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Aktivistin der Frauenorganisation FEMEN bei einem Protest in Italien.

© Reuters

Protest: Nackte Tatsachen für die gute Sache

China, Ägypten, Israel, Italien – überall wird der Striptease zur globalen Form des öffentlichen Protests. Er kostet nichts und ist sehr effizient.

Von Andreas Oswald

Vielleicht ist es Verzweiflung, vielleicht ist es Kunst, Politik ist es auf jeden Fall und bestimmt auch ein bisschen Exhibitionismus. Ob China, Ägypten, Israel oder Italien – der Striptease wird immer mehr zur globalen Form des öffentlichen Protests. Er kostet nichts und ist eine der effizientesten Möglichkeiten, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Etwa 100 chinesische Unterstützer des Künstlers Ai Weiwei haben sich jetzt ausgezogen, um gegen das Vorgehen der chinesischen Behörden zu demonstrieren. Sie stellten Nacktfotos von sich ins Internet. Die Bilder sind eine ironische Reaktion auf die jüngste Schikane Pekings gegen den Künstler. Die Polizei hatte einem Mitarbeiter Ai Weiweis das Verbreiten von Pornografie vorgeworfen. Dabei ging es um ein Foto, auf dem ein nackter Ai Weiwei mit mehreren Frauen zu sehen ist. „Wenn sie Nacktheit als Pornografie sehen, dann lebt China noch in der Qing-Dynastie“, sagte Ai Weiwei dazu. „Ich liebe meinen Körper und meine Freiheit heiß und innig“, schrieb die Bloggerin mit dem Pseudonym „Suyutong“.

In Ägypten hatte die Kunststudentin Alia Magda al Mahdi, eine Aktivistin der revolutionären Jugendbewegung 6. April, auf ihrem Blog Fotos veröffentlicht, auf denen sie nackt zu sehen ist. Sie protestierte damit „gegen eine Gesellschaft von Gewalt, Rassismus, Sexismus, sexueller Belästigung und Heuchelei“. Zuvor hatten Frauenrechtlerinnen kritisiert, dass auf einem Wahlplakat der radikalen Islamisten-Partei Al Nur anstelle des Fotos einer Kandidatin nur eine Rose abgebildet worden war, während die Namen der männlichen Kandidaten alle mit Fotos veröffentlicht wurden. Konservative Kreise fühlten sich von der Aktion der Kunststudentin provoziert. Aus Solidarität mit ihr haben israelische Feministinnen jetzt nackt vor der Kamera posiert.

Solidarität mit Alia Magda al Mahdi. Israelische Feministinnen in Tel Aviv.
Solidarität mit Alia Magda al Mahdi. Israelische Feministinnen in Tel Aviv.

© dpa

Kaum wegzudenken sind die Aktionen der ukrainischen Frauenorganisation FEMEN. Ob gegen Berlusconi, den Papst, Dominique Strauss-Kahn – bei jeder Gelegenheit ziehen sie sich aus und lassen sich vor laufenden Kameras von Polizisten abführen, um gegen Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen zu protestieren.

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