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Michael Müller und seine Frau Claudia auf dem roten Teppich.

© Jörg Carstensen/ dpa

Berlinale-Auftakt 2015: Michael Müller zum ersten Mal auf dem roten Teppich

Der neue Regierende feierte seine erste Berlinale-Nacht im exklusiven Bärenclub wie gewohnt bodenständig: Am liebsten sprach er mit seiner Frau.

Der exklusive Bärenclub ist das innerste Heiligtum im Glamourauftrieb der Berlinale. Hier feierten die Jurymitglieder und die Stars des Eröffnungsfilms mit Ministern und anderen VIPs in den ersten vollen Festivaltag hinein. US-Botschafter John Emerson und seine Frau Kimberley mussten sich beim lebhaften Gespräch mit den amerikanischen Jurymitgliedern wie daheim in Los Angeles fühlen. Ein paar Schritte weiter standen unbehelligt Michael Müller und seine Frau Claudia. Der neue Regierende Bürgermeister ist nicht der Typ fürs Bad in der Menge der Stars. Er scheint die Orte, wo Berlin gerade glitzert, eher als Wanderkneipe zu betrachten – bestens geeignet, um mit der Ehefrau bei einem Absacker noch mal den Tag zu besprechen.

Auf Glamour-Fragen antwortet er trotzdem ohne Ungeduld und bestens vorbereitet. Er war ja schon bestimmt 14- oder 15-mal bei der Berlinale, dies ist nur die erste im neuen Amt. „Da macht man sich schon Gedanken, das ist ja ein ganz anderes Berlinale-Erlebnis“, sagte er. Den Empfang mit den Jurymitgliedern hat er genossen, besonders das lange Gespräch mit dem Präsidenten Darren Aronofsky. „Der war schon oft in Berlin und hatte viel zu erzählen.“ Bei Daniel Brühl, den er bislang praktisch nur in Jeans erlebt hat, musste er zweimal hingucken. Im Smoking sieht der Schauspieler völlig anders aus. Zwei Filme will Müller sich auf jeden Fall noch ansehen, „Woman in Gold“ und „Selma“. Vorgänger Klaus Wowereit war schon im letzten Jahr während der Eröffnung im Skiurlaub und fehlte aus demselben Grund auch diesmal.

Staatsministerin Monika Grütters fand Müllers bodenständiges Auftreten sympathisch. Nur dass er im Zusammenhang mit Film ständig von „Wirtschaftsfaktor“ spricht, fand sie etwas auffällig. „Der Film ist doch vor allem ein Kulturgut.“ Für sie ist die Berlinale eine arbeitsreiche Zeit, Gespräche mit sieben Amtskollegen aus anderen Ländern stehen auf ihrem Programm und jede Menge Reden. Vorgänger Bernd Neumann, der früher immer besonders hofiert wurde, hat ebenfalls noch genug zu tun. Wenn man im Amt sei, kümmerten sich noch mehr Leute, aber das ficht ihn nicht an. Als Präsident der Filmförderungsanstalt muss er ebenfalls viele Reden halten, gibt aber die Hoffnung nicht auf, „endlich mal ein paar mehr Filme sehen zu können“.

Jury und Schauspieler konnten sich an langen Tischen auf ein auch kulinarisch hochwertiges Festival einstimmen – Sternekoch Bernd Werner war mit edlen vegetarischen Eintöpfen von Steinpilzen und Ravioli, von Roter Bete, Meerrettichnocken und Topinambur-Crostinis angetreten.

Mit hellwachen Augen wieder mit dabei im VIP-Zirkel war die 93-jährige Margot Friedländer, die Mutter und Bruder in Auschwitz verlor, sich als junges Mädchen in Berlin vor den Nazis verstecken musste, Jahrzehnte in New York lebte und im hohen Alter zurückkehrte. Opernintendant Dietmar Schwarz machte sie mit Daniel Brühl bekannt und schon entspann sich eine lebhafte Unterhaltung über die Stadt, die ihre Vergangenheit ist und vielleicht ein Teil seiner Zukunft. Ausführlich erzählte er ihr von dem Film „Woman in Gold“. Er handelt von einer nach Amerika emigrierten Jüdin, deren Familienangehörige von den Nazis beraubt und umgebracht wurden. „Das ist meine Geschichte“, sagte Friedländer.

Michael Müller und seine Frau blieben bis nach eins im Berlinale Palast. Dann leerte es sich. Am Freitagabend hatte die ARD wie schon in den vergangenen Jahren zum Empfang „Blue Hour“ ins Kommunikationsmuseum geladen, später sollte es dann auf Einladung von BMW und Bunte zu einer Festival Night ins Humboldt-Carré gehen. Auf der Gästeliste standen Filmpromis wie Iris Berben und Ulrich Matthes. Und der Regierende Bürgermeister Michael Müller.

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