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25 Jahre Mauerfall: Wie hätte die Mauer wohl heute ausgesehen?

Heute vor 25 Jahren sagte Honecker: Die Mauer wird noch 50, 100 Jahre stehen - er lag falsch. Aber noch in ihren Schlusstagen plante die DDR die Aufrüstung der Grenze zur High-Tech-Anlage, vollgestopft mit Sensoren.

Hier in der DDR weiß jedes Kind, dass die Grenztruppen den strikten Befehl haben, auf Menschen wie auf Hasen zu schießen“ – ein historischer Satz von Lothar Loewe, 1976 ARD-Korrespondent in Ost-Berlin. Womit er nebenbei ein Problem ansprach, das die DDR-Grenzer noch Jahre später beschäftigte:„Die Unterscheidung von Personen und Tieren mit Hilfe seismischer Sensoren wurde noch nicht gelöst“ – so klagte 1985 das Potsdamer Zentralinstitut für Physik der Erde . Dessen Auftrag: die Grenze mittels „seismischer Meldungsgebersysteme“ undurchlässiger, Waffengebrauch damit überflüssig zu machen. Grenzverletzer sollten so früh entdeckt werden, dass sie ohne Schüsse gestoppt werden könnten.

„In den nächsten Jahren (bis 2000 und später)“ werde es dabei bleiben, dass die DDR „das Grenzregime in der Form der Grenzsicherung ausgestalten“ müsse, hieß es in einem Thesenpapier des Kommandos der Grenztruppen mit Bezug auf Honeckers 100-Jahre-Diktum. Das bedeutete zunächst den Ausbau der klassischen, doch als technisch veraltet erkannten Grenzanlagen: Zu den 103 Kilometern Mauer und 70 Kilometern Zaun sollten 1989 weitere zwei und 14,8 Kilometer hinzukommen, auch sechs neue Wachtürme waren geplant. Schon wurde aber am Ausbau der Grenzanlagen zur High-Tech-Mauer gebastelt (nachzulesen in Flemming/Koch: Die Berliner Mauer. be.bra verlag).

Von den „neuen wirksamen Ergänzungsgeräten, insbesondere für die Signalation des Übersteigens“ erhoffte man sich auch weniger Fehlalarme.1988 gab es einen ganzen Katalog von Neuerungen an der Mauer, darunter die „Grenzsignalzaunanlage 90“ mit „Streckmetallsensor“ und „Feldsensor“, das mit Infrarot-Technik ausgestattete „Geländeüberwachungsgerät 89“, den „Vibrationsmeldegeber ,Gawott’ DS-80W“, das „Funkmessaufklärungsgerät ,Kredo’-1RL133“ und die „Mikrowellenschranke Georgin- RLD-73“. Auch finanziell ist den DDR-Bürgern durch die Wende viel erspart geblieben. Wie ihre neue Grenze dann ausgesehen hätte? Vielleicht wie die Einzäunung eines gut bewachten Gartengrundstücks: Lichtschranken, kaum sichtbare Kameras und Mikrophone, luftig wirkende Zäune, behutsam auftretendes Personal – fast ein Idyll. Scheinbar.

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