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Die Bar jeder Vernunft soll näher an die Schaperstraße rücken. Im Modell steht sie zwischen dem UdK-Bau (links) und dem breiten Weg.

© Simulation: Hager Partner AG

Stadtgestaltung: Bürger planen Wilmersdorfer Kulturquartier

Die Bürgerinitiative Quartier Fasanenplatz will den Kiez an der Schaperstraße beleben. Stadtplaner, Politiker und Kulturschaffende ziehen mit – nur ein Investor möchte lieber Bürohäuser bauen.

Der Wilmersdorfer Kiez um die Schaperstraße, die Bundesallee, die Meierottostraße und den Fasanenplatz ist ein kleines Künstlerviertel: Hier stehen das Haus der Berliner Festspiele, das Spiegelzelt der „Bar jeder Vernunft“ und die Fakultät Musik der Universität der Künste (UdK) im alten Joachimsthalschen Gymnasium. Doch außerhalb der Gebäude ist wenig los, abgesehen davon, dass es nebenan Spiel- und Bolzplätze im Gerhart-Hauptmann-Park gibt. Neue Perspektiven für ein Kulturquartier stellte nun die „Bürgerinitiative Quartier Fasanenplatz“ vor – zusammen mit Stadtplanern, Politikern und Vertretern der Kulturstätten.

Vor allem soll das Parkdeck weg, das wie eine Barriere mitten auf dem Areal wirkt. Darin waren sich am Montagabend rund 120 Teilnehmer einer Diskussion einig. Der Betonklotz sei „eine städtebauliche Sünde“, sagte der CDU-Abgeordnete Stefan Evers. Der Schweizer Landschaftsarchitekt Guido Hager, der Umgestaltungsentwürfe erarbeitet hat, möchte eine „Achse als Fußgängerverbindung“ schaffen, die Grünanlage vergrößern und eine Bar oder ein Restaurant ansiedeln.

„Bar jeder Vernunft“ soll auf dem Gelände umziehen

Auf der Parkpalette steht bisher die „Bar jeder Vernunft“, die näher an die Schaperstraße ziehen soll. Als Schallschutz ist eine „Umhausung“ des Zelts angedacht. Matthias Borgmann, der die Kleinstkunstbühne zusammen mit Holger Klotzbach leitet, begrüßte die Ideen, betonte jedoch: „Wir können keinen Umzug und keine Umhausung bezahlen.“ Woher Geld kommen könnte, blieb offen. Professor Wilfried Wang, Vize-Direktor der Sektion Baukunst in der Akademie der Künste, regte Zuschüsse aus dem „Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA)“ an.

Immobilienfirma hat kein Baurecht

Teile des Areals gehören dem Investor Cesa, der Bürohäuser plant. „Es gibt aber kein Baurecht“, stellte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) klar. Außerdem reichen die Cesa-Planungen bis auf Grundstücksteile, die dem Bund und dem Land Berlin gehören; die fehlende Zustimmung der Nachbarn ist also eine weitere Hürde.

Das Unternehmen hatte eine Einladung zur Versammlung ausgeschlagen. Es soll zuvor schon Gespräche mit Cesa-Vertretern gegeben haben, die zu keiner Annäherung führten. Für welchen Preis die Firma ihr Grundstück von den Vorbesitzern gekauft hatte, ist unbekannt.

Die BVV hat bereits einstimmig beschlossen, die Bürger zu unterstützen. Demnach soll das Bezirksamt „darauf hinwirken“, dass für einen neuen Gerhart-Hauptmann-Platz im Zentrum des Geländes „die erforderlichen Grundstücke durch den Bund und/oder das Land Berlin erworben werden“.

Auch Festspiele-Intendant Thomas Oberender lobte das „hohe planerische Niveau“.

Anwohner kämpften lange gegen Bauprojekte

Die Bürgerinitiative besteht seit 14 Jahren, entstanden war sie als Protest gegen ein damals geplantes Hochhaus. Der Widerstand war erfolgreich, auch ein späteres Wohnungsbauprojekt konnten die Anwohner verhindern. Vor fünf Jahren stoppte der Bezirk das Bebauungsverfahren. Seitdem gilt wieder das Planungsrecht von 1965, das keine Neubauten zulässt. Für die ehrenamtliche Grünpflege im Gerhart-Hauptmann-Park wurde die Initiative außerdem mit dem Erwin-Barth-Preis des Bezirks ausgezeichnet.

Der Status quo an der Schaperstraße. Klicken Sie bitte auf das Bild für die ganze Grafik.
Der Status quo an der Schaperstraße. Klicken Sie bitte auf das Bild für die ganze Grafik.

© Tsp / Bartel

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