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Bunt verliebt. Am Samstag nehmen wieder tausende Teilnehmer und Partygäste an der schwul-lesbischen Christopher-Street-Day-Parade teil, die durch die City West zum Brandenburger Tor zieht. Unter dem Motto "Normal ist anders!" demonstrieren Schwule, Lesben und Transsexuelle für gleiche Rechte.

© dpa

Update

Party-Demonstration: Christopher Street Day ist eröffnet

Berlins Regierender hat den diesjährigen Christopher Street Day eröffnet. Die Parade zieht nun durch die City West. Aber ist Berlin eigentlich die schwul-lesbische Hauptstadt? Oder doch eher Köln oder Hamburg? Ein Städtevergleich.

Die traditionelle Parade zum Christopher Street Day (CSD) hat am Samstagmittag in Berlin begonnen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) durchschnitt das Startband für den CSD-Zug mit mehr als 50 Wagen und Gruppen, die zu Fuß unterwegs waren. Der Umzug steht unter dem Motto „Normal ist anders!“. Derweil laufen in anderen Szene-Hochburgen wie Hamburg und Köln die Vorbereitungen für vergleichbare Feste mit Paraden. Zeit für einen schwul-lesbischen Städtevergleich.

Die mächtigsten Schwulen

Sie regieren nicht nur jeder eine Stadt, sondern wurden beide – und ist das nicht viel wichtiger? – von einem führenden Männermagazin zu den bestangezogenen Politikern Deutschlands gekürt. Wobei Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) noch ein Quäntchen perfekter als Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gestylt sein soll. Dabei hat Wowereit doch die Fashion Week direkt vor der Tür. Na, vielleicht liegt der 56-Jährige, auch wenn er 18 Monate älter ist als von Beust, irgendwann doch mal um eine Manschettenknopflänge voraus. Durchhaltevermögen hat Wowereit schließlich. Das zeigt seine nun mehr als 17-jährige Beziehung zu seinem Lebenspartner Jörn Kubicki. Ihn hat Berlins schönstes Alec-Baldwin-Double im März 1993 in der „Bar Centrale“ in Kreuzberg kennengelernt.

Fast hätte es ja auch in Köln mit einem Schwulen als erstem Mann der Stadt geklappt. Doch Peter Kurth (CDU) – als ehemaliger Finanzsenator Berlins eigentlich ja auch einer von hier – konnte sich im letzten Jahr bei der Wahl zum Kölner Oberbürgermeister nicht durchsetzen. Hat der Mann seitdem die Lust an der Politik verloren? Seine Homepage www.peter-kurth.de zumindest wirkt arg verwaist. Oder hat ihn sein 50. Geburtstag so aus der Bahn geworfen? Vielleicht plant er auch eine neue Karriere – mit diesem perfekten Gesicht für Brillenwerbung wäre das durchaus denkbar.

Die erfolgreichsten Lesben

Ja, wo packt man sie nun hin? Die Kölner rufen: „Natürlich zu uns!“, die Berliner grinsen zurück: „Und an welche Stadt denkt man zuerst bei Anne Will?“ Fakt ist, dass Will in Köln geboren wurde, in Hürth bei Köln aufwuchs und auch ihr Magisterexamen in der Rheinstadt absolvierte. „Jaja“, sagen die Berliner. „Aber dann...!“ Tatsächlich, Will kam zum Sender Freies Berlin, seit 2007 hat sie in der Hauptstadt ihren eigenen Polittalk, der in Adlershof produziert wird. Und das liegt, tut uns leid, liebe Kölner, nunmal in Berlin. Aber die Berliner müssen sich sowieso nicht lumpen lassen. Weitere bekannte, in der Stadt lebende Lesben sind die Schauspielerin und Sängerin Maren Kroymann und Tatort-Kommissarin Ulrike Folkerts. Damit die Kölner nicht „meckere“, sei natürlich die Kölner Urpflanze Hella von Sinnen erwähnt. Neben ihren zahllosen Fernsehauftritten ist sie vor allem durch ihr langjähriges Engagement für die Rechte von Schwulen und Lesben bekannt.

Nur die Hamburger tun sich mit berühmten Lesben der Gegenwart etwas schwer. Inge Meysel, die aus ihrer Bisexualität keinen Hehl gemacht hat, lebt leider nicht mehr. Selbst ein Anruf beim Lesben- und Schwulenverband in Hamburg bringt keine Klärung. „Hm, Maren Kroymann vielleicht?” grübelt man dort. Das können sie nicht ernst meinen.

Die schillernsten Drag Queens

Hier haben die Hamburger klar die Nase vorn: Olivia Jones ist die bekannteste Drag Queen Deutschlands. Als Oliver Knöbel bei Hannover geboren, lebt sie seit mehr als 20 Jahren in der Hansestadt und hat dort ihre eigene Bar. Und sie ist nicht nur die größte, sondern auch die längste Queen: Mit Perücke und Pumps bringt Olivia es auf stolze 2,20 Meter.

Da muss sich Berlins Gloria Viagra mit drei Zentimetern weniger knapp geschlagen geben. Dafür feiert niemand so häufig wie sie ihren 23. Geburtstag. Und mit „Squeezebox“ die erste „Sex, Drags and Rock ‘n‘ Roll“-Band zu gründen, war auch Glorias Idee – ein Punkt für Berlin. Genauso wie Nina Queer. Wer wie Daniel Wegscheider aus einem Kärntener Bergdorf kommt und schon bald die ersten „Schulmädchenreport-Partys“ in Berlin organisiert, kann alles schaffen. Ninas Bar „Zum schmutzigen Hobby“ in der Rykestraße ist weit über die Stadt hinaus bekannt. In Köln teilen sich mehrere Königinnen den Thron: Die Grande Dame Lola Lametta hat sich schon öfter aus dem Show-Rummel zurückgezogen – und ist strahlender denn je zurückgekehrt. Auch Sophie Russel mit ihren Stimmparodien von Zarah Leander bis Trude Herr ist schon lange im Geschäft. Und der Nachwuchs spielt ebenfalls überall mit: Shirley Sugar und Daphne Dragee sind jung, wild und zeigen fast alles, nur keine Angst vor grellen Outfits.

Die Größte Party

Nun aber zum Entscheidenden: Welche Stadt feiert beim CSD die größte Party? Köln hatte 2002 mit mehr als einer Million Besucher die meisten Gäste. Die längste Route bei der Parade führt aber eindeutig durch Berlin. Hier findet der CSD auch am längsten statt: seit 32 Jahren. Dafür nehmen in Köln bis zu 120 Wagen teil, in Berlin gerade mal 53, in Hamburg rund 20. Was die Partys rund ums Event angeht, beansprucht natürlich jede Stadt für sich, die meisten und heißesten zu feiern. Ungeklärt bleibt auch die Frage, welche Stadt mit den schönsten und stärksten Muskeln prahlen kann: Köln, wo in diesem Jahr mit den „Gay Games“ die „Olympischen Spiele“ der queeren Szene stattfinden? Oder Berlin, wo die „Respect Gaymes“ jährlich ausgetragen werden? Für eine faire Entscheidung hilft es wohl am meisten, bei der Parade genauer hinzuschauen. Heute in Berlin, am 4. Juli in Köln und am 7. August in Hamburg. (mit ddp/dpa)

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