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Dürre in Berlins Tropen: Tropenhaus im Botanischen Garten saniert

Das große Haus im Botanischen Garten ist saniert, doch in den Nebengebäuden sieht es noch wüst aus. Um alle Sanierungswünsche zu erfüllen, müssten 18,5 Millionen Euro lockergemacht werden.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Wenn es heftig stürmt, bleibt den Besuchern des Botanischen Gartens die Pracht der Begonien und exotischen Nutzpflanzen verborgen. Ab Windstärke 8 werden die Gewächshäuser neben dem Großen Tropenhaus geräumt, denn der Rost hat die über hundert Jahre alten Stahlträger so zerfressen, dass die Statiker bedenklich mit den Köpfen schütteln. „Gelegentlich mussten wir die Häuser schon schließen“, sagt Karsten Schomaker, zuständig für Technik und Umwelt in einem der größten Botanischen Gärten der Welt, der finanziell aber notleidend ist.

Immerhin wurde das Tropenhaus, eine Publikumsattraktion erster Güte, für 16 Millionen Euro von Grund auf saniert. Auch wurden die öffentlich nicht zugänglichen Häuser für die Anzucht von Pflanzen teilweise ersetzt. Im Herbarium wurde das Mauerwerk trockengelegt, Laborräume wurden saniert. Bund und Land, die EU, Lottostiftung und Freie Universität (FU) stellten die Gelder zur Verfügung. Könnte sich der Botanische Garten etwas wünschen, wären jetzt die Gewächshäuser links, rechts und vor dem Großen Tropenhaus an der Reihe. Doch wie sich nun herausstellt, reichen die finanziellen Mittel vorerst nur für die Sanierung des Victoria-Hauses, das 2006 wegen Baufälligkeit geschlossen wurde.

Einst beherbergte das äußerlich eher unscheinbare Gewächshaus die wunderbare Welt der tropischen Sumpfpflanzen. Den Besuchern perlte der Schweiß von der Stirn, wenn sie in feucht-heißem Klima an Mangroven, Papyrus und Aronstäben vorbeispazierten. Im Mittelpunkt des Geschehens: Die nach der Königin Victoria von England benannten Riesenseerosen, auf die sich kleine Kinder setzen können, ohne unterzugehen. Seit fast fünf Jahren gedeiht dort nichts mehr. Doch wenn alles gut geht, wird die Ruine mit den geborstenen Fenstern und gekappten Versorgungsleitungen ab 2014 in neuer Blüte stehen. Als schmuckes Entree zum Tropenhaus. Die Bauarbeiten könnten in einem Jahr beginnen.

Gleichzeitig sollten die Häuser B und C, in denen Begonien, Dieffenbachien und Passionsblumen wachsen, aber auch Bananen, Kaffee und Brotfrüchte, saniert werden. Ihre Standfestigkeit ist nachhaltig gefährdet. Aber neue Richtlinien des EU-Umweltentlastungsprogramms machten dem Land Berlin einen Strich durch die Rechnung. „Je eingespartem Megawatt Primärenergie gibt es nur noch 5000 Euro Förderung“, sagt Schomaker. Obwohl die Gewächshäuser aus Kaisers Zeiten gewaltige Energieschleudern sind, lässt sich nicht so viel Wärme und Strom einsparen, dass ausreichend Fördermittel zusammenkommen.

Um alle Sanierungswünsche zu erfüllen, müssten 18,5 Millionen Euro lockergemacht werden. Das Land gibt aber nur 6,4 Millionen Euro dazu. Die FU, die sich ursprünglich an der Finanzierung ihrer Zentraleinrichtung Botanischer Garten beteiligen wollte, hat kein Geld. Jetzt hofft der Senat, aus dem EU-Programm wenigstens 3,7 Millionen Euro zu bekommen. Mit insgesamt zehn Millionen Euro könnten das Victoria-Haus erneuert, die gesamte Wärmeversorgung modernisiert und die Häuser B und C statisch wenigstens so gesichert werden, dass sie nicht geschlossen werden müssen. Voraussichtlich wird der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses die Mittel am Mittwoch freigeben.

Das ist gut angelegtes Geld, weil schöne, sanierte Gewächshäuser nicht nur zahlende Besucher anlocken, sondern 40 bis 50 Prozent Energie einsparen. „Zurzeit geben wir jährlich 750 000 Euro nur für die Fernwärme aus“, sagt Schomaker. In den vergangenen zehn Jahren seien die Energiekosten im Botanischen Garten enorm gestiegen. Allein die geplante Erneuerung des Wärmenetzes wird den Jahresetat um 350 000 Euro entlasten. Mit den frei werdenden Mitteln sollen dringend benötigte Stellen für Gärtner geschaffen werden. Ein Garten ist kein Dschungel, der alleine wächst. Wann die anderen Gewächshäuser saniert werden, bevor sie der Wind verweht, weiß keiner.

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