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Wem gehören die Inhalte im Netz? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

© pFoto: dpa

Urheberrecht auf der Re:publica: Geld verdienen, aber wie?

Die Debatte um den Schutz von Urheberrechten, Gema und neue Bezahlmodelle für Kreativgüter tobt auch bei der Re:Publica 12. Auf einem Podium am Freitag streiten sich sechs um den Status Quo in der Musikbranche. Wir haben die wichtigsten Thesen zusammengefasst.

Johnny Haeusler (Blogger und Re:Publica-Mitorganisator): Das Urheberrecht ist eine gesellschaftliche Errungenschaft, das Internet aber auch. Wenn es jetzt um die Frage geht, wie das eine im Zeitalter des anderen zu denken ist, führen wir aber zu oft keine gesellschaftliche, sondern eine politische Debatte, in der es darum geht, wer in Zukunft die Kontrolle über das Internet hat. Eine Vereinfachung der Bezahl- und Abgabensysteme im Netz wäre das Wichtigste, was zu erreichen wäre. Das Problem sind nicht zuletzt die Verteilungsschlüssel der Gema, der ganze Irrsinn, wo sich seit vielen Jahren nichts bewegt. Aber es wird schwierig, da etwas zu erreichen.

Conrad Fritzsch (Gründer des legalen kostenfreien Online-Musikvideodienstes Tape.TV): Wir erleben gerade den letzten großen Kampf um Inhalte im Netz. Dabei soll sich der Urheber keine Gedanken machen müssen, wie er mit seinen Inhalten Geld verdient. Im Gegenteil: Im nächsten Internet werden Urheber auch ohne Marketing ihr Publikum finden. Auf dem Weg dahin sind die Verlage gefragt, wie sie die von ihnen vermarkteten Inhalte in Zukunft abrechnen wollen. Momentan ist zu wenig Geld im System - das entbindet die Bereitsteller von Inhalten aber auch nicht der Pflicht zu arbeiten, in Zukunft vielleicht mehr als in der Vergangenheit. Man muss auch fleißig sein - ein Bäcker kann auch nicht ein Brot verkaufen und dann für immer davon leben. Es sei denn, es ist das Brot schlechthin.

Sehen Sie hier Bilder von der Re:publica 12

Konrad von Löhneysen (Labelchef): Es wird immer von den Verwertern gesprochen. Aber wer sind denn die Verwerter? Zum einen sind da Unternehmer wie ich - ich habe seit meiner Labelgründung 2001 im sechsstelligen Bereich in Dinge investiert, aus denen ich nichts zurückbekommen habe. Das ist mein eigenes unternehmerisches Risiko, okay. Zum anderen ist da die Gema - die kümmert sich um Künstler, schüttet Geld an sie aus. Man könnte sogar sagen: Die Gema sind die Künstler! Dementsprechend sinnlos ist es auch, wenn Sebastian Nerz von der Piratenpartei sagt, er wolle den Urheber Sven Regener vor der Gema schützen. Das Problem der Musikindustrie ist nach wie vor, dass eigentlich niemand für Piraterie haftet: Die Internetprovider sind laut Telemediengesetz von der Haftung befreit, die illegalen Downloadserver stehen im Ausland. Wir sperren uns aber nicht grundsätzlich gegen den Wandel: Der Markt entwickelt sich ständig weiter, wir müssen gucken, wo Wertschöpfungsketten stattfinden. Ich muss mich immer damit beschäftigen, wo ich Menschen erreiche."

In Bildern: Der Streit zwischen Gema und YouTube

Roxanne de Bastion (Songwriterin): Musiker haben eine Passion - und sind deshalb besonders leicht auszubeuten. Es ist viel leichter, Geld mit Musikern zu machen als mit Musik. Wenn sich Gema und Youtube darüber streiten, ob Musikvideos in Deutschland gezeigt werden dürfen, verlieren nur die Musiker. Gerade die Major Labels haben Musiker in der Vergangenheit mit Knebelverträgen ausgebeutet. Was es daher braucht, ist eine Verwertungsgesellschaft - aber eine, die besser funktioniert als die Gema. Bei der britischen PRS ist die Mitgliedschaft kostenfrei, Beiträge werden erst abgeführt, wenn ein Mitglied verdient. Außerdem ist sie auch nicht so restriktiv. Das ist im Zweifel eine viel wertvollere Einnahmequelle als Plattenverkäufe.

Hans Hafner (Komponist): Als Macher von Filmmusik verdiene ich 40-60 Prozent meines Einkommens durch die Gema. Direkt mit meiner Musik Geld zu verdienen, ist für mich nicht so einfach, weil ich in einem Bereich arbeite, der nicht sexy ist. Auch habe ich immense Produktionskosten - wenn man für einen Indiefilm ein Streichorchester braucht und das Crowdfunding ist für mich derartig aufwändig, dass am Ende der Klang leidet, läuft was falsch. Mein Problem ist, dass ich sehe, dass die Inhalte konsumiert werden. Würden die Leute ganz wegbleiben, hätte ich kein Problem damit - dann wäre es einfach nicht gefragt. Aber so ist es ja nicht.

Michael Seemann (Blogger und Programmierer): Ich habe eine Lösung: das bedingungslose Grundeinkommen.

Aufgezeichnet, kompiliert und übersetzt von Johannes Schneider

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