zum Hauptinhalt

Waldbrände in Brandenburg: 42 Familien flüchten vor Feuer auf ehemaligem Militärgelände

Eine weggeworfene Kippe - und der Wald brennt wie Zunder: In Brandenburg gilt derzeit fast überall die höchste Waldbrandwarnstufe. Besonders gefährdet sind ehemalige Truppenübungsplätze. Auf einem brach Sonnabend ein Feuer aus, die Feuerwehr traute sich nur mit Löschpanzern hinein.

Teupitz - Eben noch Sonnenschein und im nächsten Augenblick finstere Nacht: Die Autofahrer zwischen Teupitz und Staakow mussten auf der A 13 im südlichen Berliner Umland am gestrigen Vormittag aufpassen. Aus den Wäldern trieben dichte Rauchwolken über die Fahrbahn. Mit Schrittgeschwindigkeit und eingeschalteten Scheinwerfern bewegten sich die Fahrzeugkolonnen in Richtung Berlin beziehungsweise Dresden. Auf einem munitionsverseuchten früheren Truppenübungsplatz war ein Waldbrand ausgebrochen. Rund 100 Feuerwehrleute waren auf dem Platz in Teupitz/Wünsdorf am Sonntag im Einsatz. 42 Familien mussten vorsorglich ihre Wohnungen verlassen. Wegen Explosionsgefahr durch die im Boden lagernde Munition musste ein Löschpanzer hineingeschickt werden, sagte ein Sprecher der Regionalleitstelle Brandenburg. Nicht nur im Landkreis Dahme-Spreewald musste die Feuerwehr gestern mehrere Brände in Wäldern und auf Feldern löschen. „Wir haben fast überall höchste Waldbrandwarnstufe und deshalb genügt oft nur ein kleiner Funke für einen Großbrand“, sagte ein Polizeisprecher. Lediglich in den Kreisen Havelland, Oberhavel, Oder-Spree und Ostprignitz-Ruppin gilt noch die zweithöchste Warnstufe. Da in den nächsten Tagen kein Regen erwartet wird, dürfte auch hier bald höchste Waldbrandgefahr herrschen. Brandenburg gilt als das Bundesland mit der höchsten Brandgefährdung. Auf der Waldfläche stehen größtenteils noch Kiefern, die nicht nur schnell austrocknen. Ihr hoher Bestandteil an Harz und ätherischen Ölen begünstigt die Feuer. Im Jahre 2012 verzeichnete das Statistische Landesamt 235 Brände auf einer zusammengerechnet 76 Hektar großen Fläche. „Jeder dritte Waldbrand in Deutschland bricht in Brandenburg aus“, so die Statistiker. Vor zehn Jahren, im sogenannten Jahrhundertsommer, wurden in Brandenburg sogar 679 Brände registriert. Bereits seit der ersten Warnstufe überwachen 108 Kameras auf Türmen und Hochspannungsmasten die märkischen Wälder. Sie registrieren jede Rauchsäule und geben ein Signal in eine der sieben Brandenburger Waldbrandzentralen. Bis vor einigen Jahren schoben noch Forstleute Dienst auf den im ganzen Land verteilten Türmen, bis ihnen die Technik diese Arbeit abnahm. Inzwischen ist das System „Fire Watch“ verfeinert worden, so dass jetzt die Rauchwolke eines auf einem staubigen Waldweg fahrenden Autos von dem eines Feuers unterschieden werden kann. Im Durchschnitt breiten sich die von Kameras entdeckten Brände nur auf einer Fläche von 0,4 Hektar Wald aus, weil die Feuerwehren schnell am richtigen Ort sein können. Damit es gar nicht erst zu einem Brand kommt, soll jede Gefahrenquelle ausgeschaltet werden. „Feuer im Wald und in dessen Nähe sind generell verboten“, teilte das Agrarministerium mit. „Und niemand sollte Zigarettenkippen achtlos aus dem Autofenster werfen. Wer im Wald raucht, muss mit einem Bußgeld von 100 Euro rechnen.“ Doch nicht nur Unachtsamkeit löst Feuer aus. Jeder zehnte Brand in Brandenburgs Wäldern wird vorsätzlich verursacht. Wie in anderen Bereichen gehören zu den Brandstiftern in Ausnahmefällen auch Mitglieder von Freiwilligen Feuerwehren. Wie Nachfragen in mehreren Orten bestätigten, ist die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren trotz Urlaubszeit überwiegend gewährleistet. Eine Ausnahme stellen nach wie vor die zahlreichen Truppenübungsplätze dar. Vor allem rund um Luckenwalde und Jüterbog südlich Berlins kommt es auf diesen Flächen immer wieder zu Selbstentzündungen alter Munition. Hier ist ein Befahren der Wege für Feuerwehrautos viel zu gefährlich. Die Kameraden versuchen deshalb lediglich, ein Ausbreiten der Flammen auf angrenzende Wohngebiete zu verhindern. Selbst der Einsatz von Hubschraubern und Löschflugzeugen ist hier wegen der Explosionsgefahr zu gewagt. mit dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false