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Die Ladenstraße am U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte.

© Anett Kirchner

Denkmalbeirat für Steglitz-Zehlendorf: Alle sitzen jetzt in den Startlöchern

Die erste Sitzung des Denkmalbeirats für Steglitz-Zehlendorf steht bevor. Bei Umbau- oder Abrissarbeiten im Bezirk soll das Gremium in Denkmalschutzfragen unterstützen. Nur will der Bezirksstadtrat lange nichts von der Bildung des Beirats gewusst haben.

Viele Steglitz-Zehlendorfer werden sich erinnern: An den heftigen, denkmalpflegerischen Streit um die Fassade am Jagdschloss Glienicke. Sollte sie modern nach Max Taut oder historisch nach Albert Geyer wieder hergerichtet werden? Am Ende setzten sich die durch, die die moderne Taut-Fassade bevorzugten; entgegen der Meinung der Mehrheit. Das ist jetzt zwei Jahre her und erhitzte damals die Gemüter einiger Bezirksverordneten so sehr, dass die SPD sofort im November 2012 einen Antrag zur Bildung eines Denkmalbeirates – als beratendes Gremium - in die BVV einbrachte. Im Februar 2013 wurde der Antrag einstimmig beschlossen. Inzwischen sind die Gemüter offensichtlich wieder abgekühlt, denn bis heute hat der Denkmalbeirat seine fachliche Arbeit nicht aufgenommen.

"Ich warte", sagt Stadtrat Norbert Schmidt

Gleichwohl könnte sich das in den nächsten Tagen oder Wochen ändern. Laut Tagesspiegel-Informationen liegen dem zuständigen Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (CDU) seit kurzem alle notwendigen Unterlagen auf dem Tisch. Gut möglich, dass er bald alle Beteiligten zu einer Sitzung einladen wird. Formal gesehen gibt es den Denkmalbeirat jedoch schon, heißt es aus dem Bezirksamt. Die praktische Umsetzung scheiterte laut Schmidt bislang an einer fehlenden Liste mit den Namen von fünf unabhängigen Denkmalexperten. Die sollen künftig im Denkmalbeirat mitwirken. Und entsprechende Vorschläge sollten von den Bezirksverordneten der einzelnen Fraktionen kommen.

„Ich befinde mich in der Position des Wartenden“, sagte Norbert Schmidt noch vor wenigen Tagen. Eigentlich sei der Stichtag für die Vorschläge schon am 10. September zur Sitzung des Ältestenrates gewesen. „Da ist aber nichts geschehen“, berichtete der Bezirksstadtrat, der für den Bereich Denkmalschutz im Stadtentwicklungsamt zuständig ist. Laut dem Beschluss der Bezirksverordneten wurde die Betreuung des Denkmalbeirates in seine Hände gelegt.

Der Beirat soll noch im November die Arbeit aufnehmen

Renate Krohm, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD in der BVV von Steglitz-Zehlendorf ist erstaunt. Die Vorschläge lägen dem Bezirksamt schon länger auf dem Tisch. „Wir drängen jetzt darauf, dass der Denkmalbeirat noch im November 2014 die Arbeit aufnimmt“, erklärt Krohm. Offensichtlich verliert die SPD langsam die Geduld, hatte sie doch schon im Frühsommer dieses Jahres beim BVV-Vorsteher den Antrag gestellt, in dieser Angelegenheit tätig zu werden. „Daraufhin gab es im Juli 2014 eine konstituierende Sitzung“, so Krohm.

Auch die Grünen sind der Ansicht, dass die Expertenliste längst vorliegt. „Im Ältestenrat wurden durch die Parteien verschiedene Vorschläge für die unabhängigen Berater gemacht“, sagt die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Maren Schellenberg. Daraus soll sich jetzt das Bezirksamt die erforderliche Zahl der Experten aussuchen. Dabei sei es wichtig, dass die Fachleute über eine möglichst breit gefächerte Sachkenntnis verfügen. „Parteipolitische Erwägungen sollten hier möglichst keine Rolle spielen“, ergänzt Schellenberg. 

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Torsten Hippe bestätigt: Die Bildung eines Denkmalbeirates sei abgeschlossen, die erste Sitzung werde koordiniert. „Wir haben Prof. Ulrike Müller-Hofstede, Dr. Hartmut Krohm und Prof. Rolf Budde als Denkmalexperten benannt“, berichtet Hippe. Es sieht demnach so aus, als ob nun alle in den Startlöchern sitzen.

Im Beirat sind auch sieben Bezirksverordnete

Laut BVV-Beschluss wird der neue Denkmalbeirat von Steglitz-Zehlendorf aus sieben Bezirksverordneten - jede Fraktion ist vertreten - fünf Denkmalexperten und drei Bezirksstadträten bestehen. Die Bezirksstadträte sind Christa Markl-Vieto (Grüne) für den Bereich Grünflächen, Cerstin Richter-Kotowski (CDU) für den Bereich Kultur und Norbert Schmidt für den Bereich Stadtentwicklung.

„Die Auseinandersetzungen über die Frage der denkmalgerechten Wiederherstellung des Jagdschlosses Glienicke haben gezeigt, wie sinnvoll eine fachlich fundierte Unterstützung des Bezirksamtes und der BVV gewesen wär“, ergänzt Renate Krohm. Eine solche Unterstützung hätte durch einen Denkmalbeirat geleistet werden können. Künftig soll das Gremium zu Bauvorhaben im Bezirk Stellung beziehen, damit bei geplanten Umbau- oder sogar Abrissarbeiten jeweils die Interessen des Denkmalschutzes gewährleistet werden können.

Die Autorin Anett Kirchner ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt seit Januar 2014 als lokale Reporterin regelmäßig für den Zehlendorf-Blog des Tagesspiegels.

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