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Trotz Taucherbrille ist diese junge Teilnehmerin nicht ganz überzeugt vom "Pussy Riot"-Videodreh.

© Yannick Gotthardt

"Pussy Riot": 400 Unterstützer kommen zu Peaches Videodreh

Die kanadische Sängerin Peaches hat ein Lied für die in Moskau inhaftierten Musikerinnen von "Pussy Riot" geschrieben. Der Videodreh dazu fand am Mittwochabend spontan im Mauerpark statt - mit rund 400 Unterstützern.

400 Demonstranten sind eigentlich nicht genug für einen ordentlichen Protest. Sie reichen aber aus, um ein Kameraobjektiv mit protestierenden Menschen zu füllen. Als die Electroclash-Sängerin Peaches ihre Fans spontan zum Dreh eines Musikvideos rief, tat sie das daher über Weblogs und auf Facebook. Es sollten zwar Menschen kommen, aber bitte nicht zu viele. 400 wären noch relativ unkritisch, das hat ihr ein Zivilanwalt gesagt. Und rund 400 werden es dann auch.

Am Treffpunkt, vor dem Café Glory Whole in der Oderberger Straße, sprechen die meisten der glitzernd verkleideten Protestteilnehmer Englisch. Peaches auch, obwohl die Wahlberlinerin seit rund zehn Jahren in der Stadt lebt. Es ist ein Protest von, für und zugunsten einer internationalen Avantgarde. Anna ist ebenfalls zum Dreh gekommen. Die Touristen aus Frankreich hatte aus einem englischen Blog davon erfahren. Peaches findet sie cool, Pussy Riot auch, darum ist sie hier.

Peaches wiederum will ihre Prominenz für die Russinnen in die Wagschale werfen, die nach dem Willen der russischen Staatsanwaltschaft drei Jahre ins Gefängnis sollen. Vor Drehbeginnn werden die farbenfrohen Masken verteilt - das Markenzeichen von „Pussy Riot“. Peaches hält ihre protestierende Horde mit eiserner Disziplin zusammen. „Wenn die Polizei kommt ist nach 30 Minuten alles vorbei”. Es ist ein Protest, den möglichst niemand bemerken soll. Ausgelassen und laut sieht er nur auf den Bildern, der rund 30 wild rotierenden Pressefotografen aus. Wenn wirklich mal einer der Demonstranten einen Slogan ruft, wird er sofort gemaßregelt. Wenn gelegentlich ein Auto durch die verkehrsberuhigte Oderberger Straße fährt, machen alle sofort Platz.

Die Sängerin hat nichts dem Zufall überlassen. Der Protestzug startet vor dem Café Glory Whole, weil sie „Pussy Riot vor Glory Whole“ in der Zeitung lesen will, das sagt sie offen. Auch der Mauerpark ist kein zufällig gewählter Drehort. Auf der ganzen Welt kennt man ihn. Berlin, Mauer, Freiheit - es sind einfache Symbole, die zählen.

Bilder vom Videodreh

Was sie mit ihrem Protest bewirken wolle? „Ich möchte durch meine Bekanntheit eine Brücke zwischen den Aktivistinnen und den Menschen herstellen“, sagt Peaches, fünf mal hintereinander in gleich bleibendem Ton in verschiedene Kameras. Die Frage, wie man sich den Song denn vorstellen könne, findet Peaches ein bisschen unnötig. „Ach, es ist einfach ein leicht punkiger Song, „Free Pussy Riot“ eben.“

Was sie zum Protest motiviert? „Pussy Riot sind die zurzeit beeindruckendsten Konzeptkünstler. Wie sie zu all diesen großen Locations fahren und all diese großartigen Aktionen machen ist, toll“, meint die Sängerin.

Bis spätestens Mitte nächster Woche soll das Video im Netz stehen. Wo genau? „Na überall. Google it!“ Ein Wort zu Putin: „Fuck off and die“. Klares Statement. Die Sängerin hat ihre Demonstration intelligent kalkuliert. Nicht die Aufmerksamkeit auf der Straße zählt, sondern Likes auf Facebook. Digitaler Protest in Hochform.

Nachdem die notwendigen Bilder im Kasten sind, ist noch Zeit für die Presse. „Wer mag noch was für die Kamera machen?“, fragt Peaches Assistentin. Dann werden Eier gelegt und Geburten nachgestellt. Nach nur 30 Minuten kommt dann doch die Polizei und die versammelte Menge zerstreut sich in Windeseile. Nur die Journalisten bleiben wartend bei den Polizisten zurück und warten ob noch etwas passiert. Am Ende sind sie es, die die einzige unangemeldete Versammlung im Mauerpark abhalten.

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