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Berliner S-Bahn: Auch im "Normalbetrieb" gibt es lange Wartezeiten

Mit der S-Bahn geht es weiter abwärts. Am Dienstag war die Verbindung nach Erkner stundenlang gesperrt. Auf dem Weg nach Spandau kletterten verzweifelte Fahrgäste aufs Gleis.

Zugausfälle, zu hohe Schneeberge, Eisbrocken am Gleis, nicht mehr stellbare Weichen, auf freier Strecke eigenmächtig aus haltenden Zügen aussteigende Fahrgäste und dazu meist keine Informationen – bei der Bahn gibt es derzeit wohl nichts, was es nicht gibt. Und mit der S-Bahn geht es weiter abwärts: Fast täglich stellt das Unternehmen einen eigenen neuen Negativrekord auf. Am Dienstag früh konnte die S-Bahn nur noch 243 Doppelwagen einsetzen – so wenig wie noch nie in der gegenwärtigen Winterkrise. Für einen Notbetrieb nach Fahrplan wären mindestens 434 Doppelwagen erforderlich.

Nachdem auf dem Abschnitt zwischen Erkner und Friedrichshagen zwei S-Bahnen stecken geblieben waren, musste die Strecke Dienstag früh stillgelegt werden. Der Schnee hatte nach Angaben eines Bahnsprechers die Stromabnehmer erreicht, was zu Kurzschlüssen geführt habe. Bis zum Nachmittag waren Mitarbeiter damit beschäftigt, die Stromschienen freizuschaufeln. Auf den Bahnhöfen habe es zunächst keine Informationen über die Zugausfälle gegeben, klagten Fahrgäste. Nach langer Warterei sei man zunächst auf Busse der BVG verwiesen worden, die schnell überfüllt gewesen seien. Am Vormittag richtete die S-Bahn dann einen eigenen Ersatzverkehr mit Bussen ein. Von Erkner aus konnten Fahrgäste auch die Züge der Linie RE 1 (Frankfurt/Oder–Magdeburg) nutzen.

Doch auch diese Linie machte am Vormittag schlapp, weil zwischen Grunewald und Wannsee auf einer Länge von 200 Metern Eisbrocken ins Gleis ragten, die abgeklopft werden mussten. Nach etwa zwei Stunden konnten die Züge der RE 1 wieder fahren; die Linie RE 7 (Dessau–Wünsdorf-Waldstadt) war bis zum Nachmittag zwischen Wannsee und Friedrichstraße weiter unterbrochen.

Bereits in der Nacht hatten zugeschneite Weichen fünf Reisezüge zwischen Charlottenburg und Spandau zum Halten gebracht. Aus einem der Züge stiegen nach rund einer Stunde Fahrgäste eigenmächtig aus; die alarmierte Bundespolizei brachte sie wieder in den Zug zurück. Um auf den Gleisen laufende Fahrgäste nicht zu gefährden, mussten die Nachbargleise der S-Bahn gesperrt werden. Auch hier ging nach Angaben von Fahrgästen eine Stunde lang nichts mehr; Informationen habe es auch nicht gegeben. Die Betriebsaufnahme habe sich wegen der Ausgestiegenen um eine halbe Stunde verzögert, sagte ein Bahnsprecher.

Lange Wartezeiten in der Kälte mussten Fahrgäste auch gestern im „Normalbetrieb“ der S-Bahn ertragen. Auf allen Linien, mit Ausnahme der Ringbahn, fuhren die Züge wieder nur alle 20 Minuten; einen Zehn-Minuten-Abstand gibt es lediglich auf dem Ring. Zu Betriebsbeginn fuhren die Züge auf der Stadtbahn sogar nur alle 30 Minuten, nach Potsdam gab es nach Tagesspiegel-Informationen Fahrplanlücken bis zu einer Stunde. Linien wurden auch wieder verkürzt. Zudem waren viele Züge mit weniger Wagen als vorgesehen im Einsatz.

Da eine Besserung nicht in Sicht ist, befürchtet man bei der S-Bahn, wie berichtet, bereits ein Zusammenbrechen des Betriebs im Berufsverkehr nach dem Ende der Ferien, obwohl die Mitarbeiter in den Werkstätten rund um die Uhr arbeiten.

Allein war die S-Bahn mit ihren Problemen gestern aber nicht: Auch im Fernverkehr gab es wieder Verspätungen bis zu einer Stunde.

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