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Sexy, oder? penelope Cruz mit Ehemann Javier Bardem.

© dpa

Kolumne "Ich habe verstanden": Ein Nobelpreis für Sexappeal

Renee Zellweger wird wohl trotz aller Eingriffe nicht mehr zur "Sexiest woman alive" gekürt werden, da ist sich unser Kolumnist sicher. Aber wie wird Sexappeal überhaupt gemessen? Und was hat das mit dem Friedensnobelpreis zu tun?

Vor ein paar Tagen tauchte die Schauspielerin Renée Zellweger wieder auf, man hatte sie lange nicht mehr gesehen. Um so verwunderter schienen manche über ihr Aussehen zu sein: Zellweger sah anders aus als früher, das Gesicht weniger rund, die Augenpartie verändert, sie sagte, dass komme von einer gesünderen Lebensweise, die Menschen aber konnten das nicht glauben und meinten, das komme vom Schönheitschirurgen. Einige Menschen wurden ob dieses Verdacht ziemlich böse und gemein und schrieben fiese Sachen in den sozialen Netzwerken.

Zellweger ist 45 Jahre alt. Vor zehn Jahren hat sie einen Oscar bekommen. Sie war mal mit dem Schauspieler Bradley Cooper zusammen. Vielleicht ist irgendetwas schief gelaufen. Vergangene Woche erfuhren die Menschen, wer die sexieste Frau „alive“ ist (Tote sind demnach bei diesem Wettbewerb nicht zugelassen). Ansonsten scheint das aber alles sehr korrekt zu sein, hier und da konnte man lesen, dass das jetzt also offiziell sei: Penelope Cruz ist die „sexiest woman alive“, so hat das das Magazin „Esquire“ verkündet. Cruz folgt auf Scarlett Johansson.

Anders als beim Literaturnobelpreis, der vor zwei Wochen vergeben wurde, kann man übrigens mehr als einmal zur sexiesten lebenden Frau gekürt werden – Johansson war das nämlich schon mal im Jahre 2008. Und man muss natürlich an dieser Stelle erwähnen, dass in jedem Jahr auch der „sexiest man alive“ gekürt wird, so ist es ja nicht (allerdings schon etwas länger und vom amerikanischen Magazin „People“).

Momentan ist hier der Amtsträger ein gewisser Adam Levine (auch bei den Männern gab es schon Zweifachsieger, nämlich Brad Pitt, George Clooney, Richard Gere und Johnny Depp). Adam Levine kannte ich nicht, jetzt weiß ich, dass er Sänger in der Band Maroon 5 (kenne ich nicht) und mit dem Model Behati Prinsloo (kenne ich auch nicht) verheiratet ist. Penelope Cruz hingegen ist mit dem Schauspieler Javier Bardem verheiratet und war vorher unter anderem mit Tom Cruise (sexiest man alive des Jahres 1990) und Matthew McConaughey (sexiest man alive des Jahres 2005) zusammen. Bradley Cooper, der Ex von Zellweger, war das übrigens im Jahr 2011.

Was genau ist eigentlich Sexappeal?

Bevor Sie jetzt entnervt aufhören zu lesen, weil Sie das alles naturgemäß nicht interessiert, versuche ich mich mal ganz schnell an einer Überhöhung des ganzen Vorganges: So, wie es in diesem Jahr Menschen gibt, die ausrufen: „Patrick Modiano!? Warum, um Himmels Willen, denn nicht Murakami!?“ wird es Menschen geben, die entsetzt sind über die Wahl von Penelope Cruz und sich fragen, wie man denn Amal Alamuddin vergessen konnte (Almauddin ist die Frau, die vor einigen Wochen George Clooney, sexiest man alive 1997 und 2006, geheiratet hat). Anscheinend lässt sich literarisches Können ebenso wenig messen wie Sexappeal – was immer allerdings Sexappeal ist.

Im Gegensatz zum literarischen Können, über das man sich lange vor dem Nobelpreis stritt, ist Sexappeal eine relativ neue Gattung unter den Ehrungen. Das Sexappeal überhaupt eine Kategorie an sich ist, ist wohl erst seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts der Fall, seitdem allerdings haben Forscher in Studien versucht nachzuweisen, was Sexappeal eigentlich ist. Wenn man die Ergebnisse liest, dann wird man allerdings nicht so recht schlau daraus – was man attraktiv findet, scheint doch sehr individuell zu sein. Attribute, die aber immer wieder auftauchen, sind: Selbstbewusstsein, Humor, Kommunikationsfähigkeit – und ein attraktiver Körper.

Aber schon beim Humor wird es schwierig – worüber der eine lacht, darüber schüttelt der andere nur mit dem Kopf. Ansonsten gilt offenbar, dass man schlank sein sollte (aber nicht zu dünn); man sollte ein symmetrisches Gesicht haben (Frauen dazu noch hohe Wangenknochen, Männer ein markantes Kinn) und irgendwie kann man das optimale Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang ausrechnen, da scheint ein gewisser Wert wahre Wunder zu wirken. Irgendwie scheint es fast so, als ob es für das Messen von Attraktivität genauere Methoden gibt als für das Messen von literarischem Können.

Renée Zellweger übrigens hat jetzt hohe Wangenknochen. Sie ist auch schlanker als zu der Zeit, als sie die Rolle der Bridget Jones spielte. Sie ist fünf Jahre älter als Cruz. Wahrscheinlich wird sie diesen Wettbewerb nie gewinnen. Ich wäre übrigens dafür, wenn das Nobelpreiskomitee im kommenden Jahr die sexiest woman alive küren würde.

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