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Dieses Kleinflugzeug blockierte stundenlang den Betrieb in Schönefeld.

© dpa

Nichts ging mehr in Schönefeld: Warum ein Ausweichen nicht möglich war

Stundenlang war in Schönefeld alles lahmgelegt, wegen eines kleinen Flugzeugs, das von der Piste abkam. Paradox, ist doch gleich nebenan eine nagelneue Start- und Landebahn. Doch um die zu nutzen, müssen rechtliche Hürden überwunden werden.

Paradox: Das von der Piste abgekommene Flugzeug blockiert stundenlang den Flugbetrieb – und die parallel vorhandene zweite Bahn bleibt unbenutzt. Die neue Start- und Landebahn für den BER-Flughafen ist zwar fertig und betriebsbereit, doch eine Genehmigung für Starts und Landungen gibt es noch nicht. Das Problem: In Tegel muss der Flugverkehr spätestens ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme der Bahn in Schönefeld eingestellt werden. So ist es im Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau Schönefelds formuliert. Einen Bezug zur Eröffnung des neuen Terminals gibt es nicht.

Am Freitag habe die Zeit nicht gereicht zu klären, ob die neue Start- und Landebahn als Ausweichpiste nach dem Unfall kurzfristig zu nutzen gewesen wäre, sagte der Sprecher des Brandenburger Infrastrukturministeriums, Jens-Uwe Schade. Starten und landen dort im Linienverkehr erst einmal Flugzeuge, könnten Tegel-Anwohner, die sich gegen den Flugbetrieb dort wehren, möglicherweise per Klage verlangen, dass der innerstädtische Flughafen spätestens ein halbes Jahr danach dichtgemacht wird.

Für die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung im vergangenen Jahr hatte es zwar Ausnahmegenehmigungen für Starts- und Landungen auf der neuen Bahn gegeben, doch diese waren als „Außenstarts und -landungen“ deklariert, wie sie grundsätzlich für Anlagen außerhalb von Flughäfen möglich sind. Zudem mussten die Vorführflüge ohne Passagiere stattfinden. Auch die An- und Abflugverfahren zu und von der neuen Piste, die für die Piloten festgelegt wurden, sind derzeit ausgesetzt. Sie könnten nur nach einem zeitlichen Vorlauf in Kraft treten, sagte Schade. Außerdem reiche der sogenannte Luftsicherheitsbereich noch nicht bis zur neuen Südbahn. Auch deshalb sei eine kurzfristige Inbetriebnahme nicht möglich gewesen.

Ob diese rechtlichen Hürden überwunden werden können, um die Bahn noch vor Eröffnung des Terminals in Betrieb zu nehmen, prüfen die Juristen derzeit noch. Dies wird angestrebt, um die jetzige Piste, die am BER die Nordbahn sein wird, sanieren zu können. Ursprünglich waren die Arbeiten für 2016 geplant, nach der zunächst für den 3. Juni 2012 angesetzten Inbetriebnahme des BER. Weil sich der Termin auf unbestimmte Zeit verschoben hat, denkt die Flughafengesellschaft nun darüber nach, die Nordbahn schon vor der Aufnahme des BER-Flugverkehrs zu erneuern. Dann müsste aber die Südbahn freigegeben sein.

Dass Pisten nach Unfällen blockiert sind, ist nicht ungewöhnlich. Zuletzt war in Tegel die Nordbahn stundenlang gesperrt. Am 30. Januar musste eine „Dassault C 7“ mit 24 Sitzplätzen den Start bei 80 km/h abbrechen und geriet wegen Problemen mit der Steuerung auf den Grünstreifen Richtung Nordbahn. Da es eine zweite Bahn gibt, konnte der Betrieb weitgehend weiterlaufen.

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