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Wie ein Kussmund über die Spree.

© Simulation: promo/Architektenbüro Grobe GmbH

Poppiger Entwurf für Brommybrücke: Rote Lippen sollen Kreuzberg und Friedrichshain verbinden

Die Brommybrücke soll wieder aufgebaut werden – aber wie? Architekten zeigen ihren poppigen Entwurf. Er erinnert an das Rolling-Stones-Logo.

Immer noch ragen nur Reste der im Zweiten Weltkrieg gesprengten Brommybrücke aus der Spree - doch bald soll hier eine neue Brücke entstehen. Und ein Architekturbüro zeigt jetzt im Tagesspiegel-Newsletter für Friedrichshain-Kreuzberg seine erste Idee. Die Brücke sieht knallig rot aus, fast wie das Logo der Rolling Stones - nur ohne die ausgestreckte Zunge.

Bevor es in die poppige Zukunft geht, ein Blick zurück: Von 1909-1945 verband die Brommybrücke zwischen Oberbaum- und Schillingbrücke Friedrichshain mit Kreuzberg. Kurz vor Kriegsende wurde die Brücke gesprengt, um den Vormarsch der Roten Armee aufzuhalten. Ein Wiederaufbau – zumindest als Fuß- und Radbrücke – ist seit Langem in Planung, doch beim Senat hatte der Bau bisher keine hohe Priorität.

Doch in die Debatte kommt Bewegung. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat neulich beschlossen, „die Planung einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Spree am Standort der einstigen Brommybrücke in die Wege zu leiten“. Seit Ende November 2018 wird der von John Dahl (SPD) eingebrachte Antrag von Ausschuss zu Ausschuss weitergereicht. „Im nächsten Schritt wäre festzustellen, aus welchen Töpfen der Aufbau finanziert werden kann“, sagt Dahl. Eine bezirkliche Finanzierung sei unrealistisch, deswegen kämen nur Mittel vom Land, Bund oder der EU infrage.

Alina Mann vom Architektenbüro Grobe GmbH hat sich zur Brommybrücke so ihre Gedanken gemacht. Dem Büro schwebt dabei nicht „nur“ eine Überquerung der Spree für Fußgänger und Radfahrer vor, sondern eine „Eventbrücke“.

Und was ist das? „Ein lachender Mund öffnet das Tor zur Mitte Berlins – so stellen wir uns die Media Spree-Brücke vor", sagt Mann. Die Brücke befindet sich zwischen der Schillingbrücke und der Oberbaumbrücke.

So sah die Brommybrücke im Jahr 1910 aus. Sie führte von Kreuzberg in Höhe der Eisenbahnstraße über die Spree nach Friedrichshain zur Mühlenstraße. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke gesprengt, um die vom Osten anrückende Rote Armee aufzuhalten.
So sah die Brommybrücke im Jahr 1910 aus. Sie führte von Kreuzberg in Höhe der Eisenbahnstraße über die Spree nach Friedrichshain zur Mühlenstraße. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke gesprengt, um die vom Osten anrückende Rote Armee aufzuhalten.

© Hermann Rückwardt/Wikimedia

"In der Vergangenheit wurde viel über einen Wiederaufbau der Brücke diskutiert. Im Haushalt des Senats 2006/2007 waren schon einmal sechs Millionen Euro für eine Autobrücke als Zuschuss bereit gestellt worden, die aber nie realisiert wurde. Wir sind der Meinung, dass es für Berlin von großer Bedeutung wäre, hier ein neues Statement zu setzen. Wir wollen nicht länger zusehen, wie ein 08/15-Gebäude nach dem anderen in der Stadt errichtet wird", sagt die Architektin. "Deshalb kommt von uns ein neuer Vorschlag: Die Brommybrücke wird zur Eventbrücke."

Mit einer Länge von knapp 100 Metern und einer Breite von 18 Metern würde sie über 2.700 Quadratmeter Nutzfläche verfügen, rechnen die Architekten vor. "Zwei Eventbühnen bieten Platz für kleinere Veranstaltungen sowie Fashionevents, Preisverleihungen, Konzerte, Kino und Diskussionspräsentationen (Sitzplätze für 500 -1000 Personen). Das ganze in Form eines Mundes: Die Eventbühnen werden von den Lippen gebildet, die Zähne zu Büros, Backstage-Bereich und Restaurant. Die Brücke, die nicht für den Autoverkehr, sondern nur für Fußgänger und Radfahrer geplant ist, wäre ein wichtiges Verbindungsstück zwischen der abgeschirmten Mediaspree-Seite in Friedrichshain und Kreuzberg. Sie sollte nicht nur eine stupide Weiterführung der Straße werden, sondern der Gegend auch ein neues Programm bieten.“

Und wer war noch mal dieser Brommy?

Und wer war Brommy? Schauen wir doch mal ins Berliner Straßenelexikon Kauperts: Karl Rudolf Brommy, auch Bromme genannt. "Als Kommandant einer Fregatte nahm er am nationalen Befreiungskrieg Griechenlands gegen die Türkei teil", heißt es dort streng militärisch. "Die 1848 von der deutschen Nationalversammlung gewählte Frankfurter Reichsregierung betraute ihn mit dem Aufbau der ersten Reichsmarine."

Aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Friedrichshain-Kreuzberg

- Den neuen Tagesspiegel-Newsletter für Friedrichshain-Kreuzberg, aus dem wir diese Geschichte entnommen haben, können Sie kostenlos bestellen unter https://leute.tagesspiegel.de. Mehr Themen finden Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.

- Wer soll die Brommybrücke eigentlich nutzen? 1860 rumpelten noch Kohlezüge über die Brommybrücke an der heutigen Mediaspree. 1870 nutzten sie eigentlich nur noch Fußgänger und 1945 sprengten die Nazis sie in die Luft. Der Wiederaufbau der Brücke ist geplant - doch wem soll das nutzen? 

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