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Hinlegen, bitte! Viele wollen nach der WM nur noch schlafen. Andere freuen sich auf das Wiedersehen mit fußballfernen Freunden. Oder wollen ihren Mann mal wieder ordentlich anziehen – so wie diesen hier zum Beispiel.

© Kitty Kleist-Heinrich

Freizeitgestaltung nach der WM: Und was machen wir jetzt?

Vier Wochen WM, das bedeutete Hoffen und Bangen, wenig Schlaf und viel zu viele Getränke. Aber das Leben geht ja weiter. Acht gute Ideen für die Zeit danach.

Endlich wieder Freunde treffen

Manche Freundinnen sind von Grund auf wunderbar, haben aber doch diese eine Eigenheit an sich, die staunen lässt. Die Freundin, von der hier die Rede ist, ist so eine. Auch wenn sie es womöglich umgekehrt genauso sieht. In Sachen Fußball nämlich sind wir sehr verschieden. Als wir ein paar Wochen vor der WM an einem Werbeplakat vorbeikamen, auf dem Toni Kroos abgebildet war, fragte sie: „Wer ist denn das?“ Vor dem Halbfinale gegen Brasilien hatte ich sie beinahe so weit, dass sie sich einmal im Leben ein Spiel angeschaut hätte. Dann entschied sie sich in letzter Minute anders, eine siebenfach schlechte Entscheidung. Aber ihr macht das – hoffentlich – nicht einmal etwas aus. Umso wunderbarer, dass wir uns nun endlich wieder verabreden können, ohne Rücksicht auf den Spielplan zu nehmen. Wenn du mich das nächste Mal zum Essen in deine neue Wohnung einlädst, muss ich nicht wieder darum bitten, das Ganze auf einen spielfreien Tag zu legen. Entschuldigung übrigens dafür, irgendwie kam ich mir ja doch ziemlich schofelig vor. Karin Christmann

Endlich wieder schwitzen

Haben die Freunde aus der Radlergruppe vielleicht doch heimlich während der WM trainiert? Das wird sich zeigen, wenn sich die Truppe mit ihren Mountainbikes endlich wieder zu einer Berg- und Talfahrt im geliebten Grunewald trifft. Sämtliche feste Trainingsrunden nach Feierabend oder am Wochenende waren dem Fußball zum Opfer gefallen. Die Kommunikation untereinander reduzierte sich auf kurze Spielkommentare. Zum Radfahren war einfach keine Zeit. „Es bleiben ja noch einige Wochen nach der WM, um sich für das zehntägige Abstrampeln rund um den Mont Blanc im August in Form zu bringen“, redete man sich zur Beruhigung ein. Allerdings ließen manche Wortmeldungen den leisen Verdacht aufkommen, dass einige aus der Gruppe die ganz wenigen Spielpausen doch für einen kurzen Trainingstrip auf einem sonst verpönten Asphaltweg nutzten. Verraten wird aber beim ersten schweißtreibenden Training seit dem 12. Juni bestimmt nichts. Claus-Dieter Steyer

Den Mann ordentlich anziehen

Auf vier Trikots und eine Turnhose hat es mein Mann während dieser WM gebracht. Getragen hat er sie täglich. Im Wechsel. Bei Deutschlandspielen immer das grüne. Die Turnhose Gott sei Dank nicht. Als Grund hat er „die sind atmungsaktiv und schwitzemuffresistent“ angegeben. Ich wasche die Trikotsammlung und die ungetragene Hose vorerst noch einmal und rücke das Paket erst wieder raus, wenn der Anlass es erfordert. Und, Sportsfreund: Ja, das war so ausgemacht. Unter Zeugen! Kitty Kleist-Heinrich

Endlich wieder genug schlafen

Für sog. junge Eltern (also Eltern junger Kinder) war das Halbfinalspiel Niederlande – Argentinien die größte Zumutung dieser WM: Wach bleiben für 120 Minuten Langeweile, und nach dem Elfmeterschießen ist es nachts um eins. Also keine sechs Stunden mehr, bis das Kind wieder hellwach ist und Tierpark spielen, frühstücken oder einfach nur pünktlich vor der Arbeit in den Kindergarten gebracht sein will. Die 18-Uhr-Spiele der Vorrunde waren ja noch ganz lustig dank Live-Kommentaren wie „Max Hummels hat mich gerade angeguckt“, „Klose, bringst du mir Klöße mit?“ und „Ich kenne Müller, Podolski und Portugal“. Aber die K.-o.-Runde hat nicht nur an den Kräften der Nationalmannschaft gezehrt. Stefan Jacobs

