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Nahverkehr: Bei der BVG brennt es an allen Ecken

Kaputte Wagen, Winterprobleme, Unpünktlichkeit: Am Montag will die BVG den Bus untersuchen, der am Samstagabend in Brand geriet.

Die S-Bahn kämpft mit dem Eis, die BVG mit den Flammen. Ab Montagmorgen werden noch viel mehr Fahrgäste auf S-Bahnhöfen in der Kälte auf ihre Züge warten, denn der Fahrplan wird weiter ausgedünnt (siehe Text rechts). Doch der öffentliche Nahverkehr könnte bald noch mehr Sorgen machen. Erstmals hat am Samstagabend, wie berichtet, ein fast neuer Doppeldecker gebrannt. Welche Konsequenzen dieses Feuer haben wird, soll am heutigen Montag geklärt werden. Ein Experte werde das Fahrzeug vom Typ MAN Neoman begutachten, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz gestern.

Der Wagen stammt aus der Serie „DL07“ (Doppeldecker, lang, 2007). Die BVG-Sprecherin betonte, dass das Feuer den Motorraum beschädigt habe, die Flammen aber nicht in den Fahrgastraum übergegriffen hätten. Dies sei ein bedeutender Unterschied zum Problem mit den brennenden Mercedes-Bussen. Wie berichtet, hatte die BVG nach dem siebten Brand eines Mercedes-Busses vom Typ Citaro vor eineinhalb Monaten 20 dieser Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen. Mitte November hatte die neue BVG-Chefin Sigrid Nikutta Mängel in der Wartung der Busflotte eingestanden: Der Pflegezustand sei „zum Teil bedenklich“.

Viele Fahrten fallen seitdem aus, frierende Fahrgäste bekommen die ausgedünnten Takte durch lange Wartezeiten zu spüren. Das zeigt sich nun auch in einer Bilanz: Der Monat November war für die BVG im Busbereich der schlechteste überhaupt, die Ausfallquote wegen der Citaro-Untersuchungen betrug drei Prozent. Das sei ein wahrer Katastrophenwert, heißt es intern bei der BVG. In früheren Jahren hatte die Ausfallquote bei 0,1 Prozent gelegen. Und das Chaos bei der S-Bahn zeige, dass es noch viel schlimmer kommen könne, wenn weiter in den Werkstätten gespart werde.

Trotz dieser nun auch von der Vorstandsvorsitzenden eingeräumten Wartungsmängel wirft die BVG dem Hersteller Mercedes weiterhin Konstruktionsmängel vor. Denn es ist für Fachleute wie Laien unübersehbar, dass die Citaros fast immer komplett ausbrennen – andere Typen dagegen nicht. Zehn Busse gerieten in Berlin seit 2004 in Brand, sieben davon waren Citaros. Neben dem erstmals betroffenen MAN-Doppeldecker waren es zwei vom polnischen Hersteller Solaris. Beschädigt wurde bei diesen nur das Heck mit dem Motor. In Internetforen von BVG-Kennern kursieren noch weitere Bus-Nummern, bei denen die Fahrer die Flammen selbst löschen konnten.

Auch in anderen Städten brennen Citaros lichterloh. London hatte 2004 alle Busse aus dem Verkehr gezogen, nachdem vier Wagen ausgebrannt waren.

Dass ein Bus wegen Wartungsmängeln zu brennen beginne, sei das eine, heißt es bei der BVG. Inakzeptabel sei, dass die Citaros in kürzester Zeit in Flammen stehen, bis nur ein ausgeglühtes Gerippe auf der Straße zurückbleibt. Die Feuerwehr konnte häufig nur noch zusehen. Unklar sei, ob die Materialien in anderen Modellen schwerer entflammbar seien. Intern bereitet sich das Verkehrsunternehmen deshalb auf einen Rechtsstreit mit Mercedes vor.

Möglicherweise gibt es auch noch weitere technische Probleme bei den Citaros. Am Mittwochnachmittag qualmte ein Wagen an der Haltestelle Bamberger Straße in Wilmersdorf derart, dass Passanten den Fahrer darauf hinwiesen. Dieser stieg aus, öffnete die Heckklappe und sagte: „Ja, ja, die Standheizung wieder“. Nach einem Telefonat mit der Leitstelle fuhr der Fahrer schließlich weiter zum Zoo. BVG-Sprecherin Reetz sagte gestern auf Anfrage, dass sie bislang von keinen Problemen mit der Standheizung gehört habe. Der qualmende Bus gehört der Firma Hartmann, die im Auftrag der BVG mit baugleichen Modellen die Linie 204 betreibt.

Die Pünktlichkeit im Busnetz ist mittlerweile auf 87 Prozent gesunken, normal – und mit dem Land Berlin vereinbart – seien 95 Prozent. Eine hundertprozentige Pünktlichkeit ist wegen der Staus nicht erreichbar.

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