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Barack Obama und Angela Merkel.

© AFP / John MACDOUGALL

Barack Obama auf dem Kirchentag: Politik braucht Kompromisse, der Glaube nicht

Der frühere US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel überraschen den Kirchentag mit einer ungewohnten Aufgabenverteilung.

Wenn Kirchentag und Himmelfahrt zusammen fallen, wird vieles möglich. Man könnte glatt den Glauben an die Politik wiedergewinnen. Denn die präsentiert sich viel besser als in der Theorie.

Im theoretischen Verständnis ist die Aufgabenteilung zwischen politischer Realität und Religion ziemlich klar. Die Realität lässt zu wünschen übrig. Die Welt ist voller Ungerechtigkeit und Krieg und Leid. Aufgabe der Religion ist es, Trost zu spenden und Erlösung zu verheißen.

Doch bei der wohl prominentesten Gesprächsrunde des Kirchentags verhielt es sich die meiste Zeit umgekehrt. Die beiden Kirchenvertreter artikulierten das Leiden an der Welt, die beiden Politiker spendeten Zuspruch und Optimismus. Wenn Kirchentagspräsidentin Christian aus der Au und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sprachen, senkte sich die Last all der ungelösten Probleme auf die Bühne vor dem Brandenburger Tor und die vielen Zehntausend Zuhörer, die auf der „Fan-Meile“ entlang der Straße des 17. Juni standen: Flüchtlinge, die in der Ägäis und im Mittelmeer ertrinken; Klimawandel; unzureichende Entwicklungshilfe.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der kürzlich aus dem Amt geschiedene US-Präsident Barack Obama redeten über Fortschritte in der Welt, die Mut machen, und über einen zupackenden Pragmatismus, mit dem sich manches verbessern lasse. Nach einer guten halben Stunde sprach Obama den Unterschied zwischen den Welten der Politik und des Glaubens offen an: In einer Demokratie muss man „Kompromisse zwischen unterschiedlichen Meinung schließen“ und „Positionen berücksichtigen, mit denen wir nicht übereinstimmen“. Im Glauben dürfe und müsse man oft auch „kompromisslos die eigenen Meinungen vertreten“.

Was war nicht alles in diese erste Rückkehr Obamas nach Berlin seit dem Amtsende hineingeheimnist worden. Gilt sein Besuch wirklich dem Kirchentag, oder ist er als Wahlkampfhilfe für Merkel vier Monate vor der Bundestagswahl zu sehen?

Er ist der Star der Runde, in ihm sehen viele Zuschauer noch immer ein Idol. Das lässt sich am langen Jubel ablesen, als er um 11 Uhr auf die Bühne tritt. Er ist dann auch in vielem mit Merkel einer Meinung. Aber mit Wahlkampf hat das wenig zu tun. Die interessanten Kontraste ergaben sich nicht aus einem Gegensatz zu anderen politischen Lagern, sondern aus dem Spannungsfeld zwischen Politik und Glauben.

Nationalhymnen als Chaos-Theorie

Evangelische Kirchtage balancieren öfter entlang der Neigung, Haltungen des Links-Protestantismus auszuleben und den Besuchern vorzugeben. Als musikalische Überbrückung vor dem Obama-Merkel-Auftritt spielt das „Orchester im Treppenhaus“ ein Potpourri europäischer Nationalhymnen, das in einem Klangchaos endet. Die Botschaft soll wohl sein: Hymne gleich Nationalismus gleich böse und gefährlich.

Können Hymnen nicht auch für einen positiven Patriotismus stehen? Und: Wie viele Christen in Europa teilen wohl diese negative Einstellung zu Nationalhymnen?

Das Podiumsgespräch spielt sich dann freilich in einer entspannten und humorvollen Atmosphäre ab. Es gibt viel Gelegenheit zum Lachen, auch unbeabsichtigte. Merkel schlägt gleich anfangs eine unerwartete transatlantische Brücke, die Heiterkeit auslöste: Im Zentrum des Kirchentags stehe der Reformator Martin Luther. Zur selben Zeit lebte Christoph Kolumbus, der Entdecker Amerikas.

