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Man trifft sich. In Mitte werden die Laternenpfähle schon knapp.

© Felix Hackenbruch

Bundestagswahl in Berlin: Der Kampf mit den Wahlplakaten hat begonnen

Seit Sonntagfrüh ist Berlin voll von Politikern und Slogans. Doch bringt die Werbung überhaupt noch was? Ein Rundgang.

Der Wahlkampf beginnt in Kreuzberg kurz vor Mitternacht. Während das Partyvolk rund um das Kottbusser Tor ausschwärmt, versuchen Unterstützer aller Parteien, die besten Laternenpfähle für ihre neuen Wahlplakate zu ergattern. An vielen Hauptstraßen und Plätzen hängen bereits drei Stunden später mehrere Plakate pro Laterne. Am Heinrichplatz, wo sich noch einige Nachtschwärmer aufhalten, diskutieren ein paar Touristen jedoch nur über ein selbst gebasteltes Plakat. „Miete runter - Löhne rauf“, steht darauf und ist durchgestrichen. Stattdessen eine radikalere Forderung: „Eine andere Gesellschaft!“. Kreuzberg eben.

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Seit Sonntag null Uhr, genau sieben Wochen vor der Bundestagswahl, dürfen Parteien Wahlplakate im Straßenbild anbringen. Ein paar hat man zwar schon in den vergangenen Wochen sehen können, ob das aber entscheidende Vorteile bringt, ist anzuzweifeln. „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat“, sagte Loriot einst. Dort sei er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.

Viele Berliner sehen das offenbar genau so. „Ich lasse mich doch nicht Wahlplakaten beeinflussen“, sagt ein älterer Mann aus Weißensee am Sonntagmorgen beim Spaziergang mit seiner Frau durch Schöneberg. „Ich bilde mir meine eigene Meinung“, sagt er. Seine Wahl sei bereits getroffen. „Ich wähle Frau Merkel.“ Die Kandidaten aus Berlin kenne er gar nicht.

Ein paar Straßen weiter, am Tempelhofer Ufer, steht ein jüngerer Mann vor einem AfD-Plakat, das sich gegen die Euro-Rettung ausspricht. „Weltfremd“ sei das, sagt er. Auch er weiß schon, welche Partei er wählen werde. Die Plakate interessieren ihn eigentlich nicht.

Vielleicht bringen die Plakate für die SPD die Wende

Doch warum investieren Parteien dann so viel Geld und Zeit, um sich zu präsentieren? „Das macht man nunmal so“, sagt Muharrem Aras, der am Sonntagmorgen zusammen mit drei Parteifreunden Plakate der SPD-Direktkandidatin für Friedrichshain-Kreuzberg Cansel Kiziltepe in der Nähe des Mehringplatz anbringt. Aras, der auch Kreiskassierer seiner Partei ist, opfert für die Plakate von Kiziltepe und Martin Schulz seinen freien Sonntag, obwohl die SPD im Umfrage-Tief steckt. „Von Umfragen lassen wir uns nicht entmutigen“, sagt Aras. Vielleicht bringen ja die neuen Plakate die Wende. „Man darf das nicht unterschätzen“, meint er. „Bei den Berliner Piraten hat das 2011 einen enormen Schub gegeben.“

Tatsächlich sind gerade für die kleinen Parteien Wahlplakate die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. „Es gibt den sauberen Diesel“ schreibt „Die Partei“ über einem brennenden Mercedes. Deren Berliner Spitzenkandidat Nico Semsrott wirbt mit dem Slogan „Weil ich mir egal bin“ für sich. Die FDP setzt auf zwei Themen: Tegel und Christian Lindner. Der FDP-Chef ist am Sonntagmorgen bereits omnipräsent und verkündet wahlweise „Schulranzen verändern die Welt. Nicht Aktenkoffer“ oder „Digital First. Bedenken second“, während er auf einem schwarz-weiß Foto mit seinem Smartphone posiert.

Nicht nur schwarz-weiß, sondern auch gestreift und orange sind die Motive auf acht Plakaten, die an einem Bauzaun in der Stresemannstraße angebracht sind. Sie werben unter anderem für Romano, Balbina und Abra. Optisch gewinnen sie jede Wahl, schließlich sind sie Teil einer Ausstellung in der Kulturbrauerei. Über Babykatzen.

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