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Kultur am Ku'damm. Seit 1950 gibt es das Maison de France mit dem Institut français und dem Kino Cinema Paris.

© Cay Dobberke

Bedrohtes französisches Kulturzentrum in Berlin: Maison de France bekommt Besuch aus Paris

Am Montag wird eine Delegation des französischen Außenministeriums im Maison de France am Kurfürstendamm erwartet, dem die Schließung droht. Im dortigen Cinema Paris läuft gerade die Französische Filmwoche. Die Entscheidung über das Haus fällt wohl im Januar.

Frankreichs Kultur steht in Berlin gerade wieder hoch im Kurs: Am Wochenende wurde Schauspielerin Catherine Deneuve bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises im Haus der Berliner Festspiele für ihr Lebenswerk geehrt, und noch bis Mittwoch läuft die „13. Französische Filmwoche Berlin“ in fünf Kinos. Eines davon ist das Charlottenburger Cinema Paris im Maison de France am Kurfürstendamm, Ecke Uhlandstraße.

Dort werden am Montag aber nicht nur Filmfans erwartet: Nach Tagesspiegel-Informationen wollen Vertreter des französischen Außenministeriums das Maison de France besuchen, um sich wegen dessen möglicher Schließung ein Bild zu machen.

Der aus Kostengründen geplante Verkauf des Gebäudes, der zum Umzug des seit 1950 bestehenden Kulturzentrums Institut Français Berlin in die Botschaft am Pariser Platz führen würde, war im April bekannt geworden. Es folgte eine Protestwelle: Viele Kulturpolitiker und Künstler forderten die Erhaltung, ebenso das Bezirksamt und die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf. Der Betriebsrat der 50 Mitarbeiter im Institut Français startete eine Online-Petition, der bisher rund 14 000 Unterstützer beigetreten sind.

Im Sommer teilte das französische Außenministerium dann mit, die von Botschafter Maurice Gourdault-Montagne verkündete Schließung sei noch nicht beschlossen. Dies bestätigte vor wenigen Tagen eine Betriebsrätin im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Nach Kenntnis der Berliner Yorck-Kinogruppe, die das Cinema Paris seit 1994 betreibt, ist im Januar mit der Entscheidung zu rechnen.

Der Chef der Yorck-Gruppe, Georg Kloster, hat angekündigt, er wolle das auf französische Filme mit deutschen Untertiteln spezialisierte Kino „auf jeden Fall“ erhalten. Es ist seit 2009 auch eine Spielstätte der Berlinale.

Die laufende Filmwoche veranstaltet man zusammen mit dem Institut Français und der Auslandsvertretung der französischen Filmbranche, Unifrance. Laut Yorck-Sprecherin Katja Schubert handelt es sich um das deutschlandweit „wichtigste Festival“ seiner Art; das Cinema Paris sei das Stammhaus und Zentrum.

Zum Programm gehören 35 Filme, darunter zwölf Premieren in Anwesenheit der Künstler. Am Sonntag gab es im Cinema Paris die Deutschlandpremiere von „Blau ist eine warme Farbe“ (La vie d'Adèle), dem Sieger des diesjährigen Filmfestivals in Cannes. Aber auch acht Filme ohne deutschen Verleih sind zu sehen. Außerdem gibt es ein Jugendfilmfestival, das sich unter anderem an Schulklassen richtet. Im Vorjahr kamen rund 9000 Zuschauer in die beteiligten Kinos.

Auf der politischen Ebene in Berlin bewegt sich anscheinend wenig. Weder Senatssprecher Richard Meng noch die Kulturverwaltung oder Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) konnten etwas zum Stand der Dinge sagen.

Der Bezirk prüft allerdings, ob der bestehende Denkmalschutz für das Gebäude verstärkt werden kann, um andere Nutzungen zu erschweren. Denn die BVV hat gefordert, alles zu tun, um den „drohenden Kulturverlust“ in der westlichen Innenstadt zu verhindern.

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