Obama "liebt" Berlin. Und schätzt Merkel

Barack Obama beginnt mit einer Liebeserklärung an Berlin: „Ich liebe diese Stadt.“ Angela Merkel sei in seiner Präsidentschaft zu seiner Lieblingskollegin in der internationalen Politik geworden. Dabei hatte sie ihn, als er im US-Wahlkampfsommer 2008 erstmals in die Stadt kam und gerne am Brandenburger Tor gesprochen hätte, an die Siegessäule verwiesen. Auch so wurde es seine größte Kundgebung überhaupt, mit über 200.000 Menschen. Und, das ist ihm wichtig, mit Kirchenarbeit habe seine politische Karriere begonnen - als "Community Organizer" in den Armenvierteln Chicagos.

Wie er seine Amtszeit bewerte, will Bedford-Strohm wissen. Obama wiegelt ab: Er sei doch "erst vier Monate wieder Privatmann" - zu kurz, um die "Perspektive eines Historikers" einzunehmen. Erstmal habe er Urlaub gemacht, viel geschlafen und „viel Zeit mit meiner Frau Michelle verbracht, damit sie mir vergibt“, was er ihr und der Familie mit dem Amt zugemutet habe.

Historisch begründeter Optimismus

Sein Ziel sei gewesen, die Lage in den USA und auf der Erde „ein bisschen besser zu machen - im Wissen, das man seine Ziele nicht immer voll erreicht.“ Diese Mischung aus gebremster Erwartungshaltung samt Würdigung selbst kleiner Erfolge wird zum roten Faden der Aussagen von Obama und Merkel werden.

Zu dieser Art von Erfolgen zählt Obama die Gesundheitsreform in den USA. „Wir haben keine allgemeine Krankenversicherung wie in Europa.“ Er habe nicht alle der circa 45 Millionen zuvor Unversicherten in das US-Gesundheitssystem bringen können, sondern nur die gute Hälfte. Das sei ein Fortschritt, aber selbst der sei heute bedroht. Den Namen seines Nachfolgers Donald Trump, der diese Wende rückwärts betreibt, nennt er nicht.

Und die internationale Bilanz seiner Amtszeit? Wieder reagiert Obama mit einem entwaffnenden Perspektivewechsel, gewürzt mit Selbstironie. Er sei 1961 geboren, da komme er vielen hier sicher sehr alt vor. Damals wurde die Berliner Mauer gebaut. Es herrschte Kalter Krieg. Aber es gab auch eine freie Welt mit ihren Prinzipien, darunter die Marktwirtschaft. Die habe dem Westen Wohlstand und Fortschritt gebracht. Die jungen Leute sollten das heute nicht für selbstverständlich halten.

Er übergeht die Probleme nicht, darunter die wachsende ökonomische Ungleichheit. Auch die Globalisierung und das Internet haben nicht nur positive Folgen, sagt Obama. Zu den Gefahren zählt er eine sich ausbreitende Haltung der Angst, dazu Nationalismus und Intoleranz, gerade auch religiöse Intoleranz. Dagegen müsse man eintreten.

Er hofft, dass "die besseren Engel siegen"

In Syrien tobe ein grausamer Krieg, ungemindert, mit Tausenden Toten. “Da müssen wir hinsehen. Das geht auch uns an.“ Die Hoffnung, hier greift Obama auf Worte des früheren Präsidenten Lincoln zurück, sei, „dass die besseren Engel siegen“.

Angela Merkel ist in khakifarbener Hose mit grasgrünem Jacket erschienen. Sie knüpft an Obama an. Als er geboren und die Mauer gebaut wurde, war sie sieben Jahre alt. Damals musst die Bundesrepublik Menschen, die das DDR-Regime als Gegner betrachtete, freikaufen. Und Ostdeutsche, die wie sie den Traum hatten, in die USA zu fahren, mussten bis zum Rentenalter warten, weil das vorher nicht genehmigt wurde. In all diesen Belangen habe die Geschichte Besserung gebracht. Manchmal gebe es auch Rückschläge, aber „wir sollten positiv voran schauen“.

Die Kirchenvertreter wollen jedoch die aktuellen Probleme ansprechen. Der Bischof zitiert aus Briefen an ihn, in denen Gläubige fragen: Warum können nicht alle Flüchtlinge bleiben? Warum werden Menschen abgeschoben, die gut integriert scheinen, aber in Afghanistan der Gefahr ausgesetzt wären?

