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Am Montag versammelten sich schon tagsüber Fans der Hobbit-Verfilmungen pünktlich zur Premiere des zweiten Teils kostümiert am Potsdamer Platz.

© dpa

Besuch aus Mittelerde: "Der Hobbit - Smaugs Einöde" feierte Europapremiere

Zur „Hobbit“-Premiere ohne passendes Kostüm? Für wahre Tolkien-Fans undenkbar – einige warteten den halben Tag am Potsdamer Platz.

Kein Klo in Mittelerde! Ein enormer Berg aus Goldstücken, bewacht vom Drachen Smaug, ragt unterm Sony-Zeltdach sechs Meter in die Höhe, aber die beiden Mädchen, ortsunkundig und an ihren Kostümen leicht als Hobbit-Fans identifizierbar, haben dafür jetzt keinen Blick, sondern sind offenbar in Not. Wo, bitte geht’s ... Ist ganz einfach: Nur kurz um die Ecke zur Potsdamer Straße, dann links ins Filmhaus und rasch ins Untergeschoss.

Unmittelbar danach ist ihr gerade noch so drängendes Problem vergessen. Plötzlich werden unerwartet unter den oft schon seit Stunden geduldig ausharrenden Fans Filmplakate verteilt, ein prima Souvenir von der Europa-Premiere des Fantasy-Films „Der Hobbit – Smaugs Einöde“, des zweiten Teils von Regisseur Peters Jacksons zweiter Tolkien-Trilogie. Rasch bildet sich ein Pulk, immer mehr Anhänger von Hobbit Bilbo und seinen Gefährten drängen heran und recken die Arme. Potsdamer Platz? Hobbit-Platz!

Übrigens den ganzen Tag über, mancher Autofahrer wird das Zauberreich verflucht haben. Berliner Premieren locken angesichts des Überangebots oft kaum noch Neugierige an, aber um den Andrang beim „Hobbit“ zu bewältigen, muss man sich schon was Besonderes einfallen lassen. Und so stiegen die Stars um Peter Jackson, darunter Martin Freeman als Darsteller der Titelfigur, Orlando Bloom als Legolas und über ein Dutzend weiterer Schauspieler, nicht wie gewohnt unterm Zeltdach aus ihren Limousinen, sondern auf der Potsdamer Straße. Für den Normalverkehr blieb daher in westlicher Richtung nur noch eine Fahrspur übrig.

Ein extralanger roter Teppich war dadurch möglich, der sich dem Goldhaufen samt Drachen entgegenwand und dann im Foyer des Cinestar-Kinos endete. Rund zwei Wochen war an der aufwendigen Premierenkulisse gebastelt worden, die selbst das hölzerne Pferd der „Troja“-Premiere von 2004 übertraf.

Schon das hätte die Anhängerschaft des Hobbits zu besonderen Anstrengungen verpflichtet, aber sie wäre sicher auch ohne Goldhaufen und Drachen gekommen. Fans wie Enrica Mura aus Sardinien zum Beispiel, Anfang 20 und mit einem wasserdichten Schlafsack gegen alle Unbilden des Berliner Wetters gewappnet. Seit vier Uhr morgens hatten sie und ihre Freunde an der Absperrung ausgeharrt, 13 junge Leute aus verschiedenen Orten Italiens, aus Rom, Neapel und sonst woher, in Berlin zusammengekommen, um die Ankunft des neuen Hobbit-Abenteuers zu feiern. Auch zur Europa-Premiere des ersten Teils vor einem Jahr in London waren sie gereist, bitter kalt sei es gewesen, daher der Schlafsack. Mit dem „Herrn der Ringe“ und dem „Hobbit“ seien sie aufgewachsen, noch zu jung für die Premieren der ersten Filmtrilogie, schwärmt die junge Italienerin. „Das ist unsere zweite Chance.“

Für sperrige Kostüme war im schlafsackbestückten Gepäck der Reisegruppe offenbar kein Platz mehr gewesen, für viele der schon am Nachmittag dicht gedrängten Fans hatte sich dieses Problem nicht gestellt. Da sah man Bewohner von Mittelerde in allen Variationen, etwa Gandalf den Grauen, im wahren Leben – aber was heißt hier schon wahr? – Thomas Jonetzko mit Namen, 45 Jahre alter Produktdesigner aus Frankfurt am Main, erst seit 9 Uhr am Zaun. „Faszinierende Bücher – eine zeitlose Geschichte – alles drin“, so rühmt er Tolkiens Werk, hat sein gottlob wärmendes Kostüm weitgehend selbst kreiert und auch den bereitstehenden Ruhesitz entworfen – einen faltbaren Papphocker, bedruckt mit einer den Fans wohlbekannten Karte: Einem wie Gandalf ist der Platz in Mittelerde überall sicher.

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