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Autoausstellung: Technikmuseum kommt in Fahrt

Schutzfolie runter, rein in die Halle! Die Autosammlung im Kreuzberger Technikmuseum ist bald zu sehen.

Wenn eine Nonne es eilig hat, könnte nur Gott sie stoppen. Obwohl, geht es so zu wie in „Louis und seine verrückten Politessen“, scheint nicht mal das gesichert, schließlich sitzt die fromme Frau in einer Ente, und was für einer! Verkehrsregeln? Gelten nicht. Grenzen der Technik? Gibt es keine. Statt dessen die rasende 2CV auf vier, später zwei Rädern, erst geschlossen, dann als Cabrio – für alle anderen Verkehrsteilnehmer eine Schussfahrt des Schreckens, für die Fahrerin die Erfüllung einer hehren Aufgabe: so schnell wie möglich ans Ziel.

Demnächst wird der Ausschnitt aus Louis de Funès’ letztem Film von 1982 als Endlosschleife in einem Berliner Museum laufen, allerdings nicht im Filmhaus am Potsdamer Platz, sondern im Technikmuseum am Landwehrkanal, genauer: im neuen Ausstellungsteil „Menschen in Fahrt – unterwegs mit Auto & Co.“. Dessen Exponate gab es bislang, kaum zugänglich, nur verteilt auf diverse Depots, und angesichts der Größe der Sammlung – über 200 Autos, jeweils 300 Motor- und Fahrräder, unzählige Kleinteile – muss das überwiegend auch so bleiben. Aber eine mit 1400 Quadratmetern Schaufläche neugeschaffene Ausstellung wird das Thema „Auto & Co.“ jetzt doch endlich hinreichend in den Themenrahmen des Museums integrieren.

Rund 4,6 Millionen Euro (davon 2,9 Millionen aus dem Konjunkturpaket II) sind zu diesem Zweck in zwei alte Lagerhallen geflossen, Teil der alten Ladestraße auf dem Areal des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs, also zur Linken des eigentlichen Museumskomplexes an der Trebbiner Straße in Kreuzberg. Dort befand sich bereits der „Spektrum“-Bereich des Museums, an den sich, wie Journalisten am Dienstag schon mal sehen konnten, nun ein Zwischenbau mit Kassenbereich, Garderobe und Shop und dann die beiden Hallen anschließen. Die Ausstellung wird gerade erst aufgebaut, sie öffnet am 12. Mai, aber einiges steht doch schon rum und gibt einen ersten Eindruck vom Konzept und Schauwert, den man wohl als hoch veranschlagen darf. Im Mittelpunkt sollen 33 Großobjekte stehen, das älteste ist ein 200 Jahre alter Ochsenkarren, auf dem in Brasilien Zuckerrohr transportiert wurde, gefolgt von einer Viktoria-Kutsche, einst der in Berlin am häufigsten zu sehende Wagentyp vor der Erfindung des Autos.

Dessen Geschichte ist mit Legenden wie Ford T, Käfer, Ente, Jaguar E oder Porsche 356 (mit nur 70 PS!) vertreten, daneben gibt es automobile Schmuckstücke wie ein in Berlin gebautes NAG-Protos-Sportcabrio von 1929/39 zu bestaunen, den ersten Saab, den ersten in Deutschland gebauten Wohnwagen oder auch das wohl erste Auto mit Hybridantrieb: ein Fiat 500, Baujahr 1962, Mitte der sechziger Jahre in einem TU-Projekt umgebaut, viel mehr weiß man leider nicht. Die Autos sind der Mittelpunkt von elf Themeninseln, in denen es nicht allein um PS- und Hubraumwerte gehen soll. Viele der Autos sind mit Geschichten verbunden, mit Erinnerungen ihrer früheren Besitzer, Kuriositäten ihrer Historie, die ebenfalls präsentiert werden, soweit es die bewusst kurz gehaltenen Texte zulassen. Und gerade angesichts aktueller Energiediskussionen will man auch dem Elektroantrieb Raum schaffen, der zwar modern ist, aber keineswegs neu. Der gezeigte Kleinlastwagen von Hansa-Lloyd, der einst in einem Hafen Eisblöcke transportierte, stammt jedenfalls aus den zwanziger Jahren. Andreas Conrad

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