Unpopuläre Antworten, aber keine Pfiffe

„Mit meiner Antwort mache ich mich nicht populär“, entgegnet Merkel. Auch sie bekomme solche Briefe. Es würden aber auch die umgekehrten Fragen an sie herangetragen: Wir haben Gesetze und Vorschriften, wann abgeschoben werde. Warum solle man ständig Ausnahmen davon machen? „Wir haben Hunderttausende aufgenommen.“ Nur wenige tausende wurden abgeschoben.

Dafür erntet sie keine Pfiffe. Es gibt sogar verhaltenen Beifall.

Obama möchte auch etwas dazu sagen. In die USA wollten ebenfalls sehr viele Flüchtlinge. Würde er sich allein nach dem Glauben richten, müsse er sagenn: „In Gottes Auge ist das Kind auf der anderen Seite der Grenze nicht weniger wert als mein eigenes. Es verdient Liebe und Ausbildung und Chancen.“ Doch „ich verstehe hier auch Angela. Wir haben nicht nur unseren Glauben, sondern sind auch Staats- und Regierungschefs und tragen Verantwortung für unsere Bürger unter der Bedingung begrenzter Ressourcen.“ Da gebe es keine leichten Antworten. Neben der Aufnahme gebe es andere Wege: zum Beispiel, den Menschen bessere Entwicklungschance in ihren Heimatländern zu geben. „Deshalb leisten wir Entwicklungshilfe, deshalb bekämpfen wir den Klimawandel. Wir tun das nicht nur aus Nächstenliebe. Es liegt auch in unserem eigenen Interesse, weil wir uns nicht hinter unseren Grenzen verschanzen können.“

In dieser Gesprächsphase formuliert Obama den Unterschied zwischen Politik und Glauben am prägnantesten. Die Demokratie verlangt Kompromissbereitschaft. Der Glaube fordert mitunter Kompromisslosigkeit. Freilich nicht in einem absoluten Sinn. „Auch im Glauben bleibt ein Rest von Zweifel“, erklärt Obama seine Haltung zu Gott. Das sei eine Glaubensfrage. „Aber ich würde nicht glauben, dass Gott allein durch mich spricht. Ich würde nicht glauben, dass nur ich die Einsicht habe. Andere haben auch ihre Wahrheiten.“

Merkel pocht auf das Recht, Fehler zu machen

Merkel hakt ein und erbittet quasi ein Recht darauf, auch mal einen Fehler machen zu dürfen. „Ich weiß, ich mache Fehler.“ Die Konsequenz aus dieser Einsicht verlange eine gewisse Demut.

Und schon unterläuft ihr ein Fehler, freilich ist es nur ein kleiner sprachlicher Lapsus. Wie die USA sei auch Deutschland christlich geprägt, habe aber mehr Religionen als das Christentum. Der Artikel 1 des Grundgesetzes hebe auch nicht auf eine Religion ab, sondern auf die Würde. „Die Würde des Menschen ist unteilbar" sagt Merkel. Im allgemeinen Raunen und Schmunzeln korrigiert sie sich rasch: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, sagt sie mitten in das fröhliche Lachen hinein. Und fügt hinzu: „Beides ist richtig.“

Religion ist für Obama eine Kraft des Fortschritts

Das Stichwort bringt Obama in Fahrt. Er hat eine Neigung dazu, das Positive hervorzukehren und politisch nutzbar zu machen. Gewiss darf man warnen vor den Gefahren falscher religiöser Lehren, aber Religion hat auch die Kraft zur Verbesserung der Gesellschaft. „Wir werden motiviert vom Glauben. Er ermuntert uns. Es war der Glaube, der Amerikaner dazu brachte, gegen die Sklaverei einzutreten und sie nicht als Teil der natürlichen Ordnung zu betrachten. So begann der lange Marsch zur Freiheit.“ Das ist der Stoff, aus dem Obama seine politischen Predigten gewinnt.

Wahrer Glaube erziehe auch zur Toleranz. Denn „zum Kern des Glaubens gehört es, anderen Meinungen zuzuhören und sie zu ertragen. Wer das nicht vermag, dessen Glaube ist nicht sehr stark“, sagt Obama.

