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Die Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe BVG, Evelyn Nikutta, steht vor einem der neuen Elektrobusse der BVG.

© dpa

"Urbino 12 electric": Die BVG präsentiert ihre neuen Elektrobusse

Ab September verkehren die BVG-Busse elektrisch - zumindest auf der Linie 204 zwischen Südkreuz und Zoologischem Garten. Eine Testfahrt.

Elektrobusse sind natürlich ein steinalter Hut – sofern wir an die altertümlichen mit der Oberleitung denken. Aber jene, die ihren Dienst einfach mit der Kraft einer großen Batterie erledigen, gibt es eigentlich noch gar nicht. Ausgenommen: Berlin. Hier werden ab September vier E-Busse – „grüne Gelbe“, wie die BVG unweigerlich scherzt – ihren Betrieb aufnehmen, und zwar auf der Linie 204 zwischen Südkreuz und Zoologischem Garten.

Der Weg zum „Urbino 12 electric“ war ziemlich kompliziert: Schon die Zahl der Projektleiter und -innen in grauem Tuch, die am Mittwoch auf dem BVG-Betriebshof in der Indira-Gandhi-Straße aufliefen, machte den Aufwand deutlich: Solaris, der aufstrebende polnische Busbauer, lieferte den Bus, Vossloh Kiepe den Elektro-Antrieb, Bombardier Batterie und Ladetechnik; dazu kam Staatssekretär Rainer Bomba vom Verkehrsministerium, das 4,1 Millionen Euro beigesteuert hat, und Forscher der TU, die technische Vorgaben definiert haben und nun mit wissenschaftlichem Blick prüfen, ob das so auch alles seine Ordnung hat.

Leise und teuer sind die Busse

Wie funktioniert das? Die Busse fahren rein elektrisch ohne zusätzlichen Verbrennungsmotor, angetrieben von einer 90 KWh starken Batterie, die für die gut sechs Kilometer lange Strecke locker ausreicht. Das ist auch nötig, denn bei kompletter Entladung wäre es nicht möglich, sie innerhalb einiger Minuten für die nächste Fahrt fit zu machen – das geschieht induktiv, also kontaktlos ohne Kabel und Steckdose über ein Magnetfeld, und zwar an beiden Endstationen. Der 160 Kilowatt leistende Motor bringt den Bus mit kräftigem Durchzug auf maximal 65 Stundenkilometer, mehr als genug, um im Stadtverkehr leise mitzuschwimmen.

Denn leise sind die neuen Busse, vor allem innen, wo keinerlei Brummen oder Rumpeln mehr ins Fahrgastohr dringt – das ist wie Straßenbahn. Von draußen ist durchaus etwas zu hören, eine Mischung aus Rollgeräuschen und der Rotation des Elektromotors, insgesamt etwa auf dem Niveau eines modernen Personenwagens und damit für Fußgänger nicht besonders gefährlich. Bemerkenswert ist die gute Ausnutzung der zwölf Meter langen Karosserie, denn die gesamte Technik ist aufs Dach oder in den Unterboden ausgelagert; der Fahrer sieht auf drei Monitoren, wie es dem kostbaren Gefährt gerade geht.

Denn kostbar ist so etwas natürlich, es kann in keinem Herstellerkatalog per Ankreuzen bestellt werden. Deshalb bezifferte BVG-Chefin Sigrid Nikutta den Anschaffungspreis auf „gut das Zwei- bis Dreifache eines normalen Busses“ – eine Daumenpeilung, weil es hier um eine Pioniertat geht und nicht darum, den kompletten Fuhrpark von 1300 Bussen umzukrempeln. Vor allem die Akkus sind gegenwärtig dafür noch viel zu teuer, und auch die Lade-Infrastruktur setzt mehr als nur einen Stromanschluss unterm Asphalt voraus.

Von außen nichts Besonderes

Perspektivisch geht es Nikutta und ihrem Unternehmen natürlich darum, die Umweltvorteile auszureizen, die der abgasfreie und besonders geräuscharme Bus bietet; in welchem Maße er zur Klimabilanz beiträgt, hängt wie üblich davon ab, aus welchen Quellen der Ladestrom kommt.

Von draußen wäre der neue Bus kaum als etwas Besonderes zu erkennen, hätte die BVG nicht ganz groß einen typisch humorigen Spruch draufgeschrieben: „Hab den Wagen voll geladen“, viel größer als das ohnehin schon übliche „Weil wir dich lieben“.

Allerdings müssen die Fahrgäste auch keine besonderen Elektro-Gefahren beachten, denn selbst beim Laden kann ihnen nichts passieren, weil alles über den Fahrzeugboden geschieht – und ohne Bus ist da nur eine harmlose Platte. Allerdings, weiß Rainer Bomba zu berichten, sei mal in der Erprobung eine Katze mit Metallhalsband sehr nahe an die Ladevorrichtung gekommen, und das sei dann doch sehr heiß geworden. Gestorben, sagt der Staatssekretär beruhigend, sei sie dann aber später „an etwas ganz anderem“.

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