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Park am Gleisdreieck: Multifunktionsraum mit viel Grün

Früher gab es hier nur Schienen und Schotter, dann Trampelpfade und Wildwuchs. Nun ist ein Park am Gleisdreieck entstanden - am Sonnabend ist Eröffnung.

Ein Zeitrafferpark, kurz vor der Inbetriebnahme. Ein Park, der vom alten Berlin der Eisenbahnzeit bis zur Skateboardmoderne reicht. Ein Park für Romantiker, Gärtner, Boulespieler, Basketballer, Naturfreunde, Jogger, Picknicker, kleine und große Kinder, für alle, so scheint es. Am Freitag wird der Ost-Park am Gleisdreieck eröffnet, am Sonnabend ist ein großes Bürgerfest geplant.

Damit geht eine lange Planungsgeschichte zu Ende. Ursprünglich sollte am Gleisdreieck die Westtangente vorbeiführen, eine Autobahnverbindung quer durch die Innenstadt, dann kam die Wende, und die West- wurde zur Grüntangente umdefiniert. Bevor tatsächlich ein Park entstehen konnte, wurde die Fläche von der Baulogistik für den Potsdamer Platz in Anspruch genommen. Anschließend stritten sich Anwohner, Deutsche Bahn, Bezirk und Senat um die Größe der Bauflächen. Erst 2006 kam es zur Ausschreibung für ein Parkkonzept.

Jetzt sind 13 Hektar Parkfläche fertig. Entstanden ist ein Multifunktionsraum mit Pisten für Radfahrer und Skater und unterschiedlichen Spielzonen für Trendsportler und Kinder. Für ein Integrationsprojekt wurde eine Fläche zum Gärtnern reserviert, im „Naturerlebnisraum“ können Kinder ohne ablenkende Spielgeräte auf Entdeckungsreise gehen.

Die Natur, die bis zur Wende auf den Gleisanlagen ungezähmt wuchern konnte, wurde bis auf ein drei Hektar großes Wäldchen und einige Inseln mit „Gleiswildnis“ erheblich zurückgestutzt. Für Gleisdreieck-Liebhaber wie Matthias Bauer haben die Planer zu viel vom alten Bewuchs „plattgemacht“, um ihr Konzept durchzusetzen. „Alles ist klar begrenzt, gerade und eckig, ohne fließende Übergänge“. Von der Geschichte als Güterbahnhof sei kaum noch etwas zu spüren.

Bauer, 54, gelernter Architekt, vertritt die „Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck“, die seit den 90er Jahren das Schicksal des ehemaligen Potsdamer und Anhalter Güterbahnhofs verfolgt. In den 80er Jahren sei er hier spazieren gegangen, auf Trampelpfaden und den alten Holperpflasterstraßen der Deutschen Reichsbahn. Damals war das ein Abenteuer, sagt Bauer, heute gibt es viel gemähten Rasen und Betonpisten. Die Macher argumentieren, der Park sei eben nicht nur für Naturfreunde gedacht, sondern Hunderttausende von Nutzern.

Schöneberg und Kreuzberg sollen durch das grüne Gleisdreieck zusammenwachsen. Deshalb wurde der sogenannte „Generalszug“, eine Planung aus dem 19. Jahrhundert, als Ost-West-Verbindung für Radfahrer und Fußgänger geschaffen. Allerdings war für eine Brücke über die Fernbahngleise kein Geld übrig. Deshalb müssen die Nutzer einen Umweg entlang der ICE-Trasse machen. Die 13 Hektar Ost-Park kosteten auch ohne Brücke 8,6 Millionen Euro.

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Die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck war in die Planungen einbezogen, doch viele Entscheidungen seien trotzdem über die Köpfe der Anwohner hinweg getroffen worden, sagt Bauer. „Die Bürgerbeteiligung war ein Desaster.“ Bei der Gestaltung des westlichen Parkteils, der 2013 fertig sein soll, funktioniere die Beteiligung der Anwohner wesentlich besser. Die Rettung der Kleingärten auf einem Teil des West-Parks wertet Bauer als großen Erfolg.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will sich zur Kritik derzeit nicht äußern. Im „Leitbild“ heißt es, der Gleisdreieckpark nehme eine „Schlüsselposition“ bei der Vollendung der Grüntangente zwischen Regierungsviertel und dem Bahnhof Südkreuz ein. Es sei eine „dynamische Spannung zwischen Alt und Neu, kleinteiligen und weitläufigen Parkpartien“ entstanden. Der Park vermittele ein „Gefühl der Gelöstheit und Entspannung, mitten in der lebendigen Stadt“.

Zur Eröffnung des neuen Parks gibt es am Sonnabend, 3. September, ein großes Bürgerfest, von 11 bis 18 Uhr, mit Angeboten für Kinder und Erwachsene.

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