Merkel korrigiert den Bischof: Neben Ihnen sitze erst mal ich

Merkel mag es lieber schnörkellos und haptisch. Was zum nächsten Heiterkeitsausbruch führt. Als Bischof Bedford-Strohmeine Frage an Obama mit der Bemerkung einleitet: „Wenn schon mal der bis vor kurzem mächtigste Mann der Welt neben mir sitzt ...“ zeigt Merkel so unübersehbare Zeichen von Verwunderung, dass der Bischof sich unterbricht und um Aufklärung bittet. "Direkt neben Ihnen sitze erst mal ich." Und ein Mann sei sie nicht. Unter dem Lachen des Publikums hebt Bedford-Strohm neu an: „Zwei Plätze neben mir sitzt der bis vor kurzem mächtigste Mann der Welt.“ Wie vertragen sich die Zwänge des Amts mit dem Streben nach Gerechtigkeit, wenn man sieht, dass die Ungerechtigkeit nicht kleiner wird?

Von der Last der ungelösten Probleme lässt ein Obama sich nicht einschüchtern. Er bleibt der Linie des historisch begründeten Optimismus‘ treu. Helfen sollen die reicheren Länder schon. Es gehe aber nicht allein darum, Schecks zu schicken. Vielmehr solle man sich den Fortschritt vor Augen führen. „Allein in meiner Lebenszeit sind hunderte Millionen Menschen aus der Armut geholt worden, in China und in Afrika.“ Das solle man anerkennen, auch um uns zu motivieren, an weiterem Fortschritt  zu arbeiten.

Die Kirchenvertreter sind mit ihrem Katalog der Übel und Gefahren aber noch lange nicht am Ende. Waffen und Rüstung sind ihre nächsten Stichworte. Er sei für Abrüstung, sagte Obama. Und er habe einen großen Abrüstungserfolg mit den Russen errungen: die Verschrottung eines Drittel der strategischen Atomwaffen. Auch auf diesem Feld „gelingt nicht immer alles, was wir uns vornehmen“.

Vom Nutzen der Waffen

Andererseits müsse man eingestehen, dass die Welt voller Gefahren sei. Oft sehen sich die USA gerufen, zu intervenieren, um Verbündete zu schützen. Das Militär sei freilich „nur eines von vielen Werkzeugen, die wir einsetzen. Wir greifen auch bei Epidemien ein, in Afrika und anderswo. Wir benutzen die Diplomatie. Und wir fördern die Bildung von Mädchen.“

Merkel erinnert an Obamas Rede zur atomaren Abrüstung in Prag. Und sie spricht das Schicksal der Jesiden an, die von Völkermord bedroht waren. „Da war ich dankbar, dass es militärische Fähigkeiten gab, die das verhindert haben. Wir in der Koalition haben uns gefragt, ob man einfach zuschauen könne.“ Deutschland verfüge nicht über die Militärmacht der USA. „Aber wir haben etwas getan“, erinnert Merkel an die Waffenlieferungen an irakische Kurden, die den IS zurückschlugen und die Jesiden retteten.

Deutsche Fragen, amerikanische Fragen

Nun wird die Runde um zwei deutsche und zwei amerikanische Jugendliche aus einem Begegnungsprogramm erweitert. Die beiden Afroamerikanerinnen kommen aus Obamas früherer Kirchengemeinde in Chicago, der Trinity United Church of Christ. Und rasch wird klar, dass ganz unterschiedliche Fragen die deutschen und die amerikanischen Jugendlichen umtreiben.

Nicht tatenlos zusehen, wenn Schreckliches geschieht – diese Frage bewegt auch den ersten jungen Frager aus Mannheim: Warum müssen so viele Flüchtlinge im Mittelmeer sterben?

Merkel sieht die Hauptschuld bei mafiösen Schlepperbanden, die die Not der Flüchtlinge ausnutzen und ihnen falsche Hoffnungen machen. Und sie verweist auf den Türkei-Deal, der den Druck lindere.

Eine der beiden Afroamerikanerinnen hat ein Unterrichtsprogramm entwickelt, das auf die Lebenswirklichkeit junger Schwarzer in den Armenvierteln wie der South Side von Chicago eingeht – dort, wo Obama einst als „Community Organizer“ zu helfen versuchte. Obama lobt ihre Initiative. Die USA haben „großartige Schulen und Universitäten, um die uns die Welt beneidet“. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass die Schulen in vielen ärmeren Vierteln schlecht seien.

