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Testlauf in Schönefeld: Der Flughafen muss zum Tüv

In Schönefeld hat der Probebetrieb begonnen. Der Flughafenalltag wird intensiv getestet, damit beim Start 2012 alles glatt geht. Auch die Scheiben werden schonmal geputzt - wenn sie nicht zerbrochen sind.

Ein knappes halbes Jahr vor der geplanten Eröffnung am 3. Juni 2012 hat am künftigen Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt der Endspurt begonnen. Am Freitag begann der Tüv Rheinland offiziell mit der Kontrolle und Abnahme des Terminals und der Nebengebäude, bereits seit Donnerstag läuft der interne Probebetrieb. Schwachpunkte wurden nach Angaben von Flughafen-Geschäftsführer Manfred Körtgen – noch – nicht gefunden. Feststehe unabhängig davon aber: „Der Inbetriebnahmetermin 3. Juni 2012 ist unwiderruflich.“

Noch ist es schwer zu glauben. Körtgen steht bei seiner Aussage im neuen Terminal, umgeben von einem „geordneten Chaos“, wie er sagt. Um ihn herum wuseln Bauleute, überall stehen Stapel mit Material, Kabel hängen aus den Wänden und von der Decke. Doch Körtgen, der den Flughafenausbau leitet, bleibt ganz ruhig. 5500 Handwerker und Ingenieure arbeiten derzeit auf der größten Baustelle im Osten von Deutschland; so viele wie noch nie. Dies sei so geplant und kein Zeichen dafür, dass der Terminplan durcheinandergeraten sei und nun auf Teufel komm raus geackert werden müsse, versichert Körtgen. Mehrschichtbetrieb gebe es nicht, alles laufe wie vorgesehen.

Dass hier ein Flughafen-Abfertigungsgebäude entsteht, ist inmitten der Baustelle immerhin deutlich zu sehen: Die ersten beiden der zunächst acht sogenannten Check-In-Inseln stehen; zum Schutz vor dem Staub in Folien gehüllt. Auch erste Kontrollbereiche sind fast fertig. Am Donnerstag sei auch hier bereits geprobt worden, sagt Körtgen und lächelt. Schließlich hat es geklappt. Sogar mit Flugnummern habe man gearbeitet. Auch Monitore waren bereits eingeschaltet, jetzt sind sie wieder verpackt. Geübt wird nämlich nur dienstags und donnerstags; ansonsten wird gearbeitet.

230 Beschäftige des Flughafens oder von Fluggesellschaften hatten am Donnerstag ihren künftigen Alltag simuliert; Anfang Februar sollen Tausende von Freiwilligen dann Passagier „spielen“ und von der Ankunft bis zum Einstieg ins Flugzeug testen, ob der Flughafen betriebstauglich ist. „Fehler finden, gehört dabei dazu“, sagt Körtgen. Denn nur aufgedeckte Pannen könnten rechtzeitig beseitigt werden.

Auf „provozierte Fehler“ in der Testphase setzt auch Tüv-Prüfer Jens Schwarz. Er ist zuständig für die Abnahme der insgesamt 25 Fluggastbrücken, die in Spanien hergestellt worden sind. Sie sind zwar bereits montiert, doch betreten darf man sie noch nicht. Es fehlt die Zulassung, Schwarz hat mit der Abnahme ja erst begonnen.

Acht Tüv-Spezialisten haben am Freitag ihr Büro am Flughafen bezogen, von dort aus steuern sie jetzt das gesamte Abnahmeverfahren für den künftigen Flughafen. Man beginne bereits in der Bauphase, um mögliche Korrekturen vornehmen zu können, ohne damit den Zeitplan zu gefährden, sagt auch Tüv-Geschäftsführer Eckhard Lippold.

Dabei geht es vor allem um die Sicherheits- und Notfallsysteme der Energieversorgung, um die Feuerlöschsysteme und die Entrauchungsanlagen oder um die vorbeugende Branderkennung. Und eben auch um die Fluggastbrücken. Die Andockstationen zu den 16 Fingern am Hauptpier gehören weltweit zu den modernsten. Sie sind doppelstöckig, wodurch sich die Abfertigungskapazität erheblich erhöht. 27 Millionen Passagiere soll der Flughafen zunächst pro Jahr aufnehmen können; in diesem Jahr rechnet die Flughafengesellschaft bereits mit 23,5 Millionen. Durch den Bau von zwei weiteren, bereits genehmigten Terminals kann die Kapazität auf etwa 45 Millionen Fluggäste erweitert werden, ohne eine dritte Start- und Landebahn bauen zu müssen.

Mitten im Dreck denken die Planer auch bereits ans Putzen. Die unzähligen Scheiben im Terminal und seinen Seitenpiers müssen sauber sein, wenn sie abgenommen werden, damit eventuelle Kratzer zu erkennen sind. Zerbrochen seien bisher nur wenige der Scheiben, heißt es beim Flughafen. Doch einige Scherben hat es schon gegeben. Wenn das kein gutes Zeichen ist.

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