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Zukunft des Tempelhofer Feldes: Steile Ideen für flaches Gelände

Ein Berg auf dem Tempelhofer Feld, wie ihn der Gewinnerentwurf für die künftige Parklandschaft vorschlägt – wie soll das denn gehen? Technisch möglich ist es. Und die Vision zur Aufschüttung gibt es schon länger - wie ein Blick in die Historie beweist.

Etwa 60 Meter hoch soll der künstliche Kletterberg auf dem ehemaligen Flughafengelände himmelwärts ragen, gekrönt vom Denkmal Alexander von Humboldts. So sehen es, wie berichtet, die Gewinner des Wettbewerbs für die künftige Parklandschaft Tempelhof vor. Wie der neue Berg errichtet werden soll, steht laut Stadtentwicklungsverwaltung noch nicht fest.

Glaubt man der von den Architekten eingereichten Simulation, auf der statt Humboldt der Schauspieler Bruno Ganz vom Gipfel blickt, ist für den Berg nur eine geringe Grundfläche eingeplant. Die Hänge steigen steil an, an vielen Stellen sogar senkrecht. Das erschwert den Bau ungemein, weil aufgeschüttetes Material bei solchen Winkeln leicht abrutscht. Es muss also massiv sein. Die bloße Anhäufung von Müll scheidet damit aus.

Ganz neu ist die Felsen-Idee nicht. Schon vor zwei Jahren ging der Berliner Architekt Jakob Tigges mit seinem Vorschlag an die Öffentlichkeit, auf dem Tempelhofer Feld einen Berg zu errichten. Allerdings mit ganz anderen Dimensionen: 1071 Meter sollte der Riese hoch sein, sich über die gesamte Fläche des 300-Hektar-Areals erstrecken. Der Vorschlag war als subversiver Protest gegen die vermeintliche Ideenlosigkeit des Senats gedacht, dem in Tigges’ Augen eine richtige Vision für die Brache fehlte. Der Architekt reichte sein Konzept im offiziellen Wettbewerb für die Bebauung des nördlichen Flugfeldes ein und schaffte es damit unter die besten 16 Beiträge, erst dann urteilte die Jury, dass der Tausender alle „gängigen Vorstellungen von Maßstäblichkeiten in Berlin“ sprenge.

Dennoch begeisterten sich Fachleute weiter für die Idee. Ingenieure gingen davon aus, dass sich das Sand-Kies-Gemisch aus dem Berliner Umland zum Bau eigne: Dieses müsse lagenweise aufgeschüttet und mit Planierraupen plattgedrückt werden. Um Hangrutschungen zu verhindern, müssten an allen steilen Stellen Stützwände aus Stahlbeton errichtet werden, gesichert mit Haken im Berginneren. So könnte auch die jetzt geplante Miniatur-Ausgabe des Berges errichtet werden.

Die bisherige Resonanz auf die neuen Pläne ist verhalten. Franziska Eichstädt-Bohlig von den Grünen hält nichts davon, einen Aussichtspunkt zu schaffen. Das Feld solle Feld bleiben, sagte sie und kritisierte, dass der Senat bei der Planung das Bauland um 15 Hektar vergrößert habe. Der CDU-Abgeordnete Nicolas Zimmer hätte lieber ein Konzept für das Gebäude gesehen. Die FDP-Abgeordnete Sylvia von Stieglitz vermisst eine Gesamtplanung.

Und was sagt Jakob Tigges, der Berg-Visionär? Auf den ersten Blick vermische der Siegerentwurf, der neben dem Kletterfelsen unter anderem einen See vorsieht, „viele der im Verlauf des Planungsprozesses vorgeschlagenen Ideen mit den engen Vorgaben der Verwaltung zu einer volkstümlichen Parkrezeptur“. Die Mini-Erhebung mit Humboldt-Denkmal wirke auf ihn wie „eine Art Affenfelsen im Zoo“, viele große Bilder würden „zu kitschigen Fragmenten reduziert, die an gängige Vergnügungsparks erinnern – wie ein Minigolfplatz, der mal ein Golfplatz werden sollte.“ Jakob Tigges erkennt aber auch Positives: Die Aneinanderreihung vermeintlicher Attraktionen sei zwar „aus architektonisch-planerischer Sicht wenig eigenständig, könnte sich aber als sehr populär und durchaus unterhaltsam herausstellen“.

Interessierte können sich nächste Woche selbst ein Bild machen: Am 2. Mai findet in Tempelhof ein Informationsabend zum Wettbewerbsergebnis statt, und ab 11. Mai sind bei der Stadtentwicklungsverwaltung, Am Köllnischen Park 3 in Mitte, die sechs zuletzt im Rennen gebliebenen Entwürfe zusammen zu sehen.

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