„Wir wissen, was zu tun ist“, aber nicht alle sind überzeugt

Eine so reiche Nation dürfe nicht ein Viertel bis ein Drittel ihrer Kinder und deren Bildung aus dem Blick lassen. „Die gute Nachricht lautet: Wir wissen, was wir tun müssen. Die schlechte ist, dass wir noch nicht alle überzeugen konnten, diesen Weg einzuschlagen.“

Deutschland habe ein ähnliches Problem, sagt Merkel. Das Problem vererbe sich, zum Beispiel in Familien mit Arbeitslosigkeit, wo den Kindern wenig geholfen werde bei Schule und Ausbildung.

Der zweite deutsche Jugendliche sorgt sich um die ungewollten Opfer von Militärschlägen. Wie geht man damit um, wenn Drohneneinsätze nicht nur die Gegner treffen, sondern unschuldige Menschen, will er von Obama wissen.

Er erlebe das als großer Zwiespalt, antwortet der Ex-Präsident. „Wie schütze ich die eigenen Bürger vor Angriffen, ohne unsere Werte und unsere Zivilität aufzugeben? Ich weiß, dass Einsatzbefehle von mir zum Tod unschuldiger Zivilisten geführt haben. Meistens, weil Fehler gemacht werden.“ Er habe sich aber bemüht, die Zahl solcher Fälle deutlich zu verringern – mit Erfolg.

„Das Übel ist der Krieg an sich“

Drohnen seien „nicht per se schlechter“ als andere Waffen. Drohnen träfen präziser, die Zahl der ungewollten Opfer sei nicht höher als bei anderen Angriffen. „Das Übel ist der Krieg an sich.“

Ein spezielles Risiko von Drohnen liege darin, dass ihr Einsatz wie ein Computerspiel wirken kann. „Das habe ich meinen Militärs immer wieder gesagt“, bekräftigt Obama. „Wir dürfen unsere Humanität nicht verlieren.“

Merkel sieht im Kampf gegen den Terror eine neue Qualität. In früheren Konflikten durfte man zumindest davon ausgehen dass die Gegner am Leben hingen. Für Terroristen gelte das so nicht mehr. Und die Kanzlerin betont, was man in Deutschland bei solchen Gelegenheiten immer sagt: „Krieg ist immer das letzte Mittel. Alle anderen Optionen müssen ausgeschöpft sein.“ Aber sie gibt ja auch keine Einsatzbefehle für Kampfdrohnen. Deutschland hat keine.

Obama fordert die Jugend auf: Mischt euch ein!

Die andere Afroamerikanerin aus Chicago stellt die letzte Frage. Sie sei Künstlerin, deshalb frage sie den Ex-Präsidenten, was speziell Künstler tun können, um gute Bürger zu sein? „Künstler haben große Möglichkeiten, die Gesellschaft zu beeinflussen“, antwortet Obama. Da die Zeit aber knapp werde, wolle er breiter antworten und über die Möglichkeiten Jugendlicher generell sprechen. „Egal, was eure Ausbildung und euer Beruf ist: Engagiert euch!“, fordert er. „Es sind nicht die Alten, die Revolutionen machen und die Welt voranbringen. Martin Luther King ist bereits mit 39 ermordet worden. Er hat die entscheidenden Dinge getan, als er unter 30 war. Auch Christus hatte ein relativ kurzes Leben. Ihr verändert die Welt nicht über Nacht. Aber jeder Schritt zählt. Jedes Mal, wenn ihr ein Kind ermuntert, wenn ihr gegen Hass eintretet, wenn ihr euch einschaltet, tragt ihr etwas bei.“

Nur eine Haltung beschreibt Obama als falsch: So zu tun, als könne nichts ändern.

Merkel bekennt: Ich kann nicht singen

Angela Merkel beginnt mit einem Bekenntnis: „Ich kann nicht singen.“ Sie bewundere die Afroamerikanerin für ihre Begabung. „Wir sollten dankbar sein, dass der Herrgott uns so unterschiedlich geschaffen habe. Die einen könnten singen, andere könnten Politik machen.“

Und was hat Obama nun vor, will der Bischof noch wissen. Mit seinen 55 Jahren ist er ja noch jung. „Haben Sie ein Job-Angebot, das für mich passt?“, fragt Obama lachend. „Dann nur zu!“ Vorerst plane er seine Präsidial-Bibliothek samt einem Programm, um die nächste Generation junger Führungspersonen auszubilden. Im Übrigen wolle er „ein guter Ehemann für Michelle sein. Und das ist ein Full-Time-Job.“

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