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© dpa

Berlin-Mitte: Fliegerbombe auf der Museumsinsel entschärft

Spezialisten haben in der Nacht eine Fliegerbombe auf der Museumsinsel entschärft. Auch Bundeskanzlerin Merkel musste wegen der Sperrungen ihre Wohnung verlassen.

Der Zünder des 100 Kilogramm schweren Blindgängers russischer Bauart konnte in der Nacht erfolgreich von der Bombe getrennt werden. Bauarbeiter hatten den Blindgänger gegen 18 Uhr am Neuen Museum in der Bodestraße entdeckt und die  Polizei alarmiert. Rund 150 Einsatzkräfte sperrten den Bereich zwischen der Museumsinsel, der Friedrichstraße und Unter den Linden  weiträumig ab. In der Nähe des Fundortes liegt die Privatwohnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Der Fund legte gestern ab späten Nachmittag bis in die Nacht zu heute das Leben rund um die Museumsinsel lahm. Am Neuen Museum nahe dem Eingang zum Pergamonmuseum war die Bombe um 17.45 Uhr entdeckt worden – auf der Baustelle für die Museumsinsel-Empfangshalle von David Chipperfield. Um 23.58 Uhr konnte die Polizei dann Entwarnung geben: Die Bombe war entschärft – doch da war Unter den Linden noch gesperrt. Die Deutsche Bahn leitete ihre Züge um, in Theatern fielen Vorstellungen aus, Restaurants mussten schließen, die Juristische Fakultät der HU wurde geräumt. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nahe dem Fundort in einem Gründerzeitbau Am Kupfergraben wohnt, musste rasch Taschen mit beruflichen und privaten Habseligkeiten packen. Ihr Haus wurde evakuiert.

Warten auf die Abfahrt der Kanzlerin

Um 17.45 Uhr entdeckte ein Baggerfahrer die russische Fliegerbombe, ein 100-Kilo-Sprengkörper mit zwei Zündern. Der Fundort liegt westlich vom Neuen Museum – etwa 100 Meter Luftlinie von der Privatwohnung der Kanzlerin entfernt. Eine bei Touristen beliebte Gegend mit sonst nur wenigen Wohnbauten. Zuerst nahm ein Räumteam der Baufirma Kemmer die Bombe in Augenschein. Wegen der Größe wurde aber der Bombenräumdienst der Polizei gerufen. Sie sperrte am frühen Abend nach und nach die gesamte Museumsinsel sowie das umliegende Areal zwischen Friedrichstraße im Westen und dem Dom im Osten. Allerdings wartete man mit der Entschärfung noch – unter anderem, damit die Kanzlerin noch kurz Zugang zu ihrer Wohnung bekommen konnte. Begleitet von fünf Leibwächtern betrat sie das Haus, um sich umzuziehen und einige Habseligkeiten aus ihrer Wohnung zu holen. Um 20.41 Uhr wurde sie einem schwarzen Audi davongefahren, mit unbekanntem Ziel.

Unterdessen räumte die Polizei nach und nach die Gebäude in Umkreis von 300 Metern. So mussten alle 400 Besucher des an diesem Abend ausverkauften Maxim Gorki Theaters das Haus verlassen. Ebenso die Besucher des benachbarten Theaters im Palais und die Gäste der Tadschikischen Teestube hinter der Neuen Wache. „Unsere Besucher waren mehr ärgerlich als ängstlich“, sagte eine Mitarbeiterin des Gorki-Theaters. Manche nahmen es auch mit Humor: „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“, sagten die Studentinnen Karin Gäbel und Anne Pfau. Im Restaurant 12 Apostel dauert es lange, bis alle Gäste gegangen waren.

Bahn leitete Fernzüge um, BVG-Busse stoppten

Derweil bauten die Bombenexperten wegen der Dunkelheit einen Lichtmast auf. Ein weißer Kastenwagen der Kampfmittelräumer fuhr auf die Baustelle. „Wie aufregend“, sagte Betty Geerlink, eine Touristin aus dem niederländischen Hertogenbosch. „Als wir das Blaulicht sahen, dachten wir erst, es ist eine der vielen Demos, für die Berlin bekannt ist.“ Eine Frau fragte sich beunruhigt, wie viele Bomben dort noch liegen. Die Entschärfung war wegen der beiden Zünder langwierig.

So leitete die Deutsche Bahn ihre Fernzüge um. Auch ein 34-Jähriger aus Prenzlauer Berg strandete mit verwunderten Touristen am Bahnhof Gesundbrunnen in Wedding – nach Haupt- und Ostbahnhof fuhren die Züge nicht. Reise- und BVG-Busse stoppten ebenso. Am Bombenfundort gelang es Passanten, an Kontrollen vorbeizuspazieren. „Ob wir Angst haben?“, sagt gut gelaunt ein Mann, der mit seiner Freundin einen Spaziergang entlang der Museumsbauten machen wollte. „Wir arbeiten am Flughafen Tegel. Da ist fast jeden Tag Bombenalarm.“ (mit AFP/dpa)

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