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Update

Silvesterparty in XL: Mit Udo Jürgens am Brandenburger Tor ins neue Jahr

Udo Jürgens, Marianne Rosenberg und Scorpions: Die Partymeile in der Hauptstadt lockt zum Jahreswechsel diesmal mit prominenteren Gästen. Kritik aber gibt es trotzdem.

Es ist ein grelles Fest, dessen Veranstalter es als die weltweit größte Party ihrer Art anpreisen, trotzdem stand die Silvesterfeier rund ums Brandenburger Tor in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik. Zu kommerziell der Anschein, zu bedeutungslos – oder aber auch: zu unberlinisch – die Künstler, so lassen sich die Vorwürfe grob zusammenfassen. Als der Veranstalter „Silvester in Berlin“ am Mittwoch das Party-Programm für den nahenden Jahreswechsel in einem Hotel in Mitte präsentierte, wurde das daher durchaus skeptisch beobachtet.

Auf einer Leinwand lief zunächst ein Video, untermalt von martialisch grummelnden Klängen. Es zeigte Silvester-Impressionen aus der vergangenen Neujahrsnacht. Viele bunte Lichtstrahlen und Hunderttausende von Menschen schlängelten sich um das deutsche Wahrzeichen. Dann aber wechselte der Film in einen Animationsmodus. Jetzt zu sehen: eine gigantische Bühne, die das Brandenburger Tor im Zeitraffer wie von selbst verschwinden lässt.

„Die Hauptbühne ist dieses Jahr fast drei Mal größer als in den vergangenen Jahren“, sagte Willy Kausch, der langjährige Organisator der Partymeile, nachdem die visuell-auditive Einstimmung beendet war. Doch wer soll diese große Fläche denn überhaupt bespielen? Welcher mehr oder weniger prominente Musiker begibt sich dieses Mal auf ein zu hohes Podest? In den vergangenen Jahren hatten Auftritte von abgehalfterten Künstlern wie Jürgen Drews eine öffentliche Debatte über das Niveau der Veranstaltung ausgelöst. Das sieht dieses Jahr schon besser aus. Es singen unter anderem: Udo Jürgens, die Scorpions, Kim Wilde, Marianne Rosenberg oder The BossHoss.

„Ich glaube, dass es ein rundes, sehr schönes Programm ist“, sagt Anja Marx, Sprecherin des Veranstalters. Neben den etablierten Stimmen präsentieren sich auch einige jüngere Charts-Bands auf der Berliner Silvesterfete – wie etwa die Deutsch-Popper von Frida Gold. So ganz auf plumpe Ballermann-Melodien verzichten will man aber auch dieses Jahr wieder nicht. Kurz nach Mitternacht soll DJ Ötzi sein „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ in den von Feuerwerkskörpern erhellten Nachthimmel brüllen. Und auch die Hermes House Band will versuchen, die Menschenmassen zum Tanzen zu bewegen. Auch weil das ZDF dieses Jahr abends schon ab 21.45 Uhr live von der Feier berichte, sei es sehr wichtig gewesen, eine bunt gemischte Künstlerliste zusammenzustellen, sagt Marx. Trotzdem wollen die Veranstalter auf der Partymeile von nun auch immer einem eher unbekannten, aber talentierten Berliner Nachwuchs-Künstler eine Bühne bieten. Den Anfang macht Ben Jemen, ein Sänger, der derzeit in London lebt, sein erstes Album aber in der deutschen Hauptstadt aufgenommen hat und länger hier lebte. Sein Metier sind seichte, bisweilen ein bisschen fetzigere Balladen – durchaus stadiontauglich. So wollen die Partymacher den Vorwurf entkräften, ihre Feier sei ein reines Touristen-Event fern des Hauptstadtlebens.

Besonders erfreut ist Organisator Kausch übrigens über den Auftritt der Scorpions, wie er sagt. Die Rockband hatte vor zwei Jahren der diese Woche zurückgetretene Berliner Justizsenator Michael Braun vorgeschlagen, als er in seiner damaligen Funktion als kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion das Bühnenprogramm als zu beliebig kritisierte. „Jetzt erfüllen wir ihm diesen Wunsch, und er ist nicht mehr da“, sagt Kausch und kann sich hinter seinem Mikrofon ein breites Lächeln nicht verkneifen. Braun dürfte im Moment über andere Dinge grübeln als über die große Silvestersause, ein anderer Kritiker aber lässt sich durch die vielen Popstars nicht einschüchtern. Für Wolf Kühnelt, Leiter für Veranstaltungen bei der landeseigenen Firma Kulturprojekte Berlin, geht es am Brandenburger Tor zu bombastisch zu: „Es wäre einfach schön, wenn das Ritual den Jahreswechsel ein bisschen mehr betont und das Ganze nicht zu so einem Spektakel inszeniert werden würde.“

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