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Cinema for Peace: Geld und gute Worte

Jedes Jahr versammeln sich friedensbewegte Promis auf der Gala im Konzerthaus. Mit der Berlinale werden munter die Gäste getauscht – und diese sparen nicht mit großen Gefühlen.

Michail Gorbatschow ist wieder dabei. Und Leonardo DiCaprio auch. Gemeinsam überreichten die beiden bei der Gala Cinema for Peace am Montagabend den „International Green Film Award“. Dieser ging an den Regisseur Joe Berlinger für seinen Film „Crude“, der zeigt, welches menschliche Leid die Umweltzerstörung im Amazonasgebiet Ecuadors mit sich bringt. Beide nutzten die Gelegenheit für leidenschaftliche Plädoyers für mehr Umweltbewusstsein. Nominiert waren unter anderem Robert Redford, James Cameron und Roland Emmerich. Künstler könnten am richtigen Ort zur richtigen Zeit ihre Stimme für die richtige Sache erheben, begründete Gorbatschow sein Engagement bei der Gala: „Und die beste Sache ist: Frieden“. Zu oft, sagte Gorbatschow, werde in Filmen Gewalt, Brutalität und Unterdrückung von Menschen gezeigt: „Daran sollte man was ändern.“ Angeführt von Leonardo DiCaprio empfingen ihn die Gäste zu den Klängen von „Freude schöner Götterfunken“ mit einer stehenden Ovation.

Neben Stammgästen wie Catherine Deneuve, Christopher Lee und Bob Geldof kamen auch Montserrat Caballé (sang gerade in Berlin), Twilight-Star Ashley Greene (dreht gerade in Babelsberg), Ruandas Kulturminister Joseph Habineza und der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) zu der Gala, die unter dem Motto „Versöhnung – Reconciliation“ steht. Regisseur Oliver Hischbiegel und Hauptdarsteller Liam Neeson dankten für den Preis für Versöhnung, der an „Five Minutes of Heaven“ geht.

Weg vom Glamour, hin zur großen globalen Politik, das ist inzwischen die Richtschnur der Gala, bei der mit großen Worten, großen Gefühlen und großen Zielen nicht gespart wird. Vor dem Aufmarsch auf dem Roten Teppich waren im Hotel Adlon Workshops über Tibet, Ruanda und Burma angesetzt. Special Guest, wie in früheren Jahren auch, war Luis Moreno-Ocampo, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, der wiederum Catherine Deneuve als treibende Kraft hinter den Zielen der Gala lobte. „Sie kann Menschen wirklich interessieren, weil sie so bekannt ist.“

Viele Stars haben offenbar das dringende Bedürfnis, beispielhaft Gutes vor großem Publikum zu tun und sind froh, wenn jemand ihnen eine Plattform dafür schafft. Jaka Bizilj, Chef der Gala Cinema for Peace, nutzt diese Lücke, um Stars für seine Friedensgala zu akquirieren. Bei der Party zur „Goldenen Kamera“ sprach er den für Tibet engagierten Richard Gere an. Dieser habe großes Interesse bekundet, 2011 wieder dabei zu sein. Mit der Berlinale hat die Gala nichts zu tun, war ursprünglich als Film-Charity-Ball am Rande des Festivals konzipiert.

Traditionell steht eine Charity-Auktion auf dem Programm. Ersteigern konnte man unter anderem eine signierte Gitarre von den Rolling Stones, einen Abend mit Kevin Costner und eine Begegnung mit Sharon Stone. Nach Angaben der Veranstalter sind in den letzten acht Jahren mehr als drei Millionen Euro zusammengekommen für gute Zwecke wie ein Filmfestival in Jenin. Nach BMW tritt diesmal der Schmuckhersteller Thomas Sabo als Hauptsponsor auf, der sich in der Vergangenheit vor allem um Kinderhilfsprojekte gekümmert hatte. Rund 600 Gäste kamen, Karten kosteten ab 1000 Euro. Eine Anwaltskanzlei überprüft die Einnahmen von Cinema for Peace. Bis zum letzten Jahr waren es knapp 2,5 Millionen Euro. Seit 2008 gibt es eine Cinema for Peace Stiftung. Im letzten Jahr wurden rund 330  000 Euro erzielt, die unter anderem an die Stiftungen von Gorbatschow und DiCaprio gingen.

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