Und sonst so? Boot fahren, auf Entzug gehen, ehrlich sein

Endlich wieder Boot fahren

Lust, nach der Arbeit ein paar Stunden aufs Wasser zu gehen? Erst das Abendrot genießen, und dann ein wenig Abendbrot auf dem Segelboot? Und schon erntet man Begeisterung über die angebotene Aussicht, der steinernen Stadt und der stehenden Hitze im Büro auf dem kurzen Dienstweg zu entfliehen. Ab an den Wannsee, den Alltag wegblasen lassen vom Wind. So war es jedenfalls bis zum 12. Juni – seitdem war: fünf Wochen Flaute. Ach nee, lass mal, sagte stattdessen der Freund, sagten die Kollegen, sagten die Töchter: Da verpassen wir ja ein gaaanz wichtiges Spiel in Brasilien. Endlich ist das nun vorbei. Am Montag ruft Freund A. an: Sag mal, hast du mir nicht mal angeboten, zusammen segeln zu gehen? „Wär doch prima, nach der Arbeit ein paar Stunden... Und ist doch eh nichts los in der Stadt.“ Gerd Nowakowksi

Endlich auf Entzug gehen

Wie, das war’s schon? Und jetzt? Mein schönstes WM-Erlebnis war die Begegnung mit dem Kollegen aus dem Ressort Wissen/Forschen, der mir am Abend des Viertelfinales Deutschland gegen Frankreich am Fahrstuhl ein schönes Wochenende gewünscht hat. Nein, nein, ich geh nicht nach Hause, sagte ich, wir schauen uns unten mit Kollegen noch das Spiel an. Ach, ist schon wieder Fußball?, fragte der Forscher. Und: Spielt Deutschland denn noch mit? Das Ganze völlig ironiefrei, freundlich, ein kleiner Gruß von der anderen Baustelle. Ein Wahnsinnsbrett, unhaltbar reingemacht. Klasse, Mann! Ich werde mich auf ein Bier mit ihm verabreden, um den Anschluss ans fußballfreie Leben zu finden. Stephan Wiehler

Endlich entspannt Fahrrad fahren

Wenn nachts um halb eins die Stimmen vor meinem Fenster laut wurden, wusste ich: Morgen früh ist Slalomfahren angesagt. Denn nach den ersten Brülltiraden folgte meistens das Geräusch von berstendem Glas auf Asphalt. Freude und Wut liegen nahe beieinander beim Fußball, vor allem nach ein paar Flaschen Bier, und in meiner Nachbarschaft gehört es anscheinend dazu, besagte Flaschen mit Schmackes um sich zu werfen. Vorzugsweise in den Ritzen des Kopfsteinpflasters lagen die Scherbenreste am nächsten Morgen, bereit, die Unplattbarkeit meiner Reifen zu testen. Doch am Montagmorgen ist die BSR hoffentlich zum letzten Mal angerückt, um die fiesen Splitter aus den Ritzen zu klauben. Ab morgen wird dann wieder unbesorgt in den Morgen geradelt. Nantke Garrelts

Endlich wieder ehrlich sein

Der wichtigste Satz dieser WM: „Jetzt Beton anmischen!“ Mit dieser enthusiastischen Anfeuerung kam ich in den vergangenen Wochen immer gut durch, ob vor kleinen Flatscreens oder großen Leinwänden. Schließlich war die jeweils in Führung liegende Mannschaft durchaus weise beraten, jetzt voll auf Abwehr zu spielen. Außerdem macht eine derart herrliche Fußballphrase sofort gute Laune. Mir jedenfalls, na ja. Jetzt allerdings, jetzt kehrt der Alltag zurück. Der Zauber des Zusammen-mit-netten-Menschen-in-Bars-vor-dem-Fernseher-Getränke-Trinkens ist vorbei. Und ich kann endlich wieder ehrlich sein. Ich meine, ja, ich gucke Fußball, wenn WM ist, wer sitzt schon gern einsam und traurig zu Hause. Aber im normalen Leben ist mir dieser Sport dann doch ziemlich egal. Wenn jetzt Bundesliga oder Pokal oder Champions League laufen, dürfen die Hardcore-Fans gern ihre Schals umbinden. Ich mache abends einfach wieder was anderes. Zum Beispiel zusammen mit netten Menschen in Bars sitzen, Getränke trinken und möglichst oft Dinge sagen, die zumindest mir gute Laune ... Oh. Jan Oberländer

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