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Feierliche Rückkehr. Die renovierte Synagoge Pestalozzistraße bei der Wiedereinweihung.

© Cay Dobberke

Update

Berlin-Charlottenburg: Synagoge Pestalozzistraße wieder eingeweiht

Am Freitag hat die Jüdische Gemeinde die Wiedereröffnung der Synagoge Pestalozzistraße gefeiert. Außerdem startete dort das „Louis Lewandowski Festival“ mit einem Chorkonzert.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Synagoge an der Charlottenburger Pestalozzistraße 14-15, als sie am Freitag nach einer Renovierung und Umbauten wieder eingeweiht wurde.

Mit Kantor Isaac Sheffer und seiner Gemeinde feierten unter anderem der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland und Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (beide SPD) sowie Vertreter der israelischen Botschaft. Auch für alle anderen Interessierten war der Eintritt frei.

Auftakt des Chorfestivals für Synagogalmusik

Zum Programm gehörte die Eröffnung des vierten Berliner „Louis Lewandowski Festivals“, das sich der Synagogalmusik widmet. Diesmal geht es um Musik jüdischer Komponisten aus Deutschland, die in die USA ausgewandert beziehungsweise geflohen waren. Zum Auftakt sang das Synagogal Ensemble Berlin unter der Leitung von Regina Yantian. Danach gab es einen Schabbat-Gottesdienst.

In der Pogromnacht löschte die Feuerwehr rasch – wegen der Nachbarn

Die Synagoge war 1911 bis 1913 für die liberale Gemeinde entstanden, in der die Gottesdienste durch Orgelmusik und einen gemischten Chor begleitet werden; die Melodien stammen überwiegend vom deutsch-jüdischen Komponisten Lewandowski. Als Nationalsozialisten in der Pogromnacht 1938 viele Synagogen anzündeten, wurde auch das Gebäude an der Pestalozzistraße in Brand gesetzt, aber kaum zerstört. Denn die Feuerwehr befürchtete ein Übergreifen der Flammen auf die benachbarten Wohnhäuser und löschte deshalb schnell.

Das NS-Regime enteignete die Jüdische Gemeinde später. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt diese die Immobilie zurück und feierte 1947 unter Oberkantor Estrongo Nachama, der das Konzentrationslager Auschwitz überlebt hatte, die Wiedereinweihung. Nachama behielt das Amt bis zu seinem Tod im Jahr 2000.

Schließlich wurde klar, dass die Synagoge restauriert werden muss. Das Dach war undicht, es gab Schimmel und morsche Wände. Im April 2013 begannen die Arbeiten, bei denen auch eine Küche modernisiert und eine barrierefreie Toilette eingebaut wurden. Das Geld kam vor allem von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, die eine Million Euro gewährte. Außerdem sammelte man Spenden.

Die Gottesdienste fanden ersatzweise im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Fasanenstraße statt. Laut der Zeitung „Jüdische Allgemeine“ hatte der Vorstand der Einheitsgemeinde zunächst Bedenken dagegen, weil sich fromme Juden von den Riten der liberalen Charlottenburger Gemeinde gestört fühlen könnten; schließlich einigte man sich.

Beim Festival singen 200 Musiker in Synagogen und Kirchen

Beim dreitägigen Louis Lewandowski Festival gastieren insgesamt rund 200 Chorsänger aus Europa, Israel und den USA in Berlin. Sie treten in verschiedenen Synagogen, aber auch Kirchen in Charlottenburg, Kreuzberg, Pankow und Marzahn-Hellersdorf auf. Das Abschlusskonzert findet am Sonntag ab 17 Uhr in der Synagoge Rykestraße in Prenzlauer Berg statt. Das ganze Programm steht unter www.louis-lewandowski-festival.de.

Der Gründer und Organisator ist Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. Als Schirmherren fungieren Gideon Joffe von der Jüdischen Gemeinde und der soeben aus dem Amt geschiedene Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Laut Busch-Petersen hat sich der neue Regierungschef Michael Müller (SPD) schon dazu bereit erklärt, 2015 Schirmherr zu werden.

Viele Berliner Händler sponsern das Festival, weil es der offizielle Anlass für den verkaufsoffenen Sonntag am 21. Dezember ist.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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