai, über das Konzept der Landschaftsarchitekten zu diskutieren. Mit dabei sind neben den Planern auch Sabine Weißler, Stadträtin für Weiterbildung, Umwelt und Naturschutz von Mitte, Werner Schmitt, Mieterbeirat der Seniorenwohnanlage der Kaiser-Wilhelm- und Augusta-Stiftung, Superintendent Martin Kirchner (Stiftung Hospitäler zum Heiligen Geist und St. Georg) und der Vorstandschef der Bäder-Betriebe, Klaus Lipinsky. Es moderiert Markus Hesselmann, Leiter der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels. Auch Hesselmann hat sich mit Anregungen zur Umgestaltung des Platzes zu Wort gemeldet. Ort: Restaurant „Seepferdchen“ im Kombibad Seestraße, Seestraße 80. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr mit einem kurzen Beamer-Vortrag der Planer, anschließend Diskussion über die Ideen. Ende: 20.30 Uhr. Der Zugang ist behindertengerecht. Der Eintritt ist frei.

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