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Voller Einsatz für die Fashion Week - dieses Team sorgt dafür, dass alles klappt: Dominic Kaffka, Director Events & Production, IMG Fashion Events & Properties, Nicki Arndt, Public Relations, IMG Fashion Events & Properties sowie Nadja Pohle, Projektleitung Fashion Week und Marcus Kurz, Geschäftsführer Nowadays (von links nach rechts).

© Foto: Kitty Kleist-Heinrich

Modewoche in Berlin: High Heels statt Kufen - die Fashion Week in Wedding

Das Erika-Hess-Eisstadion in Wedding wurde für die Fashion Week umfunktioniert. Es ist nach dem Umbau kaum wiederzuerkennen - und könnte künftig öfter Mode-Events beherbergen.

Die Ödnis könnte kaum größer sein, links ein aluminiumverkleidetes Bürogebäude aus den Siebzigern von Bayer, rechts ein Parkhaus aus Waschbeton, mittendrin eine Auffahrt, an deren Rändern das Unkraut wuchert. Auf der anderen Seite der Müllerstraße soziale Wohnungsbauten aus den späten Achtzigern, die betonschwer die Hoffnungslosigkeit des damaligen Mauerstreifens widerspiegeln. Sexy ist hier nur der Name eines Sexshops mit Nonstop-Kino.

„Welcome in Wedding“, das Schild wollen die Veranstalter der Mercedes-Benz Fashion Week am Montag aufstellen, damit die Models, Designer, Einkäufer, A- und B-Promis den Weg die lange Auffahrt hinauf auch finden – denn an deren Ende steht das Erika-Hess-Eisstadion. Hier trifft sich in wenigen Tagen also die versammelte deutsche Modewelt – nicht zum Schlittschuhlaufen, das Eis wurde im April abgetaut –, sondern, um sich die neuesten Entwürfe von 40 Modemarken anzuschauen.

„Anfangs dachte ich: Nee, oder?“

Auch die Veranstalter, das US-amerikanische Eventunternehmen IMG, waren sich erst einmal nicht sicher, ob das eine gute Idee sein würde. Zusammen mit der Berliner Agentur Nowadays, die bisher auch das Zelt an dem – durch die Fanmeile blockierte – Brandenburger Tor aufbaute, hatten sie viele Orte besichtigt und verworfen: zu weit weg, zu klein, schon vermietet.

Irgendwann waren von sieben Veranstaltungsorten noch zwei übrig. Das Erika-Hess-Stadion war gar nicht ganz oben auf der Liste. Aber warum eigentlich nicht, fragte der Architekt von Nowadays seinen Chef Markus Kurz. Der kannte das Stadion von der Hugo-Boss-Schau, die er hier 2012 organisiert hatte. Anfang Mai fiel die Entscheidung. Skeptisch war auch der Produktionsleiter Dominic Kaffka von IMG: „Als ich das erste Mal durchs Fenster schaute, dachte ich: Nee, oder?“

Acht Wochen hatte Nowadays Zeit, um aus einem Stadion mit Zuschauertribünen mit Klappsitzen, Logen aus Wellblech, Wänden aus Waschbeton mit graphischen Mustern und einer eisfreien Eisfläche von 30 mal 60 Metern mit Bande eine Bühne für die Kleider von 40 Designern zu basteln. Und eine Bühne ist es geworden. Markus Kurz würde gern eine Kamera an den Eingang hängen, wo sonst die Eishockeyspieler aufs Eis laufen.

Die Schlumpfaufkleber mussten verschwinden

Ab Dienstag betreten die Zuschauer von hier aus die Halle. Das Erstaunen auf den Gesichtern würde er gern einfangen. Die Mode lebt ja vom Überraschungseffekt, und der ist mit dem temporären Umbau geglückt. Die Zuschauertribünen sind weiß verkleidet, an beiden Enden der Eisfläche sind weiße Wände aufgebaut. Die Zuschauer sitzen auf weißen Holzblöcken, die man verschieben kann. 700 Zuschauer haben hier Platz – mehr als im Zelt, wo bisher die Fashion Week stattfand. Der Laufsteg auf der Innenbahn bildet atmosphärisch und räumlich das Zentrum. Auf der Außenbahn im Freien stehen wie auch am Brandenburger Tor Zelte, in denen ein kleinerer Raum für Präsentationen, Cafés und abgetrennte Bereiche für die Investoren untergebracht sind.

Das Stadion betritt man von unten durch die Anschnallhalle, in der zahlende Gäste sonst ihre Schlittschuhe anziehen. Der eigentliche Eingang ist schwarz verkleidet. Dadurch hebt sich die pyramidenförmige Dachkonstruktion aus Betonpfeilern noch klarer gegen den Himmel ab. Davor steht eine lange Bank. „Hier kann sich jeder die Promis angucken und sich Autogramme holen“, sagt Projektleiterin Nadja Pohle. Zwischen Zelt und Halle entsteht bis Dienstag ein kleiner Garten, mit Holzterrasse, Hecken und Pflanzen. Auch der Kiosk, wo sonst Pommes verkauft werden, wird genutzt – allerdings mussten dafür die Schlumpfaufkleber auf den Fenstern verschwinden.

Rund 150 Handwerker hämmern, bohren und ackern hier seit Freitag jeden Tag. Die Betriebe, mit denen Nowadays zusammenarbeitet, kommen aus Berlin und Brandenburg. Gerade justiert der Lichtdesigner die 600 Lampen, die in der Eishalle angebracht wurden. So lässt sich der ganze Raum in den unterschiedlichsten Farben ausleuchten.

Auch wenn allen Beteiligten die Vorfreude auf die erste Fashion Week in Wedding deutlich anzusehen ist, im Januar soll das Zelt wieder am Brandenburger Tor aufgebaut werden. „Über den Standort muss man nicht diskutieren“, sagt Nicki Arndt, Pressesprecherin von IMG. Aber sie könnte sich durchaus vorstellen, dass das Stadion zum dauerhaften Sommerquartier werden könnte: „Nach der Saison setzen wir uns zusammen und besprechen, ob das hier nicht die ideale Location für den Sommer ist.“ Vielleicht wird es hier dann doch noch sexy.

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