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Lockruf der Manege: Adventszeit ist auch Zirkussaison

Die Adventszeit ist auch die große Zeit von Artistik, Clownerie und Dressur. In Berlin hat diese vorweihnachtliche Tradition schon vor mehr als 100 Jahren begonnen.

Im Tempodrom am Anhalter Bahnhof marschiert der kleinste Star des Roncalli-Weihnachtszirkus nur auf den Vorderpfoten kopfüber eine Treppe hinab: Es ist ein Jack-Russel-Terrier. Im Zirkuszelt am Hauptbahnhof wagt sich ein Artist der Show „Menschen, Tiere, Sensationen“ mit verbundenen Augen aufs „Todesrad“. Im Weihnachtszirkus am Olympiastadion steckt ein Dompteur seinen Kopf in einen Krokodilrachen. Und im „Wintergarten“ springen die Kinder der Mondgöttin Luna in Feuerland von einem Vulkankrater zum nächsten. Junge Artisten des Kinderzirkus Cabuwazi haben fürs „Zimt & Zauber“-Varieté monatelang Trampolinspringen und anderes trainiert.

Jetzt kann’s Weihnachten werden. Herrrrreinspaziert – in der Adventszeit und über die Feiertage bis zu den ersten Januartagen kann man in Berlin wieder staunen, lachen und träumen. Immer, wenn das Christfest naht, kommen die großen und kleinen Weihnachtszirkusse in die Stadt. Sie machen sich heftig Konkurrenz – sind aber alle meist gut besucht. Schließlich gehört das Zirkusvergnügen für viele Berliner Familien so selbstverständlich zum Fest wie die Weihnachtsgans. Das war schon vor mehr als 100 Jahren so, als der 1892 gegründete Zirkus Busch in seinem riesigen einstigen Kuppelbau am Hackeschen Markt zu Weihnachtsspektakeln einlud. Damals sprang die legendäre Artistin Mina Schulze – genannt: die Wasserminna – mit ihrem lamettageschmückten Hengst Conversano aus mehreren Metern Höhe in ein Wasserbassin.

Heute wirbt Roncalli mit dem akrobatischen Terrier um Publikum – dazu mit Trampolinkünstlern, „die alle Naturgesetze außer Kraft setzen“ und einem der weltbesten Clowns: René Bazinet, Hauptdarsteller des Alegría-Films, verkörpert das Motto der diesjährigen Show „Herzlich lustig!“. Roncalli hat im Tempodrom Tradition. Dort lädt der Zirkus schon zum siebten Male in seine Weihnachtswelt. Auch Musikclowns gehören dazu, es gibt artistische Liebesspiele am Trapez, die „Hei bei Troupe“ aus China zeigt Hochradnummern, und aus Moskau kommen die „Nikulin Dogs“. Mit dieser Hundedressur setzt Roncalli erneut auf Ulk. Im Vorjahr kündigte der Zirkus als Reaktion auf die Kritik von Tierschützern an einer Seelöwenschau eine „sensationelle Nilpferddressur“ an. Tatsächlich turnten Artisten in Nilpferdkostümen durch die Manege.

Die zweite zirzensische Weihnachtsbescherung ist am Hauptbahnhof zu sehen. Dort präsentiert Zirkus „Berolina“ eine Show mit Historie: „Menschen, Tiere, Sensationen“, kurz MTS. 1937 gab’s eine solche Vorstellung erstmals zu Weihnachten in der Deutschlandhalle. Und seit der Nachkriegszeit gehört MTS zu den beliebten Adventsvergnügungen in Berlin. Große Pferdedressuren wie einst zur Kaiserzeit sind erneut zu bewundern, aber auch viel Artistik vom Salto Mortale am Trapez bis zu Hochseilradlern.

Nummer drei im Manegenreigen ist der Berliner Weihnachtszirkus von „Voyage“ am Olympiastadion. Es ist das 17. Gastspiel zur Jahreswende an diesem Standort. Und erneut stehen – bunt gemixt mit Artistik – außergewöhnliche Tierdressuren im Mittelpunkt: Tiger, Elefanten, Giraffen, Nashörner, Flusspferde. 2009 wurde der Zirkus deshalb von Tierschützern heftig kritisiert. Nun geht er in die Offensive – und verweist auf seine „anerkannt tiergerechte Haltung“.

Nummer vier beim Zirkusaufmarsch heißt „Zimt & Zauber“. Nach zwei Jahren Zwangspause ist das Artistik-Theater „für die ganze Familie“ wieder da. 30 Mädchen und Jungen des Berliner Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi spielen im Wintergarten die Geschichte „Inti & Ayanti – Auf der Suche nach den verlorenen Sternen“. Seit 1996 gibt es „Zimt & Zauber“, doch die Insolvenz des nun wiederbelebten Wintergartens unterbrach den Spaß. Cabuwazi hat aber auch eigene Weihnachtsshows. Eine heißt „Unter Engeln“ – eine artistische Hommage an alle Schutzengel.

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