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Cocktailbars: Thekentanz: Welcome to the June

Die Bar, die nun vorgestellt wird, ist schon aufgrund der gut gemachten Homepage interessant genug, endlich begutachtet zu werden. Welcome to the June. Und sei es im April.

Von Frank Jansen

Selten, also wirklich sehr selten kommt es vor, dass der drinking man eine Bar einfach übersieht. Und wenn sich dann kein aficionado empört oder wenigstens einen freundlich-mahnenden Hinweis gibt, bleibt das Lokal unerwähnt. Das ist ja schrecklich, werden die Cocktailsüchtigen jetzt denken und im Geiste ein paar Vorwürfe formulieren. Recht so. Die Bar, die nun vorgestellt wird, ist schon aufgrund der gut gemachten Homepage interessant genug, endlich begutachtet zu werden. Welcome to the June. Und sei es im April.

Das Lokal befindet sich, sollte man angesichts der Adresse meinen, in einem der Epizentren des Berliner Nachtlebens. Sredzkistraße! Mitten in Prenzlauer Berg! Aber manchmal genügen zwei, drei Häuserblocks, um ein paar Meter danebenzuliegen. Das June ist der autolärmigen Prenzlauer Allee zu nahe, um noch in dem Kollwitzplatz-Rummel mitzuschwirren. Eigentlich sympathisch.

Und diese Bar nimmt sich etwas heraus. Ein minimalistisches Design, mit schmalen Würfelhockern und Bänken und unauffälligem Tresen (allerdings mit vielen Flaschen), wird hübsch gekontert durch einen – Kamin. Wuchtig eingerahmt in Marmor. Davor ist eine kleine Sitzgruppe mit zwei schwarzen, üppigen Ledersesseln und einem niedrigen Tischchen drapiert. Sozusagen die Windsor-Suite. Der drinking man und ein compañero hatten Glück: Kurz nach ihrer Ankunft wurde das royale Sesselensemble frei.

Die Sessel sind so weich gepolstert, dass ein Gästegesäß erst kurz vor dem Boden Halt findet. Beim Blick über die eigenen Knie sieht man dann in der Kaminsaison die brennenden Holzscheite. Da es beim Besuch draußen noch ziemlich kalt war, erschien die Kombination aus Sessel und Kamin durchaus komfortabel. Allerdings erforderte der Griff zur Karte auf dem Tisch einen sportlichen Ruckauf.

Der Keeper brachte einen Red Lion (Gin, auf Wunsch Tanqueray, Grand Marnier, Grenadine, Zitronensaft, Orangensaft), der tatsächlich stark wie ein Löwe auftrumpfte, und einen Mai Tai. Der leckerste, am besten komponierte Mai Tai seit langem in dieser Stadt. Exakte Süße, alkoholische Kraft ohne Protz, tolles Aroma. Der compañero traute sich an einen Absinth Grapefruit (Absinth, Grapefruitsaft, Schweppes Indian Tonic Water) heran, der stärker war als stark und nach edel vergorener Lakritze schmeckte. Nur für fanatics. Dann kam ein Journalist (Martini Dry, Martini Rosso, Gin, Cointreau, Angostura, Zitronensaft). Der drinking man erspart sich jede auf seinen Beruf bezogene Wortspielerei und stellt nur fest: Ein Journalist zum Genießen. Das June hat nun zwei Freunde mehr. Frank Jansen

June, Sredzkistraße 65, Prenzlauer Berg, Tel.: 23 18 76 84, täglich ab 19 Uhr.
Homepage: www.june-bar.de

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