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Seit zehn Jahren im Amt: Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck

© dapd

Matthias Platzeck zehn Jahre Regierungschef: Leiden am Amt

Vor zehn Jahren wurde er zum Ministerpräsidenten von Brandenburg gewählt. Das Amt bedeutet ihm viel. Doch die Flughafenmisere geht Matthias Platzeck kräftig an die Nieren.

Die zwei sind so verschieden wie, nein, nicht wie Feuer und Wasser. Voller Leidenschaft können sich beide engagieren. Aber am Beispiel von Klaus Wowereit und Matthias Platzeck kann man gut studieren, aus wie unterschiedlichem Holz erfolgreiche Regierungschefs geschnitzt sein können. Die an Arroganz ziemlich nah heranreichende Wurstigkeit des Berliner Regierenden Bürgermeisters täuscht darüber hinweg, dass sein Desinteresse meistens nur gespielt, dass er immer glänzend informiert und jederzeit bereit ist, verbal zuzuschlagen. An Platzeck hingegen, der heute vor zehn Jahren zum brandenburgischen Ministerpräsidenten gewählt wurde, ist kein Schauspieler verloren gegangen. In seinem Gesicht kann man lesen wie in einem offenen Buch, und genau so offen, mit weit ausgebreiteten Armen wie ein Hirte, möchte er sein Bundesland auch regieren. Als Deichgraf beim Elbhochwasser 2002 agierte er in dieser Rolle, der des Kümmerers, darin seinem Vorgänger Manfred Stolpe, mit dem er freundschaftlich verbunden ist, durchaus ähnlich.

Bildergalerie: Impressionen aus der Amtszeit von Matthias Platzeck

Platzeck braucht die öffentliche – positive – Resonanz seiner Brandenburger wie die Luft zum Atmen. Gut möglich, dass ihm an der ganzen Flughafenmisere deshalb am meisten an die Nieren geht, dass er, getrieben von seinem Beamtenapparat, vorwiegend aus juristischen Gründen den Widerspruch der Flughafengesellschaft gegen das Lärmschutzurteil des Oberverwaltungsgerichtes vorantreibt. Natürlich wird dieses Urteil auch für Brandenburg als Mitgesellschafter des Flughafens teuer. Aber während es für Wowereit, den Berliner Partner beim Flughafen, eigentlich nur um Geld und kaum um Fluglärm geht, sind bei Platzeck die Prioritäten umgekehrt, denn die Bürger, die ihn und seine SPD wählen und vor allem mögen sollen, sind es, die unter dem Krach leiden werden.

Und so leidet eben auch er, am Amt, das ihm mehr bedeutete als der Bundesvorsitz der SPD oder auch, damals, Ende 2005, Anfang 2006, als Kanzlerkandidat seiner Partei gehandelt zu werden. Der Stachel, als stellvertretender Aufsichtsratschef des Flughafens genauso wie Wowereit des Dilettantismus geziehen zu werden, sitzt tief. Das empfindet er als persönliche Schmach. Auch darin unterscheidet er sich von Wowereit.

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