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Wahlbezirke (1): Charlottenburg-Wilmersdorf: Mehr Westen geht nicht

Was sie auszeichnet, was sie liebenswert macht, wie ihre Zukunftschancen stehen, wer in den Rathäusern künftig regieren könnte: eine Serie zur Wahl am 18. September.

Wenn die City West Schlagzeilen macht, geht es meist ums Bauen: Die Reihe der Projekte reicht vom Zoofenster-Hochhaus mit Waldorf-Astoria-Luxushotel, Wohnungen im denkmalgeschützten Haus Cumberland, bis hin zur umstrittenen Neugestaltung des Ku’damm-Karrees samt Ku’damm-Theatern. Investitionen im Gesamtwert von mehr als einer Milliarde Euro zeigen, dass Charlottenburg-Wilmersdorf attraktiv ist und das Retro-Image des alten West-Berliner Zentrums abstreift.

Auch wegen der vielen Berlin-Touristen sind der Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße, die teils zu Tempelhof-Schöneberg gehört, die belebtesten Einkaufsstraßen der Stadt. Hinzu kommen Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Charlottenburg, der Zoo, das Olympiastadion, der Funkturm und die Gedächtniskirche und Kulturinstitutionen wie die Deutsche Oper, die Schaubühne und das Theater des Westens. Verloren hat die City West dagegen viele Kinos und Clubs. Für Nachtschwärmer gibt es außer in Bars und Restaurants nicht mehr viel zu erleben.

Der Bezirk ist relativ wohlhabend: Die Zahl der Arbeitslosen und Zuwendungsempfänger liegt unter dem Berliner Durchschnitt, die Mieten aber steigen deutlich. Die Bürgermeisterkandidaten Reinhard Naumann (SPD) und Klaus-Dieter Gröhler (CDU) wenden sich dennoch gegen das Klischee, der ganze Bezirk sei gutbürgerlich oder vornehm wie das Villenviertel Grunewald. Charlottenburg-Nord etwa gilt als sozialer Brennpunkt mit vielen Russlanddeutschen und anderen Osteuropäern. Naumann und Gröhler verweisen auch auf die Millionenlöcher im Bezirkshaushalt und fordern, die Finanzierung der Stadtteile grundlegend zu ändern. Der Einzelbezirk Wilmersdorf war eine CDU-Hochburg, doch der fusionierte Bezirk wird rot-grün regiert. Die SPD will dies fortsetzen, hält je nach Wahlergebnis aber alle Parteien für bündnisfähig. Die CDU schließt für sich nur eine Zählgemeinschaft mit den Linken aus.

Bauprojekte spielen auch im Wahlkampf eine große Rolle. So lehnt die CDU, anders als die SPD, die umstrittenen Wohnungsbaupläne neben dem Festspielhaus an der Schaperstraße ab. In Eichkamp kämpfen Bürger gegen eine Ansiedlung von „Möbel Höffner“ auf dem Güterbahnhof Grunewald; bisher haben sich nur die Grünen klar dagegen positioniert.

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