zum Hauptinhalt

Besondere Stadttour: Griebnitzsee-Villen mit dem Fahrrad entdecken.

Villen am Griebnitzsee gibt es wie Sand am Meer. Der Tourguide Robert Freimark zeigt, von wo aus US-Präsident Harry Truman den Abwurf der Atombomben befahl. Als Villentourist auf den Spuren der Geschichte.

Das Fahrrad gleitet den Hügel hinauf. Bei Druck auf die Pedale erhöht das Elektrorad sogar die Geschwindigkeit, so dass auch Unsportliche dem durchtrainierten Fahrradguide Robert Freimark folgen können. Freimark, 53, führt Besucher auf eine Villentour am Griebnitzsee. Von der Grote-Villa, in der heute die Friedrich-Naumann-Stiftung ihren Sitz hat, bis zur Heprich-Villa, in der Joseph Stalin 1945 während der Potsdamer Konferenz wohnte, begegnet der Villen-Tourist deutscher Geschichte.

Der Villeninteressierte steigt am S-Bahnhof Griebnitzsee aus der S-Bahn aus und dann um, auf das Fahrrad. Mit dem folgt er Freimark zum Sitz der Olympiamannschaft der US-Ruderer von 1936. Deutlich sind am Stahltor der Sportlerresidenz die fünf Olympiaringe zu erkennen. Von dort geht es nach Steinstück, eine ehemalige Exklave von Westberlin, die nur durch eine schmale Straße mit der Bundesrepublik verbunden war. Auf beiden Seiten der Straße stand die Berliner Mauer und wenn die Steinstücker einkaufen gehen wollten, mussten sie an den Wachtürmen der Volkspolizei der DDR vorbei. 1961 landete der US-General Lucius Clay mit einem Hubschrauber in der Exklave und sendete so ein deutliches Signal der Unterstützung an die Steinstücker. Auf dem ehemaligen Landeplatz ist heute ein Spielplatz mit einer Kletterburg in Form eines Hubschraubers. Daneben stehen zwei der Rotorblätter des Hubschraubers von Clay und erinnern an die Landung in Steinstücken. Hier, wo ehemals der Todesstreifen verlief, stehen heute Villen und wenig erinnert an den Grenzstreifen. Hin und wieder gibt es aber doch Spuren der Geschichte zu entdecken, zum Beispiel das Holzkreuz, das an die missglückte Flucht von Willi Marzahn erinnert, der 1966 von Grenzsoldaten erschossen wurde.

Vom umstrittenen Uferweg kommend, erreicht man die Truman-Villa. Das Gebäude hieß vorher Grote-Villa und prominenter Besuch ist in der Villa nicht ungewöhnlich. Zum Beispiel war Edwin Redslob, der in der Weimarer Republik Reichskunstwart war und 1945 den Tagesspiegel mitbegründete Gast in dem Haus. Der heutige Name "Truman-Villa" geht auf die Potsdamer Konferenz zurück, während der der US-Präsident Harry Truman in dem Anwesen wohnte. Von hier aus befahl der Präsident den Abwurf der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki.

Von der Grote-Villa ist es nicht weit zur Quandt-Villa. Das mehrstöckige Gebäude ist der Sitz der Industriefamilie Quandt, die auch 2008 noch Schlagzeilen machte. Die Quandt-Erbin Susanne Klatten, die von einem Betrüger erpresst wurde, ging zur Polizei. Der Prozess fand in den Medien viel Beachtung. Vor dem zweiten Weltkrieg wohnte Günter Quandt mit Magda Quandt hier. Magda Quandt hieß später Magda Goebbels und vergiftete 1945 im Führerbunker ihre sechs Kinder.

In derselben Straße befindet sich auch die Villa Seefried, die 1915 von dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe gebaut wurde. Hier erfährt der Besucher, dass der Bewohner des Hauses , der SAP-Chef Hasso Plattner, 20 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses gespendet hat.

Wer sehen will, in welcher Villa Joseph Stalin auf einem Feldbett schlief oder wo Erich Kästner sich nach seinem Berufsverbot aufhielt, kann sich an "Potsdam per Pedales" wenden. Die Villentour kostet pro Person 12 Euro, das Fahrrad dazu, wenn man denn eins will, kostet 8,50 Euro. Ein Elektrofahrrad kostet zwanzig Euro. Die Tour und andere Aktivitäten können unter http://www.potsdam-per-pedales.de/ gebucht werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false