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Selbstbedienung: Ein Polizist steht vor der Sparkassenfiliale in der Leipziger Straße, wo am Dienstag zwei Geldautomaten gesprengt wurden. Die Täter entkamen mit unmarkierten Scheinen. Die Farbpatronen hatten nicht ausgelöst. Der Sachschaden ist hoch.

© dpa

Wegen Überfällen auf Bankautomaten in Berlin: Sparkasse schließt Automatenstandorte über Nacht

Immer wieder wurden in den vergangenen Tagen Berliner Geldinstitute überfallen. Mehrfach wurden nachts Bankautomaten gesprengt. Nun ziehen die Banken Konsequenzen. Die Sparkasse etwa wird ab sofort in 65 Filialen den späten Einlass verwehren.

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Berlins Geldinstitute ziehen Konsequenzen aus den Überfällen der vergangenen Tage. Am weitesten geht dabei die Sparkasse – sie schließt nachts ab sofort 65 ihrer 145 Automatenstandorte. Welche geöffnet bleiben, sei ab dem heutigen Donnerstag auf der Homepage der Sparkasse zu erfahren, sagte ein Sprecher.

Auch die anderen Banken stimmen sich mit der Polizei über Sicherheitskonzepte ab, wollen aber nicht ins Detail gehen. „Zum Glück sind bisher keine Menschen zu Schaden gekommen“, hieß es unisono von Sparkasse, Postbank und Commerzbank. Unbekannte Täter haben innerhalb von neun Tagen vier Geldautomaten von Sparkasse und Postbank gesprengt. In der Nacht zu Mittwoch versuchten Täter in Wilmersdorf und Prenzlauer Berg zudem, Geldautomaten aufzuhebeln – im ersten Fall aber erfolglos.

Die Geldinstitute suchen nach Lösungen, können ihre Geräte aber letztlich nicht wirksam schützen. Zwar werden die Selbstbedienungszonen, in denen außerhalb der Geschäftszeiten am Automaten Geld abgehoben werden kann, mit Videokameras überwacht. Aber manche Diebe sprühen Farbe auf das Kameraauge und bleiben so unerkannt. Deswegen und weil sich bei Kälte auch Obdachlose gern in den beheizten Räumen schlafen legen, schließen auch einige andere Banken ihre Selbstbedienungszonen über Nacht.

„Das kann aber nur das letzte Mittel sein“, sagt Mathias Paulokat, Sprecher der Commerzbank Berlin. „SB-Zonen haben ja gerade den Zweck, rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen.“ Die Schließung in der Nacht sei deshalb eine seltene Ausnahme. Obwohl in der aktuellen Serie kein Commerzbank-Automat betroffen war, kennt Paulokat die Fälle auch aus eigener Anschauung. Vor vier Wochen wurde in Kleinmachnow ein Commerzbank-Automat gesprengt, vor sechs Wochen einer in Magdeburg, das Schadensbild war das gleiche wie jetzt in Berlin.

Die Postbank betreibt in Berlin 180 Geldautomaten; zwei gehörten zu der jüngsten Serie. Während am Halleschen Ufer wieder Normalbetrieb herrscht, kann an der Bergmannstraße derzeit kein Geld geholt werden. „Der Geldautomat wird ausgetauscht, es müssen Kabel verlegt und technische Arbeiten erledigt werden“, sagt Postbank-Sprecher Ralf Palm. Danach werde auch in der Bergmannstraße wieder rund um die Uhr Betrieb sein. Eine Spur zu den Tätern hat die Polizei noch nicht. Von einer Serie mag die Behörde offiziell nicht sprechen. „Wir prüfen die Zusammenhänge“, hieß es. Bei den Ermittlungen stützt sich die Polizei auch auf Videobilder aus Überwachungskameras.

Im vorigen Jahr hatten sich Banden darauf spezialisiert, ganze Geldautomaten vornehmlich aus S-Bahn-Vorhallen zu reißen und im Stück abzutransportieren. Vor zwei Jahren gab es bereits eine Serie von Geldautomatensprengungen in Berlin und Brandenburg. Damals wurde eine „Gemeinsame Ermittlungsgruppe“ – eine Art Soko – gebildet, um an die Täter zu kommen. Die Polizei sprach seinerzeit von mehr als zehn Automatensprengungen, die es seit August 2009 gegeben hatte. Weil zwei Männer bei ihrem Versuch in Lindow (Ostprignitz-Ruppin) dilettantisch vorgegangen waren, konnten sie gefasst werden. Damals hatten die Kriminellen meist ein spezielles Gasgemisch in das Gerät geleitet und zur Explosion gebracht. Ob sich die Verbrecher bei den jüngsten Taten in Kreuzberg, Wilmersdorf und Mitte wieder dieser Methode bedienten, dazu schweigt die Polizei. Ein Ermittler vermutet dies aber, denn Gas breite sich gleichmäßig aus, während die Sprengung mit einem fest angebrachten Zündstoff unkontrollierter sei.

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