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In Deutschland streiken am Mittwoch die Lokführer.

© reuters

Update

Arbeitskampf der Lokführer: So kommen Sie trotz Streik durch Berlin

Wer Mittwochmorgen mit der Bahn zur Arbeit gefahren ist, hat am Nachmittag ein Problem: Die Lokführer der Deutschen Bahn streiken ab 14 Uhr - kurz vor dem Berufsverkehr. Wie kommt man trotzdem durch die Stadt?

Die Stadt muss sich auf was gefasst machen. Ab heute, 14 Uhr, soll bundesweit kein ICE, keine S-Bahn, kein Regionalzug und kein Güterwagon der Deutschen Bahn mehr rollen – so sieht es Streikplan der Lokführer vor. Es kann aber schon vorher Ausfälle geben – und dann wohl Chaos, mitten im Berufsverkehr. Hier ein paar Tipps, wie man trotzdem durchkommt.

Die Straßen sind voll

Viele Pendler sind offenbar aufs Auto umgestiegen. So gab es am Mittwochmorgen auf vielen Zufahrtsstraßen aus dem Umland mehr Verkehr als sonst. Auf der Autobahn aus Richtung Schönefeld ging es beispielsweise nur stockend voran.

BVG setzt auf Länge

„Das wichtigste ist Verlässlichkeit“, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. „Die Fahrgäste müssen wissen, dass wir fahren.“ Wo es geht, werde man die U-Bahnen in voller und die Straßenbahnen in doppelter Länge fahren lassen. Mehr sei nicht möglich. Einen Ersatzverkehr parallel zu den S-Bahntrassen hält sie für unrealistisch. Ein S-Bahnzug, der 1000 Fahrgästen Platz bietet, entspreche zehn Bussen, „da legen Sie die Stadt lahm.“

Die Odeg und NEB fahren - wenn man sie lässt

Vom Streik ist die Deutsche Bahn betroffen, also Fernzüge und vor allem S-Bahnen und die roten Regionalzüge. Die anderen Eisenbahnunternehmen, allen voran die Odeg und die NEB, rollen weiter - wenn sie können. Beim vorigen Streik blockierten abgestellte Züge die Gleise. Odeg betreibt in der Region unter anderem den wichtigen Regionalexpress RE2 (Wismar-Cottbus), der über die Stadtbahn fährt. Außerdem die Linie RE4 (Stendal-Jüterbog), der zum Beispiel von Spandau über Hauptbahnhof, Südkreuz und Lichterfelde Ost mit Teltow verbindet. Weitere Odeg-Linien in der Region: RB25, RB33, RB35, RB36, RB46,RB51,RB60, RB63. Die NEB betreibt die Heidekrautbahn RB 27 und die Oderlandbahn RB27.

Achtung, Warnung. Auf allen Bahnhöfen - wie hier vor dem Regionalbahnsteig am Potsdamer Platz - stehen seit Mittwochmorgen Hinweisschilder der Bahn.
Achtung, Warnung. Auf allen Bahnhöfen - wie hier vor dem Regionalbahnsteig am Potsdamer Platz - stehen seit Mittwochmorgen Hinweisschilder der Bahn.

© André Görke

Regional- und S-Bahnen fahren bis kurz vor dem Streik

Im Gegensatz zum Fernverkehr fahren Regional- und S-Bahnen am Mittwochvormittag noch planmäßig. Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz empfiehlt jedoch, sich rechtzeitig im Internet über bahn.de und die Seite der S-Bahn zu informieren. Auch auf den Seiten von VBB und BVG gibt es die Möglichkeit, über die erweiterte Suche bestimmte Verkehrsmittel auszuwählen - wer dort das Häkchen bei der S-Bahn und bei Bahn-/Regionalverkehr entfernt, erhält auch während des Streiks eine verlässliche Auskunft. Außerdem sei es bei der Online-Suche sinnvoller, als Start- und Zielpunkt konkrete Adressen wie "Gartenstraße 20" einzugeben statt Haltestellen wie "Nordbahnhof".

Tipp: Die Fahrt online über die erweiterte Suche planen und bei S-Bahn und Bahn das Häkchen entfernen.
Tipp: Die Fahrt online über die erweiterte Suche planen und bei S-Bahn und Bahn das Häkchen entfernen.

© S-Bahn- / Tagesspiegel

Alle Taxen auf die Straßen

„Das lag in der Luft. Und ehrlich gesagt: Des einen Leid ist des anderen Freud“, sagt Detlev Freutel, der Vorsitzende des Taxiverbandes Berlin-Brandenburg. Er ist sich sicher, dass sich die Nachricht vom Streik seit dem frühen Dienstagabend bei den Fahrern herumgesprochen hat. „Jeder Alleinfahrer, der kann, wird auf der Straße sein.“ 7900 Taxen gibt es insgesamt in Berlin, und um die wird es am heutigen Mittwoch einen Disput am Straßenrand geben wie sonst nur Silvester. Die Brandenburger dürfen jedoch nicht in Berlin touren. Manch Berliner Fahrer werde seine Arbeitszeit am Mittwoch spontan nach hinten verlegen, vermutet Freutel. Und auf die große Tour hoffen, auch von Geschäftsleuten – an die Ostsee, nach Österreich. Und die Smartphone-„Uber-App“ wird bundesweit sicher viel aufgerufen heute.

Hoffen auf Ersatzverkehr

Viele Berliner und Brandenburger hoffen, dass die Deutsche Bahn für die S-Bahn einen Schienenersatzverkehr organisieren kann. Ein Streik war ja bereits angekündigt worden – nun also ist es der Mittwoch. Am Dienstagabend sagte eine Bahn-Sprecherin, man habe gerade erst damit begonnen, auf die erneute Streikankündigung zu reagieren. Welche konkreten Maßnahmen ergriffen würden, sei noch nicht abzusehen. Insbesondere hinsichtlich der S-Bahn werde erst ab Mittwochmorgen feststehen, ob und in welchem Umfang Ersatz fahren könne. Auch beim vergangenen Streik gab es auf den Bahnhöfen großes Gedränge.

Mehr Fernbusse im Einsatz

„Wir können kurzfristig zusätzliche Busse bereitstellen“, hieß es beim Berliner Busunternehmen Haru (Berlin Linienbus). Wegen der kurzen Frist sei es schwierig zu reagieren, sagte aber eine Sprecherin von „Mein Fernbus“. Wo möglich, werde man versuchen, größere Fahrzeuge oder zusätzliche Busse einsetzen.

Daumen raus

Wie bloß von der Arbeit nach Hause kommen, wie nur die Verwandten besuchen, verreisen? Manche werden sich mit der guten alten Mitfahrzentrale behelfen. Und um mobil zu sein trotz Bahnstreik, werden wohl viele Berliner und Brandenburger auch die Daumen-Taktik wiederbeleben. Schon in manch kaltem Winter zeigte sich, dass die Hauptstädter durchaus noch solidarisch Fahrgemeinschaften bilden können.

Hier lesen Sie, wie die Bahn Sie entschädigt.

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